E-MTB / Test: Mit dem M1 Spitzing Evolution hatten wir ein ungewöhnliches und ausgesprochen spannendes E-MTB im Test. Mit TQ 120S Mittelmotor, Carbonrahmen und riesigem Akku hebt es sich von der Masse ab und macht vieles anders als die Konkurrenz. Ob die Rechnung aufgeht?
Carbonrahmen mit TQ Motor
Das „Ur“-Spitzing von M1 sorgte bei seiner ersten Vorstellung im Jahr 2014 für Aufsehen und offene Münder: Ein Carbonfully mit extrem starkem Motor und riesigem Akku? Selbst heute, fünf Jahre später, gehen diese Eckdaten im E-MTB Markt als besonders durch, damals war es nicht weniger als sensationell. Große Fußstapfen also, die das letztes Jahr präsentierte M1 Spitzing Evolution auszufüllen hatte. Wie entwickelt man ein E-MTB weiter, das sich fast fünf Jahre an der technischen Speerspitze des Marktes festsetzen konnte?
Außer Diskussion stand das Rahmenmaterial; für die Kohlefaserspezialisten von M1 Sporttechnik kommt nichts anderes als Carbon in Frage. Auch beim Motor gibt der Markt eigentlich keine Alternativen her: Zur DNA des Spitzing gehörte seit Beginn die unbändige Power des TQ Motors. Insofern ist es wenig überraschend, dass dieser auch im Evolution zum Einsatz kommt, jedoch in einer aktualisierten Variante. Akku? Nun, hier wird’s interessant. Bezüglich Kapazität war mit gigantischen 1.050Wh auch beim Spitzing schon einiges geboten. Der massive Akku bestimmte jedoch optisch wie technisch das Rahmendesign maßgeblich und die daraus resultierende Formsprache war nicht jedermanns Sache. Um es vorweg zu nehmen: Auch das M1 Spitzing Evolution bringt bis zu 1.050Wh Akkukapazität mit – hier steckt die Batterie jedoch komplett integriert im Unterrohr, das angesichts der Kapazität aber erstaunlich schlank ausfällt.
Was macht den TQ 120s so besonders?
Herzstück des M1 Spitzing Evolution ist der silberne, runde TQ 120s Motor. Sein Name verrät bereits eine seiner wichtigsten Eigenschaften. Bis zu satten 120Nm Drehmoment bringt der Kraftprotz aus deutscher Produktion auf den Untergrund. Zum Vergleich: Der Bosch Performance CX schafft gerade einmal 75Nm, der Brose Drive S Mag 90Nm und der Shimano E-8000 70Nm. Der TQ 120s übertrifft die Konkurrenz diesbezüglich folglich um Längen. Überraschend scheinen angesichts dieser Power die verhältnismäßig kompakten Abmessungen der Motoreinheit, die auch aufgrund ihrer runden Bauform kaum größer Scheint als die Antriebe der anderen Hersteller. Beim Gewicht sieht es etwas anders aus. Während sich die stärksten Antriebe von Bosch, Brose und Shimano bei der 3kg-Marke eingependelt haben, ist es beim TQ ein knappes Kilogramm mehr.
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Ohne an dieser Stelle allzu tief in die technische Materie des TQ Motors einzugehen, dennoch einige kurze Erläuterungen zur Funktionsweise: Im Inneren des silbernen Motors sitzen 150 Pins, die in ein feststehendes Zahnrad greifen und damit die Kraftübertragung gewährleisten. Um sich ein Bild von dem machen zu können, was hier während des Pedalierens vor sich geht: Bei einer Trittfrequenz von 80 läuft dieser interne Mechanismus mit einer Geschwindigkeit von ca. 3.000 Umdrehungen pro Minute. Übrigens: Ist der Motor ausgeschaltet oder knackt man beim Pedelec die 25km/h-Marke, sorgt der integrierte Freilauf für eine vollständige Entkopplung des Antriebs – kein zusätzlicher Widerstand also.
Wenn wir schon von der 25km/h-Marke sprechen – diese trifft im Falle des Spitzing Evolution bzw. des TQ 120s nur auf die Pedelec-Variante zu. Sowohl Antrieb als auch Bike sind darüber hinaus als S-Pedelec und sogar als komplett „offene“ Race-Variante gänzlich ohne Geschwindigkeitsbegrenzung erhältlich. Letztere natürlich ohne jedwede Zulassung für den Straßenverkehr und damit auf Privatgelände beschränkt.
