Radsport: Bei jeder Tour de France gibt es Gewinner und Verlierer. Dass Egan Bernal ein absoluter Sieger dieser Frankreich-Rundfahrt ist, dürfte klar sein. Wir blicken auf die weiteren Starter und haben mindestens drei Gewinner und drei Verlierer entdeckt. Wie geht es jetzt für sie weiter?
Emanuel Buchmann: Die Top 10 locker erreicht
Vor dem Start der Tour de France gab Emanuel Buchmann das Ziel TOP 10 an. Dieses Ziel hat der Ravensburger mehr als erreicht. Am Ende der Frankreich-Rundfahrt liegt er auf Rang vier – nur 25 Sekunden hinter dem Podium. Noch nie lag ein Viertplatzierter einer Tour de France nur 1:56 Minuten hinter dem Sieger. Die deutschen Fans können stolz sein auf Emanuel Buchmann. Gleichzeitig sollte gewarnt werden vor zu hohen Erwartungen. Denn in diesem Jahr konnten Tom Dumoulin und Chris Froome nicht an der Tour de France teilnehmen. Thibaut Pinot und Jakob Fuglsang beendeten sie nicht. Das Team Movistar scheiterte daran, sich auf einen Kapitän zu einigen. Und Fahrer wie Richard Carapaz und Primoz Roglic verzichteten auf einen Start. Ganz zu schweigen von Romain Bardet, Vincenzo Nibali, Richie Prote, Adam Yates und Daniel Martin, die völlig außer Form waren. Emanuel Buchmann wird es also in Zukunft nicht leicht haben, dieses Ergebnis zu wiederholen. Und die Medien sollten ihn daher nicht zum „neuen Jan Ullrich“ machen. Das würde dem 26-Jährigen sicher nicht gut tun.
Julian Alaphilippe: Rang 5 als Nicht-Klassementfahrer
Obwohl Julian Alaphilippe am Ende der Tour de France ein bisschen enttäuscht und traurig ist, wird er in wenigen Wochen schon stolz auf das Geleistete zurückblicken. Der Franzose war in die drei Wochen gestartet, um möglichst eine Etappe zu gewinnen und vielleicht das Bergtrikot zu erobern. Stattdessen gewann er zwei Etappen, trug das Gelbe Trikot und stieg von Tag zu Tag zu einem immer ernstzunehmenderen Gegner auf. Mit Rang fünf in der Gesamtwertung kann er höchst zufrieden sein. Hat er nun Blut geleckt, wird er sein Training umstellen und künftig tatsächlich um den Gesamtsieg mitfahren.
Thibaut Pinot: Er ist der Sieger der Herzen
Auch wer die Tour de France nicht beendet, kann zu den Siegern selbiger gehören. Dies trifft 2019 definitiv auf Thibaut Pinot zu. Der Franzose überzeugte im Teamzeitfahren, im Einzelzeitfahren und in den Pyrenäen. Mit seinem Etappensieg am Tourmalet ließ er ganz Frankreich jubeln. Fortan war er Anwärter Nummer eins auf den Gesamtsieg, obwohl er auf einer Flachetappe 1:40 Minuten verlor. Doch dann stoppte ihn eine Verletzung. Vor der 18. Etappe war er einem Sturz ausgewichen und mit seinem Knie an einen Lenker geknallt. Nichts böses ahnend, kamen auf der Etappe danach plötzlich die Schmerzen. Auf der 19. Etappe dann das Ende: Thibaut Pinot musste aufgeben. Unter Tränen stieg er ins Begleitfahrzeug – und ganz Frankreich weinte mit ihm.
André Greipel: Nur einmal in den Top 10
André Greipel hat vier Etappen bei der Vuelta, sieben beim Giro und elf bei der Tour de France gewonnen. Er ist aktuell derjenige aktive Radprofi, der die meisten Siege in seiner Karriere einfahren konnte. Zweifelsohne zählt der mittlerweile 37-Jährige zu den erfolgreichsten Profis aller Zeiten. Doch 2019 war kein einfaches Jahr für André Greipel. Nach seinem Teamwechsel von Lotto – Soudal zu Arkéa – Samsic läuft es nicht rund. Bislang gewann er nur eine Etappe bei der Tropicale Amissa Bongo. Auch bei der Tour de France blieben die Erfolge aus. Nach einer Erkrankung kurz vor dem Start belegte er lediglich zweimal Rang zwölf. In Paris immerhin konnte er mit Platz sechs noch einmal auf sich aufmerksam machen. Durchaus möglich aber, dass André Greipel nicht mehr an der Tour de France teilnehmen wird. Die jüngere Generation ist nun einfach am Drücker. Das zeigt vor allem Caleb Ewan. Der 25-Jährige ersetzte André Greipel im Team Lotto – Soudal und gewann auf Anhieb drei Etappen.
Daniel Martin: Das war seine Chance aufs Podium
Die Tour de France 2019 war für Daniel Martin eine einzige Enttäuschung. Dabei hätte die diesjährige Austragung SEINE Tour werden sollen. Der Ire – bekannt als schwacher Zeitfahrer – sollte von den wenigen Zeitfahrkilometern und den vielen harten Bergetappen profitieren. Stattdessen belegt er nach drei Wochen nur den 18. Platz in der Gesamtwertung. Doch das ist nicht die größte Enttäuschung, denn nachdem der 32-Jährige bemerkt hat, dass er nicht aufs Podium fahren kann, wollte er eine Etappe gewinnen. Aber auch als Ausreißer im Hochgebirge bekam Daniel Martin kein gutes Resultat zustande. Mehr als Platz 14, Platz 16 und Platz 19 sollte es nie werden.
Richie Porte: Der Australier fand gar nicht statt
Ähnliches gilt auch für Richie Porte. Der Australier gilt seit Jahren als starker Rundfahrer, hat dies jedoch über drei Wochen noch nie unter Beweis stellen können. Während er einwöchige Rundfahrten früher sogar dominiert hat, geht er über drei Wochen einfach immer leer aus. Nun verpasste er mit Rang elf sogar die Top Ten. Ohne Tom Dumoulin und ohne Chris Froome dachten einige Experten, dass jetzt endlich der Australier zuschlagen kann. Doch weit gefehlt. Er war immer einer der ersten Favoriten, der dem Tempo der Edelhelfer in den Bergen nicht mehr folgen konnte. Mit seinen 34 Jahren schwindet nun der Glaube daran, dass er irgendwann eine Grand Tour gewinnen kann. Gerüchten zufolge soll er bei Trek – Segafredo sogar von Vincenzo Nibali ersetzt werden. Immerhin konnte er die Tour de France 2019 beenden. Der Pechvogel kam in der Vergangenheit viel zu oft zu Fall und konnte Rundfahrten nicht beenden. Doch auch dies wird nur ein schwacher Trost für den Australier sein.