Test / E-MTB: Das Marin Rift Zone EL ist das erste Light E-MTB aus dem Hause der Kalifornier – ausgestattet mit Bosch SX Motor und 400 Wh Akku scheint das Trailbike auf den ersten Blick so zu sein, wie viele andere auf dem Markt. Doch seine Vorzüge liegen im Detail – der Alu-Rahmen glänzt mit durchdachten Features, die Geometrie gefällt und die Ausstattung bietet einige Highlights. Wermutstropfen: Mit knapp 21 kg gehört das Bike nicht zu den Leichtgewichten am Markt.
Als eines der noch existenten MTB-Urgesteine auf dem Markt haben die Kalifornier von Marin bereits recht früh das Potenzial von E-MTBs erkannt und ihr umfangreiches Portfolio umfasst verschiedenste Räder mit Motor-Unterstützung. Bislang bewegte sich das jedoch immer im Bereich der Full-Power Antriebe mit großen Akkus, das trifft auf das Alpine Trail E mit Bosch ebenso zu wie auf die Variante mit Shimano Motor. Insofern ist das neue Rift Zone EL aus gleich zwei Perspektiven bemerkenswert: Mit seinem Bosch SX Motor und 400 Wh Akku ist es nicht nur das erste Light E-MTB im Programm, sondern es ist auch die elektrifizierte Variante des vielleicht beliebtesten und erfolgreichsten MTB aus dem Hause Marin überhaupt: Dem Trail Bike Rift Zone, oder Rifty.
Natürlich hat das Rift Zone EL nicht nur den Namen von seinem unmotorisierten Schwestermodell geerbt, auch das Einsatzgebiet bleibt: Mit 150 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck ist auch das Rift Zone EL ein echtes Trailbike. Dazu passen auch die 29 Zoll Laufräder vorn und hinten und das Ausstattungspaket der drei Modelle, die preislich bei durchaus fairen 5.399 Euro starten. Die Grundlage bildet ein Rahmen aus Aluminium mit dem bewährten 4-Gelenker Multi-Trac Hinterbau, der neben den robusten Komponenten sicherlich seinen Anteil am recht hohen Gewicht hat. Unser Testrad, das Topmodell Marin Rift Zone EL XR brachte in Rahmengröße L und ohne Pedale beachtliche 21,0 kg auf die Waage und damit doch deutlich mehr als die meisten anderen Bosch SX E-MTBs in diesem Federwegsbereich.
Bosch SX Antrieb mit entnehmbarem Akku
Der Bosch SX Antrieb dürfte inzwischen wohl bekannt sein. Mit seinen maximal 55 Nm Drehmoment und bis zu 600 Watt Maximalleistung genießt er nach wie vor Exotenstatus, denn die hohe Leistung reicht an die vieler Full Power Motoren heran. Um sie jedoch abzurufen, ist sowohl eine hohe Trittfrequenz wie auch einiges an Eigenleistung notwendig. Details zur Charakteristik des Motors findet ihr in unserem ausführlichen Test dazu. Dem Motor zur Seite steht der CompactTube 400 Akku mit 400 Wh, Dieser sitzt im geschlossenen Unterrohr des Alu-Rahmens, lässt sich im Gegensatz zu vielen anderen Bosch SX E-MTBs jedoch zum Laden entnehmen.
Bosch Performance SX im ersten Test: Leichter, kompakter … kräftiger?
Test / E-Bike: Mit dem Performance Line SX stellt Bosch seinen ersten leichten Mittelmotor vor. Bei einem Gewicht von rund zwei Kilogramm bringt er ein maximales Drehmoment von 55 Nm und eine maximale Leistung von beeindruckenden 600 Watt. Ihm zur Seite steht mit dem CompactTube 400 ein neuer Akku und ein optionaler Range Extender mit […]
So lässt sich der Akku entnehmen
Hierfür muss zunächst die Kunststoffabdeckung am Tretlager entfernt werden und nach der Entriegelung des Akkus über eine per Gummistopfen verschlossene Öffnung am Unterrohr lässt er sich entnehmen. Die Lösung ist nicht ganz so elegant wie eine herkömmliche Abdeckung am Unterrohr, spart aber an Gewicht und ermöglicht eine höhere Rahmensteifigkeit. Aufpassen sollte man auf die Schraube, mit der die Kunststoffabdeckung gesichert ist und auf den Gummistopfen: Beides geht schnell verloren.