Die drei Antriebsvarianten des M1 Spitzing Evolution
M1 Spitzing Evolution Pedelec | M1 Spitzing Evolution S-Pedelec | M1 Spitzing Evolution R-Pedelec | |
---|---|---|---|
Unterstützung bis | 25km/h | 45km/h | 75km/h |
Drehmoment | 120Nm | 120Nm | 120Nm |
Nennleistung | 250W | 500W | 920W |
StVZO | gilt als Fahrrad | gilt als Kfz | keine Zulassung |
Preis ab | 7.999 Euro | 8.499 Euro | 8.999 Euro |
Der perfekte E-MTB Hinterbau?
Nun haben wir doch wieder viele Worte zum TQ Motor am M1 Spitzing Evolution verloren. Für uns ist jedoch nicht der Motor das stille Highlight am edel-E-MTB aus Oberbayern, sondern sein Hinterbau, bzw. dessen Kinematik. Er scheint die Antwort auf die viel-gestellte Frage zu sein: Ist ein guter Mountainbike-Hinterbau auch gleichzeitig ein guter E-Mountainbike-Hinterbau? Die klare Antwort kann nämlich nur lauten: Jaein!
Denkt man an die Anfänge des E-MTB Marktes vor einigen Jahren zurück, wird recht schnell deutlich, weshalb die Kinematik eines herkömmlichen Mountainbikes am E-MTB nur bedingt funktioniert. Anderer Schwerpunkt, höheres Eigengewicht und deutlich mehr Zug auf dem Pedal stellen schon systemintern gänzlich neue Anforderungen an das Rad. Hinzu kommt außerdem die andere Fahrweise auf dem E-MTB, die sich erst in den letzten Jahren herauskristallisierte. All dies führte in den Anfangszeiten des E-MTBs dazu, dass sich die Räder im direkten Vergleich zu ihren unmotorisierten Pendants im Gelände meist eher bescheiden fuhren.
Seitdem ist vieles passiert und die E-MTB Entwicklung hat einen gigantischen Schritt nach vorn gemacht. Auf dem Trail konnten E-MTBs mittlerweile aufschließen, Kinematiken und Fahrwerke wurden auf die Anforderungen angepasst. Viele Hersteller haben einen Mittelweg gefunden, der für Mountainbikes mit und ohne Motor gleichermaßen gut funktioniert. Die wenigsten trauen sich jedoch, bei der Kinematik voll auf die Karte E-MTB zu setzen. Während die systeminternen Faktoren wie Gewicht, Schwerpunkt oder Kettenzug nämlich bei eigentlich allen hochwertigen E-Fullys inzwischen keine negativen Auswirkungen mehr haben, findet die besondere Fahrweise auf dem E-MTB noch selten eine Entsprechung in der Kinematik. Genau hier haben die Entwickler bei M1 beim Spitzing Evolution ihre Hausaufgaben gemacht.
E-MTB Fahrer sitzen in der Regel deutlich mehr und wesentlich länger im Sattel, als Biker ohne Motor – vor allem um im Uphill am Hinterrad genügend Traktion aufbauen zu können, damit der Motor seine Aufgabe erfüllen kann und das Drehmoment auf dem Untergrund landet. Viele moderne Hinterbauten haben damit jedoch ihre Probleme. Sie sind auf viel „Popp“, also Agilität ausgelegt und dies führt dazu, dass man beim Überfahren von Hindernissen in Uphill-Passagen immer einen leichten Kick in den Hintern bekommt, wenn das Bike ausfedert. Das ist nicht nur unangenehm, sondern bringt auch schnell aus dem Tritt. Hier kann das M1 Spitzing Evolution punkten: Der Hinterbau bleibt ruhig, die Traktion grandios.
Die Kennlinie verläuft insgesamt recht linear und wird erst spät progressiv, um Durchschläge zu vermeiden. So bekommt man die angesprochene Traktion am Hinterrad und „Staubauger-Feeling“ bergauf wie bergab. Ja, die Agilität mag etwas unter diesem Ansatz leiden, unserer Ansicht ist die Entscheidung für ein modernes E-MTB dennoch goldrichtig.
Gelungene Geometrie – leider nur zwei Größen
Die Kinematik kann jedoch noch so gut sein – um den Hinterbau dann aber in ein entsprechend angenehmes Fahrgefühl umzumünzen, braucht es noch die passende Geometrie. Hier kommen wir direkt zu einem der Kritikpunkte am Spitzing Evolution. Nein – die Geometrie selbst ist nicht gemeint. Dass das Rad jedoch nur in zwei Rahmengrößen erhältlich ist, ist schade und nicht wirklich zeitgemäß. Zudem liegen die beiden erhältlichen Größen M und L auch recht nah beieinander. Überdurchschnittlich große oder kleine Leute schauen deshalb komplett in die Röhre. Vielleicht ändert sich aber in den nächsten Jahren etwas daran?
