Radsport: Mitte November – die Straßenrad-Saison ist zu Ende. Während sich die Profis erholen und sich in Trainingslagern schon wieder auf die kommende Saison vorbereiten, blicken wir zurück auf ein ereignisreiches Jahr. Fünf Highlights sind uns dabei ganz besonders in Erinnerung geblieben. Das waren unsere Radsport Highlights im Jahr 2018!
1) Marc Soler gewinnt den Sekundenkrimi in Nizza
Der Begriff Sekundenkrimi und das Radrennen Paris-Nizza können beinahe jedes Jahr in einem Satz verwendet werden. Auch im März dieser Saison kam es bei der achttägigen Fernfahrt zu einem der Radsport Highlights. Erst die letzte Etappe sollte über den Gesamtsieg entscheiden, wobei zwischenzeitlich nicht weniger als sechs Fahrer um den Titel kämpften. Die denkwürdige Schlussetappe gewann David de la Cruz (Sky), doch besonders bejubelt wurde sein spanischer Landsmann Marc Soler (Movistar). Der 24-Jährige lieferte ein äußerst intelligentes Rennen ab und verbesserte sich damit vom sechsten auf den ersten Gesamtrang. Um vier Sekunden fing er den zuvor führenden Simon Yates (Mitcheton-Scott) auf den letzten Metern ab. Es sollte nicht die letzte Enttäuschung bei einer Rundfahrt für den Briten bleiben …
2) In der Toskana wird FantasTIESJ Benoot geboren
Die Strade Bianche ist eine noch immer unterschätzte Veranstaltung im Kalender des Straßenradsports. Jahr für Jahr präsentiert uns das italienische Eintagesrennen Radsport vom Feinsten – so auch 2018. Schauplatz waren einmal mehr die weißen Straßen durch wundervolle Landschaften. Diesmal jedoch sollte die sonst so staubige Angelegenheit zu einer verregneten Schlammschlacht durch die Toskana werden. Durch das horrende Tempo fiel das Peloton früh auseinander und mit Romain Bardet (AG2R) und Wout Van Aert (Vérandas Willems-Crelan) setzten sich zwei namhafte Profis vielversprechend ab – doch dann kam Tiesj Benoot (Lotto Soudal). Dem Belgier gelang es, die Lücke mit einer Attacke aus der Verfolgergruppe heraus allein zu schließen und die bis dato Führenden anschließend einfach stehen zu lassen. In den Medien war am Folgetag von „FantasTIESJ Benoot“ und einem der größten Radsport Highlights zu lesen – völlig zurecht!
3) Chris Froome mit seinem 80 Kilometer Solo für die Ewigkeit
Über 18 Etappen hat Simon Yates (Mitchelton-Scott) den Giro d’Italia dominiert. Der Brite sah wie der sichere Sieger aus. Doch auf der 19. Etappe von Venaria Reale nach Bardonecchia sollte alles auf den Kopf gestellt werden. Es war einer dieser Tage, von dem die Radsportfans noch in vielen Jahren sprechen werden. Denn auf dem 184 Kilometer langen Teilstück geschah etwas schier Unglaubliches: Chris Froome (Sky) attackierte bereits am Colle delle Finestre und watschte die gesamte Konkurrenz mit einem Solo über 80 Kilometer ab. Während Leader Simon Yates den Anschluss und alle Hoffnungen auf eine Top-Platzierung verlor, kämpften Tom Dumoulin (Sunweb) und Co. um Schadensbegrenzung. Am Ende jedoch gewann Chris Froome dank dieser 19. Etappe den Giro d’Italia, obwohl er zwischenzeitlich bereits über vier Minuten Rückstand hatte. Damit sorgte er für das wohl umstrittenste der Radsport Highlights 2018.
4) John Degenkolb erfüllt sich seinen Kindheitstraum
Selten hat sich die gesamte Radsportwelt über einen Sieger so sehr gefreut wie am 15. Juli 2018. John Degenkolb (Trek-Segafredo) gewann gerade die 9. Etappe der Tour de France. Es war sein erster Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt – und alle konnten sich mit dem Deutschen freuen. Die 156,5 Kilometer lange Etappe führte das Peloton über 21,7 Kilometer Kopfsteinpflaster. Das Gastspiel in der Hölle des Nordens forderte bereits vor Beginn der Pavé-Sektoren prominente Opfer. So schied Mitfavorit Richie Porte (BMC) nach einem Sturz aus. Viele weitere Fahrer kamen zu Fall, doch eine entscheidende Selektion in der Gesamtwertung gab es nicht. Dafür war der Kampf um den Etappensieg umso spannender. Schließlich konnten sich Greg Van Avermaet (BMC), Yves Lampaert (Quick-Step Floors) und eben jener John Degenkolb aus der Hauptgruppe lösen und den Sieg unter sich ausmachen. Von vorn fahrend ließ er seinen beiden Kontrahenten im Sprint keine Chance – und die Tränen begannen zu fließen. Aus deutscher Sicht sorgte John Degenkolb damit gewiss für eines der größten Radsport Highlights der Saison.
5) Die perfekte Werbung für den Frauenradsport
Leider gibt es aktuell keine Tour de France für die Damen. Dank der Veranstaltung La Course by le Tour de France kann der Frauenradsport aber immerhin an einem Tag von der großen Aufmerksamkeit der Grand Tour profitieren. Die Aussage, die Beteiligten hätten diese Chance in dieser Saison genutzt, wäre reichlich untertrieben. Die beiden Niederländerinnen Annemiek van Vleuten und Anna van der Breggen präsentierten den Zuschauern nämlich ein wahres Herzschlagfinale – spannender als jede einzelne Etappe der Herren. In der Abfahrt hinunter zum Ziel sah Anna Van der Breggen die gesamte Zeit über mit rund fünf bis neun Sekunden Vorsprung wie die sichere Siegerin aus. Erst auf den letzten Metern brach sie ein und ließ ihre Landsfrau Annemiek van Vleuten noch heran und vorbeifahren. Aber seht selbst …