Durch den entnehmbaren Akku ist es also problemlos möglich, beispielsweise einen zweiten 400 Wh Akku im Rucksack mit auf die (längere) Tour zu nehmen. Dank seiner sehr kompakten Abmessungen und nur rund zwei Kilogramm Gewicht macht sich der Energiespeicher auf dem Rücken kaum bemerkbar. Eine andere Option ist der Bosch PowerMore 250 Range Extender, der sich am Flaschenhalter befestigen lässt. Dadurch kann man dann jedoch leider keine Trinkflasche mehr am Bike befestigen und mit seinen 250 Wh Kapazität bei 1,6 kg hat der Range Extender auch eine deutlich geringere Energiedichte als ein Zweitakku, den wir deshalb auch in den meisten Szenarien vorziehen würden.
Schrauber-freundliche Leitungsführung
Neben der relativ einfachen Akku-Entnahme durch den Fahrer hat Marin bei der Rahmenkonstruktion auch an anderen Stellen an den harten Trail-Alltag gedacht. So ist der Hinterbau großzügig mit Schützern versehen, um bei eventuellem Kettenschlagen unangenehmen Geräuschen und Kratzern vorzubeugen. Auch die Leitungs- und Zugverlegung gefällt: Hierfür sitzen geschraubte Führungen am Steuerrohr, die alle Kabel sicher halten und sich für eine einfachere Wartung auch entnehmen lassen. Super! So können Selbst-Schrauber hier auch verhältnismäßig einfach Hand anlegen und die Kopfschmerzen einer Verlegung durch den Steuersatz bleiben erspart. Last but not least ist auch die Zuladung des Marin Rift Zone EL überzeugend: Mit 120 kg liegt diese nämlich über dem, was die meisten anderen E-MTBs mit dem leichten Bosch Motor zu bieten haben.
Sportive Geometrie am Marin Rift Zone EL
Die Geometrie des Marin Rift Zone EL passt einerseits zwar klar zum Einsatzbereich als Trailbike – hierfür spricht unter anderem der nicht zu flache Lenkwinkel. Gleichzeitig machen die Zahlen aber auch deutlich, dass man sich mit dem Bike klar an einen sportiven Mountainbiker richtet: Vor allem der recht großzügige Reach dürfte im Gelände nach einer aktiven Fahrweise verlangen.
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohr (in mm) | 400 | 420 | 430 | 460 |
Reach (in mm) | 430 | 460 | 490 | 520 |
Stack (in mm) | 618 | 632 | 641 | 645 |
Lenkwinkel (in °) | 65 | 65 | 65 | 65 |
Sitzwinkel eff. (in °) | 77 | 77 | 77 | 77 |
Tretlagerabsenkung (in mm) | 36 | 36 | 36 | 36 |
Kettenstreben (in mm) | 440 | 440 | 440 | 440 |
Oberrohr horiz. (in mm) | 572 | 605 | 638 | 669 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 115 | 125 | 130 |
Durchdachte Ausstattung
Im Test hatten wir das Marin Rift Zone EL in seiner Top-Variante, die für 7.699 Euro zu haben ist. Das Bike bringt dafür eine rundum gelungene, durchdachte Ausstattung mit, die an vielen kleinen und großen Details zeigt, dass man sich im Produktmanagement viele Gedanken gemacht hat. Klar ist aber auch, dass auf dem Papier andere Vertreter dieser Radgattung für einen ähnlichen Preis ein teureres Komponentenpaket schnüren – aber ob das in der Praxis deshalb besser performt, steht auf deinem anderen Blatt. Ein sehr gutes Beispiel für diese pragmatische Herangehensweise von Marin ist das Fahrwerk: Hier setzt man (wie übrigens auch schon am Alpine Trail E Bosch) auf Fox-Komponenten in der Performance Elite Ausführung. Diese entspricht in allen relevanten Punkten dem Factory-Trimm, verzichtet lediglich auf die goldene Kashima-Beschichtung.
