Test: Mit dem Marin Headlands erweitert der kalifornische Hersteller für 2020 seine ohnehin schon umfangreiche Palette an Gravelbikes um einen sportlichen Tourer, der dank fast unbegrenzter Montageoptionen auch für Bikepacking bestens gewappnet ist. Erfreulich außerdem: Der attraktive Preis.
Marin Headlands 1: Die Fakten
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 700c (650b kompatibel)
Maximale Reifenfreiheit: 45mm (700c) / 50mm (650b)
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Ja / Ja
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Unterrohr unten, Sitzrohr
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.600g / 1.752g / 3.352g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 9,52kg
Preis: 2.399 Euro
Carbonrahmen mit MTB-Genen und unzähligen Montagepunkten
Gegründet Mitte der 80er Jahre im sonnigen Kalifornien zählt Marin Bikes zu den traditionsreichsten Mountainbike-Herstellern überhaupt. Hatte man sich in den Anfangsjahren ausschließlich den reinen Offroad-Bikes verschrieben, erweiterte sich das Portfolio über die Jahre immer mehr. Schon seit einiger Zeit sind auch Räder mit Rennlenker aus dem Programm des US-Herstellers nicht mehr wegzudenken – doch auch hier zeigen sich die Wurzeln von Marin klar und ein reines Rennrad sucht man vergebens. Stattdessen hat man gleich mehrere Bikes im Programm, die sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen Endurance-Tourer, Cyclocross und Gravel bewegen.
Der aktuellste Neuzugang in diesem Bereich ist das Marin Headlands. Es basiert auf dem bereits seit einiger Zeit etablierten Gravelbike Gestalt X, denkt jedoch dessen Offroad-Ansatz noch etwas weiter und setzt beim Rahmenmaterial auf Carbon statt Alu. Auch beim Headlands scheint an einigen Stellen seine Mountainbike-DNA durch: Da wäre zum einen die äußerst großzügig bemessene Reifenfreiheit von 45mm bei 28″ und 50mm bei 650b, zum anderen besitzt das Rad eine Vorbereitung für das Verbauen einer versenkbaren Sattelstütze und auch der Verzicht auf eine Montageoption für Umwerfer dürfte vor allem den Mountainbike-Fans bekannt vorkommen. Letztere ermöglichte es den Konstrukteuren, trotz der üppigen Reifenfreiheit die Kettenstreben sehr kurz zu halten.
Ein durchaus bemerkenswerter Unterschied zum „Vorbild“ Gestalt X sind dann jedoch die vielfältigen Montagepunkte am Marin Headlands. Wobei „vielfältig“ hier eine klare Untertreibung ist; allein der Hauptrahmen kommt mit 17(!) Montageösen für Taschen, Flaschenhalter oder anderes Zubehör. Auch an der Gabel lassen sich Schutzblech und/oder Gepäckträger befestigen.
Das in fünf Größen erhältliche Headlands kommt mit einer durchaus ausgeglichenen Geometrie, die jedoch einen klaren Touren-Einschlag hat. Das zeigt sich vor allem an der verhältnismäßig hohen Front, die Fahrer oder Fahrerin in eine ziemlich aufrechte Sitzposition rückt. Dank des nicht zu kurzen Oberrohrs, den mit 420mm erfreulich kurzen Streben und einem recht steilen Lenkwinkel verspricht das Marin Gravelbike auf dem Papier jedoch auch erfreulich viel Agilität und dürfte auch sportiven Gravelbikern gefallen.
Geometrie Marin Headlands
52 | 54 | 56 | 58 | 60 | |
Sitzrohr (in mm) | 470 | 490 | 510 | 530 | 550 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 535 | 545 | 565 | 595 | 615 |
Steuerrohr (in mm) | 135 | 150 | 170 | 190 | 210 |
Kettenstrebe (in mm) | 420 | 420 | 420 | 420 | 420 |
Radstand (in mm) | 1007 | 1007 | 1028 | 1059 | 1078 |
Lenkwinkel (in °) | 71 | 71.5 | 71.5 | 71.5 | 71.5 |
Sitzwinkel (in °) | 74 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 |
Reach (in mm) | 372 | 372 | 386 | 411 | 425 |
Stack (in mm) | 565 | 581 | 600 | 619 | 638 |
Clevere Ausstattung sorgt für gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Zwei Ausstattungsvarianten bietet Marin vom neuen Headlands für 2020 an. Erfreulich: Beide davon bewegen sich im erschwinglichen, für einen Carbon-Graveller sogar im günstigen Preissegment. Das von uns getestete Einstiegsmodell Headlands 1 schlägt mit gerade einmal 2.399 Euro zu Buche und ist günstiger, als so manches Alu-Gravelbike. Natürlich muss man bei der Ausstattung hier und da ein paar Abstriche machen und auch das Gewicht ist mit 9,5kg nicht unbedingt rekordverdächtig – doch so viel vorweg: Das Gesamtpaket ist fast schon sensationell gut für den Preis.
Rahmen | Marin Headlands |
Federgabel | Marin Vollcarbon |
Laufräder | Marin Tubeless 21mm |
Reifen | Schwalbe G-One Performance 40mm |
Schaltwerk | Sram Apex |
Schalthebel | Sram Apex |
Kurbel | Aluminium 40t |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Sram Apex Disc |
Sattelstütze | Marin Alu 27.2 |
Sattel | Marin Beyond Road |
Vorbau | Marin 3D Alu |
Lenker | Marin Alu 12° Flare |
Dieses attraktive Gesamtpaket ist für uns jedoch keine Überraschung. Marin versteht es derzeit wie kaum ein anderer Hersteller durch einen cleveren Komponentenmix Preis und Performance in ein sehr gutes Gleichgewicht zu bringen (siehe beispielsweise das Einstiegsfully Hawk Hill). Das zeigt sich auch beim Headlands 1 in einigen Stellen. Beispiel Antrieb: Die Sram Apex Gruppe mit hydraulischen Scheibenbremsen an sich ist jetzt sicherlich noch kein Highlight, auch wenn sich sich bezüglich der Performance nicht hinter teureren Gruppen verstecken muss. Wirklich toll hingegen ist die Wahl der Kassette: Anstelle der 11-42 Kassette aus der Sram Apex Gruppe sorgt hier nämlich ein 10-42er Ritzelpaket von Sunrace für ein klares Bandbreitenplus.
Auch die verbauten Laufräder sind eine positive Erscheinung – zwar gibt es hier keine großen Markenlogos der Laufradgiganten, die technischen Daten stimmen aber trotzdem. Die Felgen sind mit 21mm ausreichend breit auch für 45er Reifen und darüber hinaus tubelessfähig. Mit 3,3kg ist das Laufradsystem trotz der recht breiten 40mm Reifen von Schwalbe zudem nicht außerordentlich schwer.
Bei den übrigen Anbauteilen dominiert das Marin-Logo, doch sowohl Sitz- als auch Lenkbereich machen qualitativ und optisch einen wirklich guten Eindruck. Auffällig ist der verhältnismäßig kurze Vorbau, der für ein direktes Lenkverhalten sorgen dürfte und die Geometrie dank des langen Oberrohrs dennoch nicht aus dem Lot bringt. Der Lenker fällt mit moderaten 12° Flare auch nicht zu extrem aus.
Mehr Tests, Produkte und Hintergrundinfos zum Velomotion Gravelmonat:
- Storck Grix Platinum Ultegra Di2 Gravelbike im Test: Race-Tourer für Schotter und Gelände
- GT Grade Carbon Pro im Gravelbike Test: Komfortables Dreieck für viel Fahrspaß?!
- Orbea Terra M30-D im Gravelbike Test: Spritziges Bike für Training und Graveltouren
- NS Bikes Rag+ 2 im Gravelbike Test: Überzeugender Alu-Allrounder
- Rondo Ruut CF 2 im Gravelbike Test: Flottes Gravelbike mit markanter Optik
Let’s Gravel: Das Marin Headlands 1
Der ansprechende Carbon-Rahmen des Marin Headlands 1 macht schon auf den ersten Blick viel her und dürfte auch direkt die Bikepacking-Freunde neugierig machen. Denn mit etlichen Ösen bietet dieses Gravelbike eine unglaubliche Vielzahl an Montagemöglichkeiten für Zubehör. Aber nicht nur optisch und durch seine technischen Grundvoraussetzungen kann sich das Marin Headlands 1 unter den Tourenbikes einordnen lassen, sondern auch in der Praxis weiß das Bike zu überzeugen.
Dies beginnt schon bei der sehr ausgewogenen Geometrie, welche aufgrund des gesloopten Oberrohrs mit einer relativ hohen Front daher kommt und somit eine angenehm aufrechte Sitzposition für längere Tourenfahrten bieten kann. Dennoch sorgt die Länge des Oberrohrs für eine gute Streckung im Oberkörper. In Kombination mit dem tiefergesetzten Hinterbau bekommt man somit nicht nur eine angenehme Sitzposition, sondern auch einen guten Fahrkomfort geboten, welcher gerade auf unruhigen Abschnitten und langen Ausfahrten essentiell ist.
Auch bei der Beschleunigung lässt es das Marin Headlands 1 eher ruhiger angehen und braucht seine Zeit bis es auf Tempo ist. Daran ist auch das Gesamtgewicht von 9,5 Kilo nicht ganz unschuldig Dennoch weiß es hier mit einer soliden Laufruhe zu überzeugen. Um trotz alledem auch eine sportliche Note mit ins Spiel zu bringen kommen die relativ kurzen Kettenstreben und der recht steile Lenkwinkel zum Einsatz. Diese verleihen dem Marin Gravel-Tourer in Verbindung mit seinem sehr kurzen Vorbau erstaunlich viel Agilität für ein direktes und präzises Lenkverhalten. Auch auf technischen Passagen kommt das Bike dank dieser Features gut zurecht und wirkt trotz des Gewichts nicht besonders schwerfällig.
Die übrige Ausstattung zählt sicherlich nicht zu den Highend-Komponenten auf dem Markt, kann aber durch ein tolles Preis-Leistungsverhältnis und robuste Eigenschaften überzeugen.
Weitere Gravelbike-Highlights im Test:
Giant Revolt 1 Gravelbike im Test: Solider Allrounder für sportive Einsteiger
Test: Mit dem Revolt bringt Giant für diese Saison eine Alu-Variante seines bereits im Vorjahr präsentierten Gravel-Erstlings Revolt Advanced auf den Markt. Das von uns getestete Giant Revolt 1 gefällt mit seinem hochwertigen Rahmen, durchdachten Features und einer soliden Ausstattung. Giant Revolt 1: Die Fakten Rahmenmaterial: Aluminium Laufradgröße(n): 700c Maximale Reifenfreiheit: 45mm Achsmaß (v/h): 12×100 […]
Storck Grix Pro CX Extreme Gravelbike im Test: Spritziger Newcomer mit riesigem Spaßfaktor
Test: Mit dem Storck Grix mischt der deutsche Edelhersteller nun auch im Gravel-Markt mit – und wie! Mit seiner sportlichen Ausrichtung, der Option auf 650b Bereifung, einem leichten Gesamtpaket und jeder menge Befestigungsmöglichkeiten ist das Storck Gravelbike eine vielseitige Spaßmaschine. Storck Grix Pro CX Extreme: Die Fakten Rahmenmaterial: Carbon Laufradgröße(n): 650b (auch 700c fahrbar) Maximale […]
BH Gravel X Alu 1.0 Gravelbike im Test: Viel Gravel für wenig Geld
Test: Das BH Gravel X Alu 1.0 kommt im Modelljahr 2020 in einer neuen Einstiegsvariante für knapp 1.400 Euro und zeigt sich als ausgezeichneter Allrounder, der mit gelungener Geometrie und durchdachter Ausstattung zu gefallen weiß. BH Gravel X Alu 1.0 2020: Die Fakten Rahmenmaterial: Aluminium Laufradgröße(n): 700cc Maximale Reifenfreiheit: 45mm Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12 Schutzblechösen: […]