Probefahrt: Der spanische Traditionshersteller BH präsentiert mit dem G7 Disc einen quirligen Aero-Renner mit Scheibenbremsen. Beim Testrad handelte es sich um ein Vorserienmodell; aber trotzdem war nicht zu übersehen, dass dieses Rad sehr großes Potenzial hat.
1909 begannen die Brüder Domingo, Juan und Cosme Beistegui, im Baskenland Waffen zu produzieren. Nach Ende des Ersten Weltkrieges sattelten sie um – auf Fahrräder. Eine weise Entscheidung, denn heute ist BH einer der größte Fahrradhersteller Spaniens. BH steht dabei für Beistegui Hermanos, zu deutsch Gebrüder Beistegui. Den Firmennamen spricht man spanisch „Beh Atsche“ aus. Die Marke hätte in Deutschland einen höheren Bekanntheitsgrad verdient, verfügt sie doch über eine enorme Bandbreite an Modellen: BH bietet Fitness-, Urban- und E-Bikes, dazu Fixies, BMX-Bikes und Kinderräder, aber auch Mountainbikes, Rennräder und Triathlonmaschinen in allen erdenklichen Variationen und für jeden Geldbeutel. Deutsche Pendants wären zum Beispiel Cube oder Stevens.
Aero-Renner G7 Disc
Beim Demoday der Eurobike waren wir sehr gespannt auf den nagelneuen Aero-Renner G7 Disc. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des aerodynamischen Flaggschiffes G6 mit klassischen Felgenbremsen. Der Carbonrahmen – mit BH-typisch stark abfallendem Oberrohr – wurde nun für die Aufnahme von Scheibenbremsen optimiert. Um den Einbau von 140 Millimeter-Scheibenbremsen mit Shimano Flat-Mount-Technik vorne und hinten zu ermöglichen, konstruierten die Ingenieure den Hinterbau komplett neu. Er soll die durch die neue Scheibenbremsen-Verankerung entstehenden Kräfte und Spannungen perfekt verarbeiten – BH betont, Sicherheit sei eines der zentralen Entwicklungsziele beim G7 Disc gewesen.
Dass es sich um einen Aero-Renner handelt, springt ins Auge: vorne schmal, von der Seite flächig, so präsentieren sich die Rohrquerschnitte. Hingucker sind das taillierte Steuerrohr und das durchgängige, breite Sitzrohr, das direkt in den Sitzdom mit ebenfalls flächiger Sattelstütze mündet. In den Rahmen integrierte Züge und Leitungen gehören mittlerweile schon zum Standard und sind auch beim BH-Bike selbstverständlich. 12-Millimeter-Steckachsen fixieren die Laufräder, die Kurbel dreht sich im Press Fit-BB386-Tretlager. Ganz und gar nicht selbstverständlich ist die lebenslange Garantie, die BH gewährt – Voraussetzung ist der Kauf bei einem authorisierten Händler oder via Direktversand.
Sportskanone mit großem Vorwärtsdrang
Am Testrad war eine mechanische Shimano Ultegra-Schaltgruppe mit den hydraulischen Scheibenbremsen RS505 montiert. Bei der Kurbel handelte es sich um eine FSA SLK. Der Sattel stammte von San Marco, die Anbauteile sowie die Hochprofilfelgen aus Carbon sind Eigenprodukte von BH. Diese Kombination ergibt einen Aero-Renner, der stimmig aufgebaut, optisch ansprechend und angemessen leicht ist.
Die Probefahrt offenbarte viel Licht und machte richtig Spaß. Die Produktmanager von BH betonten, dass es sich bei diesem G7 um ein Vorserienmodell handelt, das bitte noch nicht „so richtig rangenommen“ werden möge. Klar, die Bremsen waren nicht optimal eingestellt und in den Laufrädern klackerte irgendwas. Doch einmal im Sattel entpuppte sich das Rad als veritable Sportskanone mit großem Vorwärtsdrang und hohem Spaßfaktor. Die Sitzposition ist sportlich, ja renn-orientiert, ein kurzes Steuerrohr bringt den Fahrer in eine flache, aerodynamische Haltung. Die Lenkung ist sehr agil, auf Antritte reagiert das Rad umgehend. Gerne hätten wir uns damit auf einen verwinkelten Kriteriumskurs gewagt. Für die gemächliche Sonntagsausfahrt ist der Heißsporn fast zu schade, sein volles Potenzial entfaltet er bei hohen Geschwindigkeiten. Dabei animiert der deutlich hörbare Bollersound der Hochprofilfelgen zusätzlich. Perfekt eingestellt handelt es sich um eine tolle Rennmaschine, die Lust macht auf Highspeed und Wettkampf.
Ausstattungsvarianten und Preise
Das G7 Disc gibt es in vier Ausstattungsvarianten: mit Shimano Dura Ace DI2 für stolze 7.999 Euro, als SRAM-Red-Modell für 6.499 Euro und in zwei Ultegra-Versionen (als DI2 6.499 Euro und in der getesteten mechanischen Version für 4.999 Euro). Wer dem Trend Scheibenbremse am Rennrad nichts abgewinnen kann, findet BHs Aero-Renner im G6 Pro auch mit klassischer Felgenbremse. Eine Ultegra DI2-Version kostet 5.299 Euro, die Variante mit mechanischer Ultegra-Ausführung gibt es für 4.099 Euro.
Über die weiteren Räder von BH gibt eine erfreulich informative Website ausführlich Auskunft.