M | L | |
Sitzrohr (in mm) | 450 | 500 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 580 | 615 |
Steuerrohr (in mm) | 120 | 130 |
Kettenstrebe (in mm) | 465 | 465 |
Radstand (in mm) | 1205 | 1250 |
Lenkwinkel (in °) | 66,5 | 66,5 |
Sitzwinkel (in °) | 75,6 | 75,6 |
Reach (in mm) | 420 | 454 |
Stack (in mm) | 602 | 611 |
Wir würden es uns wünschen, denn die Geometrie selbst ist durchaus gelungen und passt sehr gut zum Hinterbau und dem Einsatzbereich des Spitzing Evolution. Trotz seiner 160mm Federweg sehen wir in dem Carbon-Boliden nämlich kein Enduro-Racebike, sondern vielmehr einen Geländeallrounder mit jeder Menge Trail-Potenzial. Der für heutige Verhältnisse eher kurze Hauptrahmen sorgt zusammen mit dem nicht übermäßig flachen Lenkwinkel, dem steilen Sitzwinkel und den langen Kettenstreben für sehr viel Druck auf dem Vorderrad, auch wenn sich der Hang steil nach oben neigt. Geht’s nach unten, dürfte ein klein wenig mehr Zurückhaltung erforderlich sein, ohne dabei jedoch allzu viel Offroad-Potenzial zu verspielen.
Durchdachte Basisausstattung mit zwei Makeln
Das M1 Spitzing Evolution ist in drei Grundvarianten erhältlich. Neben dem „Standard-Modell“, das wir leicht modifiziert im Test hatten, gibt es ab Sommer 2o2o auch eine Bobby Root-Edition. Hinzu kommt die besonders edle World Cup Edition. Lediglich die Standardvariante ist in allen drei Ausführungen (Pedelec, S-Pedelec, R-Pedelec) erhältlich. Das Bobby Root Signature Modell wird es als Pedelec und als S-Pedelec geben, die superedle, über 15.000 Euro teure World Cup Edition ist ausschließlich als offenes Race-Pedelec erhältlich. Wir konzentrieren uns im Folgenden primär auf die von uns getestete Standard-Variante. Übrigens: Sämtliche Modelle erlauben kleinere und größere Komponenten-Upgrades während des Bestellprozesses.
Die Basisvariante unseres Testrads schlägt mit 7.999 Euro zu Buche. Das ist eine Menge Geld, liegt jedoch absolut im Rahmen dessen, was die meisten anderen Hersteller für hochwertige E-Fullys mit Carbonrahmen verlangen. Wer am M1 Spitzing Evolution nun eine Edel-Ausstattung erwartet, könnte jedoch enttäuscht werden. Die allermeisten der ausgewählten Komponenten sind durchdacht, dem Einsatzgebiet angemessen und bieten weder in puncto Langlebigkeit noch bei der Performance Grund zur Kritik. Das beginnt beim Fox Performance Elite Fahrwerk, das technisch der Factory-Variante in kaum etwas nachsteht und lediglich auf die Kashima-Beschichtung der Standrohre verzichtet. Der teilweise im Oberrohr versteckte DPX2 Dämpfer bietet in Duett mit der 36er Float an der Front echte Enduro-Performance für’s Grobe und sanftes Ansprechverhalten für die Touren zwischendurch.
Die H1900 Laufräder aus dem Hause DT Swiss sind speziell für den Einsatz am E-MTB abgestimmt: Die Ausführung von Felgen und Naben ist besonders robust, um mit dem höheren Gewicht und den enormen Drehmoment des Motors umgehen zu können. Darauf sitzt Bereifung von Schwalbe – in unserem Falle der Trail-Allrounder Hans Dampf in 2,6″ Breite und mit 27,5″ Durchmesser. Eine gute Wahl, da der Pneu einerseits viel Traktion im Gelände liefert, andererseits aber nicht durch zu großen Rollwiderstand allzu sehr auf Kosten des Akkus geht. Wer gerne schnell im Gelände unterwegs ist, sollte über einen tubeless-Umbau nachdenken, um Snakebites am Schlauch zuvorzukommen.
