Radsport: Die Startliste für den Giro d’Italia 2019 ist komplett. Am Samstag werden acht Deutsche, drei Schweizer und zwei Österreicher die erste Grand Tour des Jahres in Angriff nehmen. Dabei haben die meisten deutschsprachigen Profis drei harte Wochen als Helfer vor sich. Unsere Hoffnungen in Richtung Etappensieg ruhen vor allem auf zwei deutschen Fahrern. Wir blicken nachfolgend auf alle 13 genannten Profis und erläutern deren Aufgaben.
Pascal Ackermann mit Siegchancen im Massensprint
Insgesamt werden acht Deutsche den Giro d’Italia 2019 am Samstag in Bologna in Angriff nehmen. Dabei können wir zumindest bis zu Etappe #11 mit realistischen Siegchancen rechnen. Mit Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) bejubeln die deutschen Fans nämlich einen der stärksten Sprinter im Fahrerfeld. So lange die Etappen also flach sind, lohnt es sich, dem Deutschen Meister die Daumen zu drücken. Doch die Erwartungen sollten nicht allzu hoch geschraubt werden. Denn Pascal Ackermann bestreitet seine erste Grand Tour. Durchaus möglich, dass er nach der elften Etappe aussteigen wird. Danach nämlich wird es extrem bergig und für die Sprinter bleibt eigentlich nur noch eine Chance übrig.
Welche Etappe hätten Sie denn gern, Herr Denz?
Auch wenn es beim Giro d’Italia 2019 etwas hügeliger wird, stehen die Deutschen nicht ganz ohne Siegchancen da. Nico Denz (AG2R La Mondiale) hat im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt, dass er Teilstücke mit einem hohen Anforderungsprofil weit vorn beenden kann. Besonders die Etappen #6 und #7 dürften ihm liegen. Nach einigen Massensprints an den ersten Tagen besteht dann nämlich die Chance, dass eine Ausreißergruppe durchkommt. Mit extrem guten Beinen könnte Nico Denz auch die Teilstücke #12, #15 und #17 anpeilen. Etappe #18 wird nur dann interessant, wenn sich die stärksten Sprinter bereits verabschiedet haben. So oder so: Nico Denz kann auf zahlreiche Möglichkeiten blicken. Welche Etappe hätten Sie denn gern, Herr Denz?
Deutsches Duell in der Sprintvorbereitung: Kluge vs. Schwarzmann & Selig
Neben Nico Denz und Pascal Ackermann können natürlich auch die anderen sechs deutschen Starter eine Etappe beim Giro d’Italia gewinnen. Die Qualität ist vorhanden, da ansonsten auch gar keine Nominierung erfolgt wäre. Doch die nachfolgenden Profis wurden vorwiegend für wichtige Helferdienste auserkoren. Michael Schwarzmann (Bora – hansgrohe) und Rüdiger Selig (Bora – hansgrohe) sind hauptverantwortlich für den Sprintzug von Pascal Ackermann. Leisten sie gute Arbeit, steigen die Siegchancen für den Deutschen Meister enorm. Die gleiche Aufgabe hat Roger Kluge (Lotto – Soudal) zu erfüllen – allerdings für den australischen Konkurrenten Caleb Ewan. Zu erkennen ist dieses Duo vor allem auf Grund der unterschiedlichen Körpergrößen. Mit seinen 1,93 m kann Roger Kluge seinem nur 1,65 m großen Sprint-Kapitän Caleb Ewan viel Windschatten spenden. In den Massensprints wird Roger Kluge vor Anfahrer Jasper De Buyst der letzte Mann sein.
Sütterlin, Knees & Martens unterstützen ihre Klassementfahrer
Etwas andere Aufgaben haben Jasha Sütterlin (Movistar), Christian Knees (Ineos) und Paul Martens (Jumbo – Visma) zu verrichten. In ihren Mannschaften sind nämlich keine Sprinter zu finden. Stattdessen setzen die Teams auf die Gesamtwertung. Jasha Sütterlin wird immer dann zu sehen sein, wenn er Mikel Landa und Richard Carapaz unterstützen muss. Da die spanische Equipe insgesamt sehr berglastig zusammengestellt wurde, kann Jasha Sütterlin daher schon fast als Edelhelfer in der Ebene bezeichnet werden. In den drei Zeitfahren hofft der Deutsche auf gute Ergebnisse für sich selbst. Paul Martens hingegen steht als Helfer in der Ebene nicht ganz so allein da. Gemeinsam mit Jos van Emden und Tom Leezer wird er auf Flachetappen der wichtigste Mann für Kapitän Primoz Roglic sein. Auch wenn es etwas hügeliger wird, darf der Slowene auf die zuverlässigen Dienste von Paul Martens bauen. Eine ganz besondere Aufgabe hat in diesem Jahr Christian Knees zu erfüllen. Bei seiner 20. Grand Tour wird der 38-Jährige vor allem als Mentor gebraucht. Ohne ihn kommt das Aufgebot von Ineos nämlich auf einen Altersdurchschnitt von nur knapp über 23 Jahre. Auch er wird auf Flachetappen besonders häufig zu sehen sein.