HC3 Hebel und griffige Reifen in Serie
Auch bei den Bremsen zeigt sich Liebe zum Detail: Die bewährte Magura MT7 kommt hier nämlich schon ab Werk mit den hoch individualisierbaren HC3 Bremshebeln, die sonst eigentlich nur im Aftermarket erhältlich sind und für rund 100 Euro nachgerüstet werden müssen. So lassen sich die Hebel sehr viel besser auf die eigenen Bedürfnisse einstellen. Geschaltet wird mit der GX Eagle Transmission Gruppe von Sram und die Sattelstütze mit 170 mm Hub kommt von US-Hersteller PNW. Viele der übrigen Teile tragen das Marin-Branding, machen aber – von Vorbau über Lenker bis zu den Laufrädern – einen sehr guten Eindruck.
Rahmen | Marin Rift Zone EL Multi-Trac |
Federgabel | Fox 36 Performance Elite GripX2 150 mm |
Antrieb | Bosch SX |
Akku | Bosch CompactTube 400 |
Dämpfer | Fox Float X Performance Elite |
Laufräder | Marin Alloy |
Reifen VR | Maxxis DHF Exo+ MaxxGrip |
Reifen HR | Maxxis Forekaster Exo+ MaxxTerra |
Schaltwerk | Sram GX Transmission |
Schalthebel | Sram AXS Pod |
Kurbel | e*thirteen e*spec Plus |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Magura MT7 HC3 |
Bremsscheiben | Magura MDR-C 203/203 mm |
Sattelstütze | PNW Loam Post 170 mm (Gr. L) |
Sattel | Marin Speed Concept |
Vorbau | Marin CNC |
Lenker | Marin Trail 800mm 25mm Rise |
Ein Lob hat sich das Bike außerdem auch bei den Reifen verdient. Die Maxxis-Kombination aus dem bekannten DHF an der Front und dem leicht-rollenden Forekaster am Heck ist ungewöhnlich, macht für ein E-Trailbike wie das Rift Zone EL jedoch Sinn. Schön, dass man an der Front auf die weiche MaxxGrip Gummimischung setzt und vorn wie hinten die recht pannensicheren Exo+ Karkassen verbaut.
Modelle ab 5.399 Euro
Daneben sind noch zwei weitere Ausstattungsvarianten für 5.399 Euro und 6.499 Euro zu haben. Beim günstigsten Einstiegsmodell muss man gerade am Fahrwerk einige Abstriche machen, während das Rift Zone EL 2 für über 1.000 Euro weniger als das von uns getestete Top-Modell durchaus einen genauen Blick wert ist. Vorausgesetzt man kommt mit einem Fox Performance Fahrwerk und einer mechanischen Sram GX Eagle Schaltung zurecht.
Das Marin Rift Zone EL auf dem Trail
In der Praxis zeigt sich dann genau das, was zu Beginn des Artikels angesprochen wurde: Auch wenn das Marin Rift Zone EL auf dem Papier keine Bäume ausreißt, ist es auf dem Trail eines der spaßigsten und vielseitigsten Bikes mit Bosch SX Motor, die wir bis dato im Test hatten. Ihm gelingt es, einen sehr guten Mittelweg zwischen flinkem Trailbike und potentem Baller-Boliden zu finden, die Ausstattung überzeugt und das leichte Übergewicht wird zu keinem Zeitpunkt wirklich spürbar.
Ausführliche Praxiseindrücke findet ihr in unserem Test-Video zum neuen Marin Light E-MTB: