Radsport: Am Samstag startet in Monreale der 103. Giro d’Italia. Am Start stehen werden bei dieser Italien-Rundfahrt unter anderem 5 Deutsche, 4 Österreicher und 3 Schweizer. Wir stellen euch deren Aufgaben und Ziele etwas genauer vor.
Deutschland: Helferdienste – oder geht mehr?
Als einziger deutschsprachiger Profi bestreitet Tony Martin nach der Tour de France auch noch den Giro d’Italia. Seine Rolle wird sich dabei kaum verändern. Hat er sich in Frankreich noch für Primoz Roglic an die Spitze des Hauptfeldes gespannt, tut er es nun in Italien für Steven Kruijswijk. Eigene Ambitionen kann der Deutsche höchstens im Zeitfahren verfolgen, oder auf maximal einer Etappe als Ausreißer – sollte er die Freiheiten dafür erhalten. Ebenso gilt dies für Teamkollege Christoph Pfingsten.
Und auch die weiteren Deutschen aus anderen Mannschaften werden beim Giro d’Italia 2020 vorwiegend als Helfer eingesetzt. Marco Mathis kann in der Ebene für seinen Sprinter Elia Viviani das Tempo hochhalten und so einen Massensprint vorbereiten und überhaupt erst möglich machen. Gleiches gilt für Rick Zabel. Der Sohn des ehemaligen Top-Sprinters Erik Zabel wird Rudy Barbier und Davide Cimolai bei den Sprintankünften helfen und vielleicht sogar selbst einmal den Sprint angefahren bekommen. Die spannendste Personalie könnte beim Giro d’Italia einmal mehr Nico Denz werden. Der Deutsche war vor zwei Jahren schon einmal nahe an einem Etappensieg. Klappt es diesmal? Im Team Sunweb dürfte er Freiheiten genießen, so bald Michael Matthews für den Tagessieg nicht mehr in Frage kommt.
- Marco Mathis (Cofidis)
- Rick Zabel (Israel Start-Up Nation)
- Tony Martin (Jumbo – Visma)
- Christoph Pfingsten (Jumbo – Visma)
- Nico Denz (Sunweb)
Auch beim Giro d’Italia werden wir Tony Martin nicht selten als Lokomotive in Aktion sehen.
Österreich: Überraschung in den Bergen möglich
Wieder stellt Bora – hansgrohe die meisten Österreicher. Diesmal dürfen sich Patrick Konrad und Patrick Gamper beweisen. Während dem zuerst genannten in den Bergen durchaus ein Etappensieg zuzutrauen ist, erwarten wir den zuletzt genannten eher in der Ebene vorn zu sehen. Dort wird der 23-Jährige Peter Sagan unterstützen. Patrick Konrad ist in den Bergen für Rafal Majka als Edelhelfer aktiv, kann aber bei Freiheiten bestimmt das ein oder andere Mal in einer Fluchtgruppe mitmischen.
Gleiches ist Hermann Pernsteiner zuzutrauen. Sollte ihm sein Kapitän Pello Bilbao das Go geben, kann der 30-Jährige aus einer Ausreißergruppe heraus überraschen. Seine Stärken liegen im Hochgebirge. Erwischt er die richtige Fluchtgruppe und hat ihn die Konkurrenz nicht auf dem Zettel, könnte seine große Stunde schlagen. Auch Matthias Brändle kann eine Etappe gewinnen. Der starke Zeitfahrer wird für die Israel Start-Up Nation ein wichtiger Fahrer sein. Im Kampf gegen die Uhr zählt er zu den Siegkandidaten. Auf Flachetappen kann er eine Fluchtgruppe definitiv bereichern. Für die Österreicher insgesamt sieht es beim Giro d’Italia 2020 also durchaus vielversprechend aus.
- Hermann Pernsteiner (Bahrain – McLaren)
- Patrick Gamper (Bora – hansgrohe)
- Patrick Konrad (Bora – hansgrohe)
- Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation)
Patrick Konrad war beim Giro d’Italia bereits im Einsatz. Er kann im Hochgebirge als Helfer und Ausreißer glänzen.
Schweiz: Aktiv in Ausreißergruppen
Nur drei Schweizer dürfen wir beim Giro d’Italia 2020 beobachten. Wirklich bekannt sind diese wohl wirklich nur den echten Radsport-Kennern. Simon Pellaud zum Beispiel ist bislang noch nie den Giro und noch nie die Tour gefahren. Bei der Vuelta war er allerdings schon zweimal mit dabei. Als guter Kletterer wird er die Farben der Wildcard-Mannschaft Androni Giocattoli – Sidermec auf harten Etappen in der Offensive präsentieren. Kilian Frankiny könnte dort direkt mit ihm in der gleichen Gruppe zu sehen sein. Denn auch er wird von den Sportlichen Leitern seiner Mannschaft Groupama – FDJ in den Bergen einen Freifahrtschein ausgestellt bekommen. In der Ebene konzentriert sich das komplette Team allerdings auf Sprinter Arnaud Démare. Im Team NTT hätte man einen solch starken Sprinter gerne in den eigenen Reihen. Stattdessen bleibt der Mannschaft, die am Ende der Saison wohl aufgelöst wird, nur die Flucht nach vorn. Danilo Wyss ist für eine Gruppe auf Flachetappen geeignet, da er als schneller Mann gilt.
- Simon Pellaud (Androni Giocattoli – Sidermec)
- Kilian Frankiny (Groupama – FDJ)
- Danilo Wyss (NTT)
Schon vor zwei Jahren war Kilian Frankiny beim Giro d’Italia mit dabei. Damals im Team BMC. Jetzt wird er bei seiner französischen Equipe Freiheiten genießen dürfen.