Lifestyle: Wie an anderer Stelle bereits kurz erwähnt, waren wir bei einem der letzten großen Radsport Events der Saison in Rom vor Ort: Dem Granfondo Campagnolo Roma. Einer unserer Redakteure hatte gar das Vergnügen, am Rennen selbst teilzunehmen. Es folgt sein ungeschönter Bericht zu den 123km durch Mittelitalien.
Der Start
Es ist 6:00 Uhr morgens als ich schließlich dem schrillenden Wecker neben meinem Hotelbett in der Innenstadt Roms nachgebe. Eine Stunde später stehe ich mit einem leichten Frühstück im Magen am Start des 2014er Granfondo Campagnolo Roma. Hinter mir leuchtet das Kolosseum im sanften Rot der morgendlichen Sonne. Mit der Startnummer 30 stehe ich ganz vorn an der Linie – hinter mir stehen knapp 3.500 weitere Radsportbegeisterte, die es kaum erwarten können, bis sie endlich in die Pedale treten können. Kurz nach 7:30 Uhr ist es dann soweit – es geht los.
Die ersten Kilometer bewegt sich das Feld noch dicht gedrängt über die gepflasterten Straßen der wunderschönen römischen Altstadt. Vorbei am Forum Romanum, hin zum südlichen Stadtrand. Überall haben sich schon Zuschauer an diesem frühen Sonntag Morgen an die Straße gestellt, um die Teilnehmer anzufeuern – ein schönes Gefühl. Ich fahre heute auf einem von Campagnolo für uns zu Verfügung gestellten Testrad mit der neuen Super Record Gruppe – ein Test dazu folgt in Kürze auf Velomotion. Eines steht jedenfalls fest: Sollte es bei mir heute nicht klappen, am Rad sollte es nicht scheitern.
Scherben bringen Unglück
Die ersten knapp 30km bewegen sich über gute, breite Straßen durch das Umland Roms. Es bilden sich nun erste Gruppen und das Feld beginnt sich nach und nach etwas zu ordnen. Da ich in einem stark verbesserungswürdigen Trainingszustand angereist bin, konzentriere ich mich auf mein eigenes Tempo. Nach ungefähr 20km – ich fahre in einer kleineren Fahrergruppe – sehe ich plötzlich einige Scherben am Straßenrand, kann aber leider nicht mehr rechtzeitig bremsen und es kommt wie es kommen muss: Plattfuß. Als ich absteige, wird mir das Ausmaß erst klar: Es hat sogar beide Schläuche erwischt. Nach einigen Minuten und tatkräftiger Unterstützung eines anderen Fahrers (danke an dieser Stelle!) bin ich aber wieder fahrbereit.
Nach 29km wartet nun die erste von vier Bergwertungen. Die Strecke schlängelt sich seitlich des Lago di Castelgandolfo hinauf bis zum kleinen Örtchen Castel Gandolfo, das insbesondere für seine Papstresidenz bekannt ist. Der Anstieg ist anspruchsvoll und insbesondere die finalen Meter verlangen meinen Beinen mit einer Steigung von über 11% alles ab. Aber je näher ich dem Ziel komme, desto mehr Menschen stehen am Straßenrand, feuern mich an und sprechen mir Mut zu. Trotzdem bin ich heilfroh, als ich oben ankomme und bereits den ersten Versorungspunkt erblicke.
Vom Pech verfolgt
Frisch gestärkt geht es also weiter. Es folgt die Abfahrt zurück zum Albaner See. Die Aussicht von der ausgesetzten Straße ist herrlich – leider erfordert die von Schlaglöchern übersäte Straße viel Aufmerksamkeit, so dass kaum Zeit bleibt, den Blick zu genießen. Die schlechten Straßenverhältnisse setzten sich bis zum zweiten Anstieg fort, immer wieder sieht man verlorene Trinkflaschen auf der Straße. Kurz vor der zweiten Bergwertung kann ich mein Pech kaum fassen: Mein Hinterrad ist schon wieder platt. Einigermaßen verzweifelt steige ich ab. Ohne weiteren Ersatzschlauch stehe ich nun etwas ratlos am Straßenrand. Doch ich habe tatsächlich Glück in Unglück: Keine zwei Minuten später hält einer der beiden Motorroller zur technischen Assistenz neben mir. Es wird kurzerhand mein komplettes Laufrad getauscht, ich erhalte eine Abholnummer für nach dem Rennen und weiter geht’s. Super Service.
Beim zweiten größeren Anstieg hinauf nach Rocca Priora entschädigt wiederum ein atemberaubender Blick über das Grün Mittelitaliens für die zähen 600hm. Oben angekommen folgt eine kurze Abfahrt, die direkt in den dritten und letzten längeren Anstieg mündet. Langsam aber sicher merke ich doch, dass ich eher untrainiert angetreten war – ich gehe mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Der zweite Essenstop kommt mir sehr gelegen und ich stärke mich für die finalen 40km zurück nach Rom.
Fast geschafft
Wenngleich das finale Stück der Strecke weder mit langen Anstiegen, noch mit schwierigen Straßenverhältnissen aufwarten kann, sehe ich mich mit einer anderen Herausforderung konfrontiert: Plötzlich nimmt der Autoverkehr um mich herum stark zu. Während man die Autos auf der Strecke auf den vorigen 90km an einer Hand abzählen konnte, komme ich mir nun teilweise vor wie in der Rush Hour einer europäischen Großstadt. Dies hat auch zur Folge, dass die eigentlich gute Beschilderung etwas untergeht und sowohl ich, als auch andere Teilnehmer sich mehrmals fragend umblicken, um sicherzugehen, sich nicht verfahren zu haben. An den Kreuzungen sind die Carabinieri zwar sichtlich bemüht, den Verkehr zu regeln, aber wer Italien kennt, weiß wie gut das funktioniert. Letzten Endes schaffe ich es aber mehr schlecht als recht bis ins Ziel am Fuße der Caracalla Thermen in Rom. Überglücklich, aber erschöpft lasse ich mich neben meinem Fahrrad nieder und freue mich auf die Pasta Party, zu der jeder Teilnehmer vom Veranstalter eingeladen wurde.
Alles in allem muss ich sagen, dass der Granfondo ein wirklich tolles Erlebnis war. Trotz meiner dürftigen Vorbereitung, dem Pech mit den Plattfüßen und den letzten 30km durch den Wahnsinn des italienischen Straßenverkehrs hatte ich großen Spaß. Das Rennen ist für jeden ambitionierten Hobbyradsportler eine Reise wert!