Markt: Spätestens seitdem die UCI zum Anfang diesen Jahres auch in der WorldTour Scheibenbremsen offiziell erlaubte, steht Campagnolo unter Druck – während die Konkurrenz von SRAM und Shimano schon längst funktionierende Disc-Stopper im Programm haben, sah es beim italienischen Traditionshersteller bisher düster aus. Nun zeigte man erstmals einen funktionierenden Prototypen, erklärte aber auch, weshalb die Markteinführung noch auf sich warten lässt.
Movistar, Lotto Soudal, Astana – diese drei WorldTour Teams fahren mit Komponenten aus Vicenza und mussten bisher auf die Option ‚Scheibenbremsen‘ verzichten. Gerade während der in diesen Tagen beginnenden Klassikersaison werden wir zweifellos den einen oder anderen Topfahrer mit Scheibenbremsen sehen. Vielleicht ist unter ihnen aber überraschenderweise auch ein Fahrer aus den gerade eben angesprochenen Teams – denn wie Campagnolo im Rahmen des Pressecamps vor einer Woche bestätigte, hat man bereits funktionierende Prototypen, die bereits von den Profis getestet werden.
Die Schnittstelle zwischen dem italienischen Hersteller und den Profiteams ist das neu gegründete Campy Tech Lab: Ohne großen Aufwand und ohne umständliche Bürokratie können Profis und Teams ihr Feedback an diese Gruppe von Entwicklern und Ingenieuren weiterleiten, die die Erkenntnisse ihrerseits in den weiteren Entwicklungsprozess einfließen lassen. Auch wenn man bei Campagnolo in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit Profis gemacht hat, kann und möchte man sich nicht einzig und allein und deren Feedback verlassen.
Sicherheitstests, Belastbarkeitsprüfungen und Langzeiterfahrungen sind elementare Bestandteile bei der Entwicklung neuer Komponenten und man möchte sich bei Campagnolo weder vom Weltverband, noch von der Industrie unter Druck setzen lassen. Erst wenn eine Komponente „Campagnolo Corretto“ ist – also alle Tests erfolgreich bestanden hat – denkt man an Massenproduktion und Markteinführung. Aus diesen Gründen hält man sich für den Moment noch bedeckt, was die offizielle Einführung der Scheibenbremse angeht.
Dennoch: An dem einen oder anderen Trainingsrad der Profis wird schon fleißig getestet und auch der Renneinsatz ist sicherlich nicht ausgeschlossen. Es lohnt sich also doppelt, in den kommenden Wochen und Monaten auf die Teambikes von Movistar, Astana und Lotto Soudal zu achten – es wäre sicherlich keine allzu große Überraschung, wenn man dort einen der Prototypen erspähen könnte.