Test / Gravelbike: Für die Saison 2020 schickt GT eine aktualisierte Version des bereits etablierten Gravelbikes Grade Carbon ins Schotter-Rennen. Mit dabei ein innovativer Rahmen mit markanten GT-Features und eine interessante Ausstattung samt Di2 Schaltung.
GT Grade Carbon Pro: Die Fakten
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 700c (650b kompatibel)
Maximale Reifenfreiheit: 42mm / 47mm (650b)
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Ja / Ja
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Unterrohr unten, Sitzrohr
Sonstiges: Ösen Oberrohr
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.510g / 1.651g / 3.161g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 8,88kg
Preis: 3.799 Euro
GT gilt gemeinhin als reine MTB-Schmiede, wagte jedoch schon zur Jahrtausendwende als Sponsor des belgischen Lotto-Teams den Schritt zum Rennlenker. So war es nur folgerichtig, dass man bereits vor einigen Jahren mit dem Grade auch ein waschechtes Gravelbike präsentierte, das auf Anhieb viele Fans fand und für 2020 ein umfassendes Update erhält. Mit dabei ist natürlich auch wieder das markante „Triple Triangle“ beim Übergang der Sitzstreben in den Hauptrahmen. Dieses Feature konnte an zahlreichen GT Bikes seit seiner Einführung mit dem legendären Zaskar Hardtail Anfang der 90er überzeugen und ist zu einem Markenzeichen geworden.
Die Sitzstreben am neuen GT Grade sind komplett vom Sitzrohr entkoppelt, zudem in ihrem Profil extrem filigran und mit einem Kern aus Fiberglas konstruiert. Mit dieser Kombination verspricht man einen angenehmen Flex des Hinterbaus, der den Komfort spürbar verbessern soll. Dies kommt den Fahrern nicht nur dann zu Gute, wenn es richtig rumpelt, sondern schluckt auch kleinere Vibrationen und spart damit Kraft – vor allem während längerer Ausfahrten.
Die Geländetauglichkeit des GT Gravelbikes zeigt sich auch in der Reifenfreiheit: 42er Reifen passen durch Hinterbau und Gabel, wenn man standardmäßig verbaute 28 Zoll Laufräder verwendet. Wer noch ein wenig mehr Volumen möchte, kann optional auch 650b Laufräder verbauen. Dann ist laut GT genügend Platz für 47mm Pneus, dafür kommt das Tretlager natürlich etwas tiefer.
Ganz in die Vollen geht man beim Thema Montagepunkte. Schutzbleche sind ebenso möglich wie ein Gepäckträger am Heck – die Gabel bringt zusätzlich noch einige weitere Ösen mit, an denen sich beispielsweise die beliebten Anything Cages montieren lassen. Dank der beiden Ösen auf dem Oberrohr findet zusätzlich auch hier noch eine Tasche Platz. Zu guter Letzt: Drei Flaschenhalter passen an den Hauptrahmen des GT Grade Carbon.
Bei der Geometrie des GT Grade Carbon wird es spannend: Das betrifft nicht einmal unbedingt den Rahmen selbst, der mit einer gelungenen Mischung aus Tourentauglichkeit und Sportlichkeit eine gute Balance findet, sondern viel mehr die Gabel. Richtig, die Gabel: Per Flipchip kann der Fahrer hier nämlich beim Offset zwischen 55mm und 70mm wählen. Vielen dürfte das an dieser Stelle nun nichts sagen, deshalb ein kleiner Exkurs. Der Offset bezeichnet den Abstand der Vorderradachse zur Steuerachse. Dieser beeinflusst direkt und spürbar das Lenkverhalten: Mit einem längeren Offset werden Lenkimpulse direkter und quirliger umgesetzt. GT empfiehlt diese Einstellung beispielsweise bei voller Beladung um das Mehrgewicht und die damit verbundene Trägheit auszugleichen.
Geometrie GT Grade Carbon Pro
48 | 51 | 55 | 58 | 61 | |
Sitzrohr (in mm) | 457 | 494 | 531 | 568 | 605 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 545 | 559 | 574 | 587 | 602 |
Steuerrohr (in mm) | 119 | 145 | 162 | 187 | 210 |
Kettenstrebe (in mm) | 430 | 430 | 430 | 430 | 430 |
Radstand (in mm) | 1027 | 1043 | 1043 | 1055 | 1070 |
Lenkwinkel (in °) | 70.5 | 70.5 | 72.3 | 72.3 | 72.3 |
Sitzwinkel (in °) | 73 | 73 | 73 | 73 | 73 |
Reach (in mm) | 378 | 385 | 394 | 400 | 408 |
Stack (in mm) | 546 | 568 | 590 | 612 | 634 |
Das GT Grade Carbon Pro ist das Topmodell unter den 2020er Grade Modellen: Für 3.799 Euro bekommt man hier jedoch auch ein überzeugendes Ausstattungspaket samt Di2 Schaltung, leichtem Laufradsatz und optisch wie technisch zum Bike passenden Anbauteilen. Mit 8,88kg geht auch das Gesamtgewicht für unser Testrad in Größe M ohne Pedale vollkommen in Ordnung.
Einen ungewöhnlichen Weg schlägt GT bei der Schaltgruppe ein. Die Shimano Ultegra RX Di2 haben wir bisher ausgesprochen selten an Kompletträdern entdeckt und dürfte nun in Zeiten der GRX Di2 wohl noch weniger im Rampenlicht stehen als zuvor. Dabei sind die Eckdaten für ein Gravelbike sehr vielversprechend: Das Schaltwerk hat eine Dämpfung mit der Kettenschlagen im Gelände auf ein Minimum reduziert wird, die Performance ist Di2-typisch gut, die Ergonomie der Hebel überzeugend. Auch die Ultegra Disc Bremsen bringen für Gelände und Passabfahrten gleichermaßen genügend Reserven mit.
Mit der 46/30er Kettenblattkombination an der FSA Kurbel und der 11-34er Kassette erhält man eine große Bandbreite und harmonische, kleine Gangsprünge. Optimal für lange Touren und Trainingsfahrten gleichermaßen – selbst im steilen Gelände.
Rahmen | Grade Carbon |
Federgabel | Grade Vollcarbon |
Laufräder | Formula Naben / WTB KOM Light i23 TCS |
Reifen | WTB Riddler 37mm |
Schaltwerk | Shimano Ultegra RX Di2 |
Schalthebel | Shimano Ultegra Di2 |
Kurbel | FSA Energy Modular Adventure 46/30 |
Umwerfer | Shimano Ultegra Di2 |
Bremse | Shimano Ultegra Disc |
Sattelstütze | GT Carbon 27,2 |
Sattel | Fabric Scoop Shallow Elite |
Vorbau | GT Design 3D |
Lenker | GT DropTune Super Light 16° Flare |
Auf den Laufrädern des GT Gravelbikes stehen zwar keine großen Markennamen, aber die Kombination aus Formula Naben und WTB KOM i23 Felgen kennen wir so auch von dem einen oder anderen Mitbewerber. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn trotz üppiger 23mm Innenweite der tubeless-kompatiblen Felgen ist der Satz nicht allzu schwer und kommt problemlos auch mit dicken Gravelreifen zurecht. Im Falle des GT Grade Carbon Pro sitzt mit dem 37mm breiten WTB Riddler Reifen einer der derzeit beliebtesten Allrounder im Felgenbett.
Sehr gut gefällt der Sitzbereich am Grade mit 27,2mm Carbonstütze aus eigenem Hause und dem Fabric Scoop Sattel, der vielen Hintern sehr gut passen dürfte. Das Cockpit ist unaufgeregt und passt zur Gesamtausrichtung des Bikes. Der Lenker fällt mit 16° Flare nicht allzu extrem aus.
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Let’s Gravel: GT Grade Carbon Pro
Schon auf den ersten Blick hebt sich das GT Grade Carbon Pro von den übrigen Gravelbikes unseres Testfelds ab. Dies liegt nicht zuletzt an seinem üblichen „Triple Triangle“-Design, welches für GT schon zum guten Ton gehört, sondern sicherlich auch an den übrigen, sehr individuellen Rohrformen.
Durch das relativ stark geslopte Oberrohr erinnert das GT Grad Carbon Pro schon fast an ein Mountainbike. Hierdurch kommt die Sattelstütze ein ganzes Stück mehr zum Vorschein, als es bei Rädern mit flacheren Oberrohren der Fall wäre. Somit kann die sehr gute 27,2mm Carbonstütze aus eigenem Hause für ordentlich Komfort im Sitzbereich sorgen. Durch die hohe Front sitzt man aber dennoch angenehm aufrecht auf den Grade und es zwickt auch bei langen Ausfahrten nicht im Rücken.
Da das Stichwort schon gefallen ist, machen wir mal mit dem Thema Fahrkomfort weiter. Denn dieser kann sich wahrlich sehen lassen und weiß nicht nur auf harten wie unruhigen Abschnitten zu überzeugen, sondern absorbiert auch einen Großteil der Unebenheiten und Vibrationen. Dies sorgt grundsätzlich für ein angenehmes Fahrgefühl, entlastet den Sitzbereich und gibt Schläge nicht direkt an den Fahrer weiter. Hauptverantwortlich für diesen Komfort dürfte die originelle Konstruktion sein, welche nicht nur optisch für Aufsehen sorgt. Denn durch diese ist der Hinterbau gänzlich vom Sitzrohr gelöst und sorgt somit eben für die entsprechende Performance.
Wer nun aber denkt, durch diese Konstruktion würde das GT Grade zu lahmen Ente werden der hat sich unserer Meinung nach getäuscht. Natürlich kommt man mit dem Grade nicht gerade in den Race Modus, dennoch lässt es sich solide Beschleunigen und ziemlich präzise steuern.
Wenn wir aber vom Lenkverhalten sprechen müssen wir auch das Flipchip-Feature an der Gabel erwähnen, durch welches der Offset (Erklärung siehe oben) verändert beziehungsweise angepasst werden kann. Hierdurch kann man das Bike etwas agiler oder eben etwas entspannter ausrichten. Das System geht relativ gut auf und sorgt für einen spürbaren Unterschied besonders eben im Handling. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass man hier nicht dir Grundausrichtung des Bikes verändern wird, sondern eben einfach ein kleines Feintuning betreibt.
Unabhängig von der Einstellung am Flipchip neigt das Grade Carbon jedoch bei hohem Tempo etwas zur Nervosität, vor allem auf nicht ganz so gutem Geläuf. Es bleibt zwar mit entsprechendem Einsatz immer gut beherrschbar, strahlt hier jedoch nicht die stoische Ruhe von so manchem Mitbewerber aus.
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