Bei der Schaltung verzichtet M1 auf die Verwendung eines der aktuellen 12-fach Antriebe und verbaut stattdessen eine 11-fach XT Gruppe von Shimano. Was auf den ersten Blick nach einem Kritikpunkt riecht, erweist sich in der E-MTB Praxis jedoch nicht als Problem, ganz im Gegenteil: Die Bandbreite der 11-fach Schaltung genügt angesichts der Motor-Power, die Gangsprünge sind ebenso eng genug. Zudem sind die 11-fach Antriebe tendenziell etwas robuster, langlebiger und reagieren weniger empfindlich auf Schmutz und Nässe.
Rahmen | Spitzing Evolution |
Federgabel | Fox 36 Float Performance Elite |
Antrieb | TQ 120s |
Akku | 1050Wh |
Dämpfer | Fox Float DPX2 Performance Elite |
Laufräder | DT Swiss H1900 Spline |
Reifen VR | Schwalbe Hans Dampf 2,6" Addix Speedgrip |
Reifen HR | Schwalbe Hans Dampf 2,6" Addix Speedgrip |
Schaltwerk | Shimano XT 11-fach |
Schalthebel | Shimano XT 11-fach |
Kurbel | FSA CK745 |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Magura MT5e |
Bremsscheiben | Magura Storm 203 / 180 |
Sattelstütze | KS LEV Integra 150mm (300€ Aufpreis) |
Sattel | Selle Royal Rampage |
Vorbau | Reverse Aluminium |
Lenker | Reverse H-Bar 760mm |
Bezüglich Bremspower vertraut M1 auf Qualität von der Schwäbischen Alb und stattet das Spitzing Evolution mit Stoppern von Magura aus. Eine gute Wahl unserer Meinung nach, jedoch halten wir die verbaute MT5e Bremse für ein modernes und potentes E-MTB wie das Spitzing für ungeeignet. Das hat rein gar nichts mit der vorzüglichen Bremspower zu tun, die die 4-Kolben Bremse mitbringt, sondern mit der automatischen Motorabschaltung, wie man sie vom S-Pedelec kennt. In der Praxis bedeutet das, dass der Motor abgeschaltet wird, sobald man die Bremse zieht. In technischen Uphill-Passagen oder auch auf Uphill-Flow-Strecken ein echter Spaßkiller.
Nachtrag 23.10.19: Nach Auskunft von M1 wurde die Motorabschaltung auf Kundenwunsch verbaut. Zudem soll sie den Antrieb vor Schäden schützen, da gleichzeitiges Treten und Bremsen angesichts der großen Motorpower den Antrieb überdurchschnittlich belastet. Erfahrene E-Mountainbiker können das entsprechende Kabel jedoch in wenigen Sekunden ausstecken und die Bremsen ohne Abschaltung nutzen.
Das speziell für E-MTBs entwickelte Cockpit von Reverse weiß zu gefallen – der mit 760mm eher schmale Lenker ist Geschmackssache. Uns fiel er während der Testphase nicht negativ auf. Die in unserem Testbike verbaute Variostütze von Kind Shock zählt leider nicht zur Basisausstattung des Bikes und schlägt mit einem satten Aufpreis von 300 Euro zu Buche. Hier würden wir uns in der Basisvariante bereits eine versenkbare Stütze wünschen – gerne auch ein günstigeres Modell. Die bis dato vorgesehene, starre Alustütze schränkt das Einsatzgebiet des Bikes unnötig ein.
Bei der Akkukapazität bleibt die Wahl zwischen dem normalen, 880Wh großen Energiespeicher und besonders ausdauernden 1050Wh. Wer auf dieses Reichweiten-Plus nicht verzichten möchte, muss 500 Euro mehr einplanen.
Komfortable Kletterziege auf dem Trail
So viele Worte zur Technik, zur Ausstattung, zum Einsatzbereich des Bikes. Da bleibt natürlich nur noch die Frage: Geht der Plan von M1 Sporttechnik auf? Ist das M1 Spitzing Evolution eine würdige Weiterentwicklung seines Vorgängers? Drei erfahrene Biker aus unserer Redaktion waren mit dem Rad während des Testzeitraums unterwegs, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Dabei musste der Carbonbolide auf Touren ebenso bestehen wie bei Abfahren im Bikepark. Etwas überrascht waren wir alle vom insgesamt doch recht hohen Gewicht des E-MTBs: Bei 27,2kg bleibt die Waage für unser Testbike in Größe L stehen. Gut, angesichts des enormen Akkus und der robusten, langlebigen Ausstattung ist dies gerechtfertigt – und sitzt man mal im Sattel, ist ein Kilogramm hin oder her ohnehin zweitrangig.
