Test Koga Colmaro Extreme: Das Reise-Gravelbike im klassischen Look des niederländischen Herstellers gefällt mit unsichtbaren Rohrübergängen und überrascht mit 650B-Radsatz. Ausstattung und Fahreigenschaften sind top, der Preis sowieso – und sportlich lässt sich das Rad auch bewegen.
Bei Koga, dem traditionsreichen Anbieter von Reiserädern und Rennmaschinen, stehen die Zeichen neuerdings verstärkt auf Gravel. Den Anfang machte das bildschöne Alu-Bike Colmaro Allroad mit Rennrad-Geometrie und Platz für 35 mm breite Reifen, dem im Gelände freilich Grenzen gesetzt sind. Ebenso sportlich, doch stärker offroad-tauglich wird das fürs kommende Jahr angekündigte Roqa sein – ein Gravel-Racer aus Carbon mit 45 mm Reifenfreiheit. Mehr auf die Reiserad-DNA des Unternehmens bezieht sich dagegen das Koga Colmaro Extreme.
Koga Colmaro Extreme: markentypisch elegante Optik
Wobei „extrem“ natürlich relativ ist. Erst einmal sieht das Gravelbike in typischer Koga-Optik eher harmonisch aus: Dunkelblauer Metallic-Lack mit Dekor in Kupfer, das perfekt zu den Tanwall-Reifen passt, bedeckt einen Rahmen, der im oberen Bereich mit praktisch unsichtbaren Rohrübergängen glänzt. Wer das Colmaro auf den ersten Blick für ein Carbonrad hält, sei entschuldigt!
Nicht wirklich extrem ist auch die Geometrie. Koga bietet vier Rahmenhöhen an, bei denen das Steuerrohr um jeweils 30 mm wächst – von 120 bis 210 mm. Bei der Sitzlänge trennen kleinsten und größten Rahmen dabei gerade mal 13 mm. Allerdings ist das Colmaro Extreme nicht gerade kurz; die Sitzhaltung ist sportlicher, als man das von einem Reiserad erwarten würde. Bei der Größenwahl gilt es also, aufzupassen.
Extrem ist allerdings der Preis, nämlich extrem günstig. Für 2.499 Euro liefern die Niederländer nicht nur den schönen Rahmen, sondern auch eine Shimano GRX 600/800 mit 2×11 Gängen, außerdem einen hochwertigen Radsatz vom Typ DT Swiss G1800 Spline. Das Gesamtpaket stimmt also – doch wie sieht das Koga Colmaro Extreme im Detail aus?
Reise-Gravelbike mit vielen Anbau-Optionen
Seinem Einsatzzweck entsprechend ist das Rad mit allerlei Gewindebohrungen ausgestattet – Schutzbleche und Träger können befestigt werden, außerdem drei Flaschenhalter und eine kleine Oberrohrtasche. Auffällig ist, dass bei Koga jede Schraube mit einer Unterlegscheibe aus Kunststoff ausgestattet ist – ein Zeichen des großen Qualitätsbewusstseins der In-house-Montage. Schaltzüge und Bremsleitung werden bis zum Tretlager im Unterrohr geführt, und die vordere Bremsleitung läuft durch die Gabel. Immer gut ist das geschraubte BSA-Innenlager, was Montage, Wartung und Ersatzteilversorgung angeht.
Shimano-Gruppe mit Top-Funktion
Keine Diskussionen gibt’s bei den Komponenten: Die GRX 600 ist der teureren Variante funktionell ebenbürtig; nur im direkten Vergleich meint man zu spüren, dass die 800er STIs minimal knackiger schalten. Und die am Koga verbaute Kurbel mag etwas schwerer sein als die hohlgeschmiedete GRX FC-RX810, hat aber die vielleicht geeignetere Abstufung. Mit 46/30 statt 48/31 ist sie etwas kürzer übersetzt, was aber gerade fürs Graveln eine gute Sache ist. Zusammen mit dem 11-34er Kranz ergibt sich ein sehr großer Übersetzungsbereich – und dann ist da ja auch noch die Sache mit der Entfaltung…
Koga Colmaro Extreme – Handlich dank 650B-Radsatz
Eine Besonderheit des Koga ist nämlich der 650B-Laufradsatz. Der geringere Durchmesser der Felgen sorgt einerseits dafür, dass sich das Rad trotz großen Reifenvolumens ziemlich handlich anfühlt, reduziert aber andererseits den Abrollumfang und damit die Entfaltung – also der pro Kurbelumdrehung zurückgelegte Weg. Beim Koga geht die Rechnung auf, denn das Alu-Geravelbike lässt sich spielerisch lenken und wirkt trotz seines nicht eben geringen Gewichts ausgesprochen spritzig. Bei kleineren Rahmen ergeben die 650B-Laufräder außerdem eine stimmige Optik.
Andererseits befindet sich durch den geringeren Radius das Tretlager näher am Boden – im Vergleich zu einem 622-40er Reifen etwa 10 mm, beim 622-45er sogar 16 mm. Das sollte man bedenken, wenn man mit dem Koga auf Trails unterwegs ist. Wobei man das Rad natürlich auch mit 28-Zoll-Laufrädern fahren kann; dann reicht der Platz locker für 45 mm breite Reifen, vielleicht sogar für mehr.
Koga montiert WTB Byway in 47 mm Breite, die mit Slick-Lauffläche leicht und geschmeidig abrollen, dabei aber an den Seiten nicht sehr stark profiliert sind. Nasser, matschiger Untergrund ist nicht unbedingt die Stärke dieses Reifens.
Ungewöhnliche Lenkerform
Kleinere Überraschungen gibt es bei den Anbauteilen. Der Schnellspanner an der Sattelklemme ist nur beim Testrad dran, der ungewöhnlich geformte Lenker dagegen Serie: Der Oberlenker ist leicht zum Fahrer hin orientiert und fällt nach außen hin ab, um dann im oberen Bogen wieder anzusteigen. Das führt je nach Griffposition zu subtilen, durchaus angenehmen Änderungen bei der Haltung von Händen und Armen. Die Alu-Sattelstütze ist nicht D-förmig wie beim Colmaro Allround, sondern rund mit Standard-Durchmesser 27,2 mm. Obwohl das Rad keineswegs hart ist, hat man damit die Möglichkeit, eine komfortspendende Carbonstütze nachzurüsten.
Nur beim Gewicht lässt das Koga Wünsche offen. Inklusive Pedalen wiegt es knapp über elf Kilo – fast anderthalb Kilo mehr als das Colmaro Allroad mit SRAM Rival 1×11 und baugleichem Radsatz in 28 Zoll. Beim Radreise-Einsatz mit Gepäck ist das Gewicht zum Glück nicht ganz so wichtig, und auch bei sportlichem Einsatz wirkt das Rad kein bisschen träge. Sieht man sich an, wie viel Gravelbike man bei Koga zum überschaubaren Preis bekommt, fällt die Entscheidung für dieses Rad bestimmt nicht schwer.
Hier geht’s zum Test des Koga Colmaro Allroad:
Koga Colmaro Allroad im Test: Alu-Klassiker für leichtes Gelände
Das Koga Colmaro Allroad bleibt sich treu in seiner Position zwischen Rennrad und Gravelbike. Viele Details am schönen, klassisch gestylten Alu-Rahmen sind neu; für rundum gute Fahreigenschaften muss allerdings ein kürzerer Vorbau her. Angesichts des für 2024 sehr attraktiven Preises ist dieser aber bestimmt noch drin! Der niederländische Premium-Anbieter ist ebenso Spezialist für Reiseräder wie […]