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— Tao Geoghegan Hart (@taogeoghegan) 7. Mai 2019
Etappensieger aus der Schweiz und Österreich sind unwahrscheinlich
Die Schweizer und Österreicher sind mit drei bzw. zwei Fahrern beim Giro d’Italia 2019 nicht stark vertreten. Dementsprechend schwierig dürfte es werden, einen Etappensieg einzufahren. Auch für die Wertungstrikots kommt keiner der fünf gemeldeten Fahrer in Frage. Stattdessen werden sie in ihren Mannschaften als Helfer gebraucht. Wie auch die deutschen Profis sind sie vor allem auf flachem Terrain zu sehen.
Kaum Freiheiten für die 5 Österreicher und Schweizer
Der Schweizer Danilo Wyss (Dimension Data) kann auf Flachetappen als Helfer für Sprinter Giacomo Nizzolo eingesetzt werden oder als Beschützer für Klassementfahrer Ben O’Connor. Eine ähnliche Rolle nehmen sein Landsmann Reto Hollenstein und der Österreicher Marco Haller im Team Katusha – Alpecin ein. Sie sind für Leader Ilnur Zakarin eine wichtige Stütze bei der Anfahrt ins Gebirge und sie können zudem Enrico Battaglin einen starken Sprint ermöglichen. Tom Bohli (UAE Team Emirates) aus der Schweiz wurde ebenfalls für die Sprintvorbereitung nominiert. Er soll Kapitän Fernando Gaviria und dessen Anfahrer Juan Sebastian Molano perfekt in Position bringen. Österreichs Michael Gogl genießt im Team Trek – Segafredo vielleicht sogar die größten Freiheiten. Im Gebirge baut die Teamleitung zwar auf Bauke Mollema und im Flachen auf Sprinter Matteo Moschetti, doch auf leicht hügeligem Terrain werden wir Michael Gogl sicher einmal in einer Fluchtgruppe sehen.
Startnummer | Fahrer | Team | Nationalität | Aufgaben |
---|---|---|---|---|
8 | Jasha Sütterlin | Movistar | Deutschland | - Helfer in der Ebene für Landa & Carapaz - Gute Zeitfahren abliefern |
14 | Nico Denz | AG2R La Mondiale | Deutschland | - Helfer auf hügeligem Terrain für Gallopin & Vuillermoz - Freiheiten für Etappensiege auf hügeligem Terrain |
62 | Pascal Ackermann | Bora – hansgrohe | Deutschland | - Kapitän in Massensprints |
67 | Michael Schwarzmann | Bora – hansgrohe | Deutschland | - Helfer in der Ebene für Majka & Ackermann - Wichtiger Bestandteil im Sprintzug von Ackermann |
68 | Rüdiger Selig | Bora – hansgrohe | Deutschland | - Helfer in der Ebene für Majka & Ackermann - Wichtiger Bestandteil im Sprintzug von Ackermann |
126 | Roger Kluge | Lotto – Soudal | Deutschland | - Helfer in der Ebene für Ewan & Co. - Wichtiger Bestandteil im Sprintzug von Ewan |
158 | Danilo Wyss | Dimension Data | Schweiz | - Helfer in der Ebene und auf hügeligem Terrain für Nizzolo & O'Connor |
164 | Christian Knees | Ineos | Deutschland | - Helfer in der Ebene für Sosa, Sivakov & Geoghegan Hart - Mentor in einer enorm jungen Mannschaft |
176 | Paul Martens | Jumbo – Visma | Deutschland | - Helfer in der Ebene und auf hügeligem Terrain für Roglic |
184 | Marco Haller | Katusha – Alpecin | Österreich | - Helfer in der Ebene für Zakarin & Battaglin |
187 | Reto Hollenstein | Katusha – Alpecin | Schweiz | - Helfer in der Ebene für Zakarin & Battaglin |
206 | Michael Gogl | Trek – Segafredo | Österreich | - Helfer in der Ebene und auf hügeligem Terrain für Mollema & Moschetti |
212 | Tom Bohli | UAE Team Emirates | Schweiz | - Helfer in der Ebene für Gaviria - Wichtiger Bestandteil im Sprintzug von Gaviria |