Beim ersten Aufsitzen ist es insbesondere die Position auf dem Rad, die noch vor dem Antritt auffällt. Sie fällt eine Spur aufrechter aus, als viele Mitbewerber, dennoch fühlt sich das Bike keineswegs stelzig an. All diese Überlegungen und Analysen sind dann aber wie weggeblasen, wenn der Motor erstmals seine Muskeln spielen lässt. Dies trifft insbesondere auf die beiden höchsten Unterstützungsstufen zu, darunter verhält er sich recht zahm und lässt sich auch ganz gut dosieren. Die Auswahl des Unterstützungsgrads erfolgt über die Display-Bedienungs-Kombination am Lenker. Ergonomisch ist sie mit ihrem kleinen Joystick und den beiden Tasten mit spürbarem Druckpunkt durchaus gelungen. Das Display liefert die notwendigsten Infos wie Ladezustand und Unterstützungsstufe; positiv: Auch bei direkter Sonneneinstrahlung ist es gut abzulesen. Zahlen und Symbolen dürften für unseren Geschmack wie das gesamte Display jedoch entweder etwas größer ausfallen oder für bessere Erkennbarkeit farblich codiert sein.
In puncto Fahrverhalten ist das M1 Spitzing Evolution insbesondere im Uphill eine Macht – hier waren sich alle unsere Tester einig. Das liegt am gelungenen Zusammenspiel zwischen kräftigem Antrieb und dem von uns eingangs schon viel gelobten Hinterbau. Sitzen bleiben, treten, Line halten – das Bike erledigt den Rest. Der DPX 2 Dämpfer im Heck harmoniert hervorragend mit der Charakteristik des Bikes und lässt sich auch für Laien ausreichend schnell einstellen. Gerade im Uphill ist jedoch die Wahl der richtigen Unterstützungsstufe wichtig. Der Sprung zwischen der zweithöchsten und höchsten ist riesig und letztere für Geländefahrten nur bedingt zu empfehlen. Das Hinterrad gräbt hier eher den Hang um, als das Bike zügig nach oben zu befördern. In der Ebene oder auf festem Untergrund macht diese Power aber so richtig Laune und lädt zum Spielen ein. Wird’s etwas lose, einfach ein, zwei Stufen runterschalten und genießen – der TQ liefert immer noch mehr als genügend Power.
Ein kleiner Wermutstropfen bei der ansonsten tadellosen Uphill-Performance ist jedoch die Bremse. Gerade wenn es etwas flowiger voran geht und man flott bergan unterwegs ist, braucht es vor Kurven oder Hindernissen auch mal den Griff zum Bremshebel. Beim Spitzing Evolution bedeutet das jedoch, dass der Motor kurz abgeschaltet wird. Tritt man dann sofort wieder an, braucht er einfach einen Sekundenbruchteil, bis er wieder anspringt. Je nach Gelände kann das aber schon genug sein, um aus dem Tritt zu kommen.
Gutmütig im Downhill
Neigt sich der Hang gen Tal schlägt sich das Carbon E-Fully auch hervorragend, wenngleich es nicht ganz an die selbst gelegte Uphill-Messlatte heranreicht. Auch hier brillieren Fahrwerk und Hinterbau – eher komfortabel als agil, dennoch mit vielen Reserven – aber die etwas frontlastige Sitzposition erfordert gerade in Steilpassagen eine deutliche Gewichtsverlagerung zum Hinterrad.
Die Geräuschkulisse des Bikes bzw. seines Motors ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber keinesfalls unangenehm. Der TQ ist deutlich hörbar, in den beiden höchsten Unterstützungsstufen auch alles andere als leise. Das Motorengeräusch selbst ist jedoch deutlich tiefer und „voller“ als das anderer Mitbewerber. Dadurch nahmen wir es deutlich angenehmer wahr als beispielsweise das hohe Summen des Shimano E8000 oder auch des neuen Bosch CX in der 4. Generation.
Zum Schluss noch ein paar Worte zum Thema Reichweite: Unser Testrad war mit dem großen 1.050Wh Akku bestückt und bewies einen überraschend langen Atem. Vergleiche mit anderen E-MTBs sind diesbezüglich immer schwierig, da von vielen Faktoren abhängig, aber tendenziell ist das Spitzing Evolution hier trotz seines starken Motors auf einem Niveau mit den aktuellsten Mitbewerbern und deren Akkus. Nimmt man etwas Leistung heraus, hält das M1 wohl sogar einige Kilometer länger durch.