Test: Derzeit finden am Kronplatz in Südtirol die Eurobike Media Days statt. Natürlich hat der eine oder andere Hersteller auch bereits einige Testräder der neuen 2018er Modelle mit dabei – darunter auch Merida. Hier gibt es ab kommender Saison mit dem One-Forty ein neues Modell, das die Lücke zwischen One-Twenty und One-Sixty schließen soll. Mit 140mm Federweg, einer vom Enduro inspirierten Geometrie und viel Reifenfreiheit kann man damit ein modernes Trailbike präsentieren, das wir auf einigen Testruden direkt ausgiebig testen durften.
Mit seinen beiden Schwestermodellen teilt das neue Merida Trailbike unter anderem den Hinterbau mit schwimmend gelagertem Dämpfer. Auch Formsprache und Optik verweisen unverkennbar auf die Familienzugehörigkeit. Das One-Forty wird ausschließlich mit Aluminium Rahmen erhältlich sein, der jedoch die neuesten Standards und Features bereit hält: Boost Achsen sind mittlerweile bei neuen Rädern selbstverständlich, ebenso wie metrische Dämpferlängen und intern verlegte Züge und Leitungen. Bei letzterem hat man sich jedoch viele Gedanken gemacht, um einerseits die Montage zu vereinfachen und andererseits auch das Klappern der Leitungen im Inneren zu vermeiden. Herausgekommen bei diesen Überlegungen sind die Smart Entry Leitungs Ein- und Ausgänge, die beim Entfernen viel Platz bieten, um die Leitungen aus dem Rahmen zu fischen und bei der Montage mit einer Schraube die straffe Klemmung der Hüllen ermöglichen. Ein weiteres schönes Detail ist die Bremsenbefestigung im Hinterbau: Der Sattel verschwindet hinter der Sitzstrebe und ist damit besser geschützt, bleibt aber dennoch gut erreichbar.
Das Merida One-Forty steht auf 27,5″ Laufrädern, bietet aber eine üppige Reifenfreiheit. Im Hinterbau finden Pneus mit einer Breite von bis zu 2,6″ Platz – an unserem Testrad waren 2,6″ breite Maxxis Reifen montiert, die noch viel Luft zwischen den Streben hatten. Natürlich lässt sich das Rad auch mit „normal“ breiten Reifen fahren – wer das möchte. Bei der Geometrie des neuen Trailbikes liegt man voll im Zeitgeist – flacher Lenkwinkel, steiler Sitzwinkel ein weiter Reach und kurze Kettenstreben sind das, was die meisten Käufer von einem neuen Trailbike wollen. Etwas gegen den Strom schwimmt man bei der Tretlagerhöhe. Diese fällt etwas höher aus als bei vielen Rädern der Konkurrenz. Damit opfert man zwar Abfahrtsqualitäten, jedoch erleichtert die größere Bodenfreiheit das Pedalieren in schwierigem Gelände.
Merida One-Forty: First Ride Impressionen
Für einige Testrunden durften wir das neue Merida Bike vom Testgelände der Eurobike Media Days auf die umgebenden Trails entführen. Wir hatten das Topmodell, das One-Forty 800 unter dem Hintern, dessen Ausstattung mit dem neuen GX Eagle Antrieb von SRAM, Code R Vierkolbenbremsen, Variostütze von Kind Shock und Rock Shox Fahrwerk mit neuer Revelation und Deluxe Dämpfer durchaus hochwertig ist. Preislich soll das Merida One-Forty 800 bei etwas über 3.000€ liegen, das Einstiegsmodell One-Forty 600 gibt es bereits für um die 2.000€. An den günstigeren Varianten muss man zwar auf die 12-fach Schaltung verzichten, doch hat man bei Merida mitgedacht und kombiniert die Shimano Schaltungen mit der 11-50 Kassette von Sunrace für eine große Bandbreite.
Positiv aufgefallen ist während unseres Tests die Reifenwahl: Mit dem Maxxis DHRII vorn und dem Rekon hinten, beide in der neuen 2,6er Breite, ist man für ein Trailbike recht potent unterwegs, doch das machte sich auch beim Rollwiderstand kaum negativ bemerkbar. Lediglich im Uphill auf feuchtem Untergrund neigte der Hinterreifen zum Durchdrehen. Abgesehen davon klettert das Merida recht willig und das Vorderrad bleibt auch an steilen Rampen zuverlässig am Boden. Wenn es lang und zäh nach oben geht, hilft die 12-fach GX Eagle, die super funktioniert und ihren teureren Pendants unserer Meinung nach kaum nachsteht. Schön, dass man das Wegfallen des zweiten Triggers gut genutzt hat und einen Daumenhebel für die Variostütze verbaut.
Das Fahrwerk war insgesamt unauffällig und gab zumindest während unseres kurzen Tests kaum Grund zur Beanstandung. Das Rad selbst liegt ungemein ruhig auf dem Trail und lässt sich dennoch recht spielerisch durch die vielen Anlieger unserer Teststrecke ziehen. Die Bremsen auf unserem Testmodell waren noch neu und eher wenig eingefahren, aber mit der Code hat man hier einen echten Anker verbaut, der uns für ein Trailbike fast ein wenig überdimensioniert scheint – andererseits: Reserven bei den Bremsen sind sicherlich nicht verkehrt. Das insgesamt sehr gutmütige Fahrverhalten dürfte vor allem für (Wieder-)einsteiger oder weniger versierte Fahrer durchaus ermutigend sein.