Kurztest: Das Diamant Zouma Deluxe+ ist ein großer Wurf. Sportlich und stark motorisiert, kombiniert das E-Trekkingbike die besten Seiten seines sächsischen Herstellers und dessen amerikanischer Verwandtschaft.
Eine lange und bewegte Geschichte steckt hinter den Fahrrädern und E-Bikes der Marke Diamant. Und das kam so: In Chemnitz gründen die Brüder Friedrich und Wilhelm Nevoigt, beide Schlosser, 1885 eine Firma, die Zubehör für Strickmaschinen herstellt. Nach einem Ausflug in die Welt der Schreibgeräte lassen sich die Nevoigts in den 1890ern vom wachsenden Interesse an Fahrrädern inspirieren und bringen 1895 ihr erstes „Diamant“ auf den Markt. Die Marke wird zu einem der größten Fahrradproduzenten der DDR und ist auch im Radsport sehr erfolgreich – so gewinnt Täve Schur auf einem Diamant-Renner als erster Deutscher die Friedensfahrt sowie die Amateur-WM.
Das Unternehmen übersteht die Wende mit deutlich reduzierter Belegschaft; 1992 wird Diamant vom Schweizer Radhersteller Villiger übernommen, der Standort und Produktion erhalten will. In jenem Jahr wird auch erstmals eine Elektrorad vorgestellt: das Modell „Cityblitz“ mit Reibrollenmotor. Als sich die Villiger Söhne GmbH zehn Jahre später von ihrer gesamten Fahrradsparte trennt, übernimmt der US-Anbieter Trek Diamant sowie die Marke Villiger, die 2014 nicht mehr weitergeführt wird. Zu den Synergien der Übernahme gehört, dass Trek am Standort Hartmannsdorf „Project One“-Räder mit individuellen Lackierungen fertigen lässt.
Sportiver Urbanaut
Die Verwandtschaft mit den Rädern der Marke Trek sieht man auch dem Zouma Deluxe + an: Zahlreiche Anbauteile stammen von deren Komponentenmarke Bontrager, darunter die angenehm festen, ergonomisch geformten Griffe und der leicht nach hinten orientierte Lenker. Damit erhält das Zouma eine sportliche Note, die gut zu ihm passt – nicht zuletzt aufgrund der Motorisierung: Wo Diamant früher auf Hinterradantriebe setzte, wird die gesamte Kollektion inzwischen von Bosch-Motoren angeschoben. „Katapultiert“ möchte man in Bezug auf das Zouma Deluxe + sagen, ist es doch mit dem schubstarken Bosch Performance CX ausgestattet. Das Mountainbike-Aggregat neuster Bauart – die „Generation 4“ ist bei Bosch am großen Kettenrad vorne erkennbar – sorgt mit hohem Drehmoment für Kavalierstarts im Stadtverkehr sowie für leichtfüßige Bergfahrt, wobei der Motor sensibel auf Kraft und Tretfrequenz des Fahrers reagiert.
Das überm Vorbau montierte Intuvia-Display mag weniger sportlich sein, ist dafür mit seiner großflächigen Anzeige aber sehr gut ablesbar. Eine größere Datenfülle ist im Fahrrad-Alltag nicht unbedingt erforderlich – und falls doch, schaffen entsprechende Smartphone-Apps Abhilfe. Angenehm ist, dass das Display vom linken Griff aus „ferngesteuert“ werden kann, denn dort ist ein kleiner Tastenblock platziert.
Elegante Optik, hochwertige Technik
Wie heute in den höheren Preisklassen üblich, kommt beim Diamant ein Intube-Akku zum Einsatz, der unseren Blick auf den Rahmen lenkt. Mattschwarz lackiert, mit deutlich sichtbaren Schweißraupen und dem eleganten Übergang vom Oberrohr zu den Sitzstreben wirkt das Rad wiederum sehr sportlich; schön ist die Verlegung von Schaltzug wie Bremsleitung in den Kettenstreben. Die Sitzhaltung erscheint sehr ausgewogen; variieren ließe sie sich recht einfach über einen Wechsel des Lenkervorbaus.
Mit einer Akku-Kapazität von 625 Wattstunden macht Diamant keine Kompromisse – mehr Reichweite bringt nur ein Doppelakku, doch der würde die schönen Linien stören und den Preis deutlich nach oben treiben (ist freilich unter der Bezeichnung „Range Boost“ erhältlich).
Apropos Linien – die Verwandtschaft zu Trek zeigt sich auch am Steuerrohr mit der charakteristischen Kante, die zahlreiche Sporträder der US-Marke auszeichnet. Das rundliche Kindergesicht auf der Steuerrohrplakette schmückt seit 1911 die Räder der Marke – vielfach abgewandelt, porträtierte es ursprünglich den Diamant-Werbeleiter.
Smarte Ausstattung ohne große Schwächen
Ausgestattet ist das Zouma mit soliden Komponenten, darunter Shimano-Scheibenbremsen und eine Zehngang-Kettenschaltung mit großem Übersetzungsumfang. Die recht großen Gangsprünge der 11-42er Kassette sind angesichts der starken Motorisierung kein Problem – diese gleicht eine eventuell nicht ganz optimale Tretfrequenz locker aus. Mit heller Beleuchtung und solidem Gepäckträger stimmt auch der Rest der Ausstattung, die erfreuliche Reifenwahl ist aber leider nur vorläufig: Mit dem Schwalbe G-One ist der vielleicht beste Allrounder am Markt montiert, in der Serie wird er aber dem hauseigenen Bontrager E6 weichen. Dieser ist dann mit 60 mm Breite ausgesprochen voluminös, was hohen Komfort erwarten lässt; da das Zouma auf 27,5-Zoll-Rädern rollt, bleiben die Fahreigenschaften aber sportlich-agil. Komfortabel, aber mit 50 mm Weg recht kurzhubig ist die blockierbare Federgabel. Immerhin verfügt sie über eine zeitgemäße Steckachse, wie man sie am Hinterbau etwas vermisst.
Vom Preis-Leistungs-Verhältnis liegt das Zouma Deluxe + klar auf Augenhöhe mit der Konkurrenz; eine lange Firmentradition und der klangvolle Name sind zusätzliche Pluspunkte. Und ein großes Händlernetz sorgt dafür, dass Diamant-Bikes keine schwer erhältlichen Exoten sind. Vieles spricht also dafür, dass dieses E-Bike bei der Suche nach einem sportlichen Trekkingrad in die engere Wahl kommt.