Radsport: Bei der Tour de France standen in diesem Jahr 16 Profis aus Deutschland, 6 aus der Schweiz und 3 aus Österreich am Start. Herumgekommen sind letztendlich fünf Etappensiege – alle durch Marcel Kittel (Quick-Step Floors). Doch wie haben die anderen deutschsprachigen Profis bei der Tour de France 2017 abgeschnitten? Wir haben die Leistungen etwas genauer beäugt.
Marcel Kittel: Eine (fast) perfekte Tour de France
Wer bei einer Tour de France fünf Etappen gewinnt, der gehört zu den Fahrern des Jahres. So kann also das Zeugnis für Marcel Kittel nur positiv ausfallen. Seit Jahren haben die Zuschauer keinen so souveränen Sprinter mehr gesehen. Schnell war von Langeweile die Rede, doch das ist ganz sicher nicht die Schuld von Marcel Kittel. Der Deutsche hat seine Aufgabe im Team perfekt ausgefüllt und für die ersehnten Etappensiege gesorgt. Es schien eine perfekte Tour de France zu werden. Doch dann kam die 17. Etappe und Marcel Kittel musste die Frankreich-Rundfahrt vorzeitig verlassen. Nur ein Sturz konnte ihn stoppen. Damit wurde ihm die Chance genommen, gar sieben oder mehr Teilstücke zu gewinnen und einen neuen Rekord aufzustellen. Noch viel bitterer ist wohl die Tatsache, dass ihm durch sein Ausscheiden das Grüne Trikot verwehrt blieb. Doch Marcel Kittel wird auch im nächsten Jahr garantiert wieder kommen.
André Greipel & Tony Martin: Zwei Siegfahrer ohne Sieg
Während Marcel Kittel Etappe um Etappe gewann, blieb einem seiner größten Konkurrenten nur das Nachsehen. André Greipel (Lotto Soudal) war es in diesem Jahr einfach nicht vergönnt, ein Teilstück bei der Tour de France zu gewinnen. Seit 2011 jubelte der Deutsche immer mindestens einmal bei der Grand Boucle. Auch auf den Champs-Elysées sollte es 2017 nichts werden, nachdem er in den beiden vorangegangenen Jahren dort siegreich war. Ebenfalls nicht geklappt hat es für Tony Martin (Katusha-Alpecin). Der Zeitfahr-Weltmeister wollte sich unbedingt beim Heimspiel in Düsseldorf das Gelbe Trikot sichern, doch am Ende schlitterte er auf der regennassen Fahrbahn am Sieg vorbei. Auch auf der vorletzten Etappe in Marseille sollte es im Kampf gegen die Uhr nicht reichen. Seine Teamkameraden blieben – wie auch die Kollegen von André Greipel – auf allen 21 Etappen ohne Sieg. Es war also eine Tour zum Vergessen!
Emanuel Buchmann: Heimlich, still und leise auf Rang 15
Deutschland hat endlich wieder einen Klassementfahrer! Zwar ist Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) noch nicht in der Lage, eine Grand Tour zu gewinnen, doch immerhin hat er es bei der Tour de France 2017 auf Rang 15 geschafft. Eine solch hohe Platzierung hat nach Andreas Klöden im Jahr 2012 kein deutscher Profi mehr geschafft. Dabei war Emanuel Buchmann im TV oft gar nicht zu sehen. Etwas schüchtern hielt sich der 24-jährige auf den meisten Etappen zurück und flog im Gebirge irgendwann einfach hinten raus. Auf mindestens zwei Teilstücken hat sich Emanuel Buchmann in eine Fluchtgruppe schleichen wollen, doch es hat leider nicht geklappt. Als er vorn mit dabei war, hatte er nicht die Beine für einen Tagessieg. Mit diesem könnte es aber in den kommenden Jahren durchaus etwas werden. In der Nachwuchswertung sicherte er sich hinter Simon Yates (Orica-Scott) und Louis Meintjes (UAE) Rang drei. Das Weiße Trikot sollte es also nicht werden, aber vielleicht möchte Emanuel Buchmann in ein paar Jahren auch direkt das Gelbe Trikot einmal anprobieren.
Hart arbeitende Helfer mit unterschiedlichem Ertrag
Nur die wenigsten Fahrer im Peloton einer Tour de France sind zu den absoluten Siegfahrern zu zählen. Eine gute Mannschaft funktioniert nur dann, wenn sie durch starke Helfer gestützt wird. So hatten auch die meisten Deutschen, Schweizer und Österreicher Helferdienste zu verrichten. Dies traf sogar auf so namhafte Profis wie John Degenkolb (Trek-Segafredo) und Mathias Frank (Ag2r) zu. Für ihre Kapitäne musste drei Wochen lang geschufftet werden – mit unterschiedlichem Erfolg. Während sich Simon Geschke (Sunweb) über zahlreiche Erfolge seiner Teamkameraden freuen durfte, gab es zum Beispiel für Marco Haller und Rick Zabel (Katusha-Alpecin) sowie für Marcel Sieberg (Lotto Soudal) recht wenig zu lachen. Definitiv erfolgreich verlief die Tour de France aber für die deutschsprachigen Teams. Sunweb gewann zwei Wertungstrikots und vier Etappen, Bora-hansgrohe durfte trotz des frühen Ausscheidens von Peter Sagan und Rafal Majka über zwei Siege jubeln.