Test Bulls Sharptail 3 Disc: Mountainbikes sind mehr als reinrassiger Sportgeräte – viele Menschen nutzen ihrs als Allrounder im Alltag wie beim Sport. Ein günstiges Rad, das genau auf diesen Einsatzzweck zugeschnitten ist, hat Bulls mit dem Sharptail 3 im Programm.
Von den Schotterstraßen Kaliforniens bis in unseren Alltag hat das Mountainbike einen weiten Weg zurückgelegt. Mitte der 1970er Jahre von langhaarigen Haudegen auf der Basis alter Tourenräder erfunden, seit den 80ern im industriellen Maßstab produziert und spätestens ab den 90ern die führende Fahrrad-Gattung, ist das MTB längst zum Alltagsgegenstand geworden. Wer heute einfach nur ein Fahrrad braucht, greift nicht selten zu dem Offroader, der sich mit legendärer Robustheit auch und gerade für die Alltagsnutzung anbietet. Und genau für diesen Einsatzzweck gibt es längst spezielle Modelle, die etwas weniger „Mountain“ und etwas mehr „Alltag“ sind – zum Beispiel das Bulls Sharptail 3 Disc 27,5.
Bulls Sharptail 3 Disc: Preiswert und nicht konventionell
Was ist an diesem Bike besonders? Erst einmal kann man auf den günstigen Preis von knapp 700 Euro hinweisen – ziemlich anständig, wenn man bedenkt, was alles dran ist. Bulls verbaut dabei eine Federgabel mit reichlichen 100 mm Federweg, was sehr praktisch ist, denn so kann man die Gabel weich abstimmen und muss angesichts des langen Hubs dennoch nicht befürchten, dass sie bei groben Stößen durchschlägt. Für Komfort ist also gesorgt, und damit das Rad noch angenehmer zu fahren ist, hat Bulls in die Geometrie-Trickkiste gegriffen: Mit kurzem Sitzrohr und geringer Überstandshöhe kann man das Sharptail ruhig eine Nummer größer wählen und genießt dann die Annehmlichkeiten eines hoch positionierten Lenkers. Dieser kommt dem Fahrer mit seiner speziellen „Riser“-Form und dem kurzen Vorbau gleich noch ein Stück entgegen.
Komfort dank Trail-Geometrie
Unsportlich muss man sich mit diesem Set-up freilich nicht fühlen: Moderne Trailbikes sind generell kompakter geschnitten, was Kontrolle und Radbeherrschung entgegenkommt und gerade auf anspruchsvollen Strecken für mehr Fahrspaß sorgt. Und auch im Alltag und auf Touren ist man dank der handlichen Geometrie sicher und flott unterwegs.
Dafür sorgt auch die Technik am Sharptail: Mit 3×9 Gängen steht schon in diesem günstigen Preisbereich eine ausgesprochen große Übersetzungsbandbreite zur Verfügung; dazu gibt es bestens dosierbare hydraulische Scheibenbremsen. Die Altus-Schaltgruppe stellt im Portfolio von Shimano den Einstieg ins richtige Mountainbiking dar; das mit der Shadow-Technologie ausgestattete Schaltwerk verhindert Kettenschlagen und sorgt für präzise Gangwechsel.
Moderne Laufradgrößen-Wahl
Erst hatten Mountainbikes kleinere Laufräder, dann ziemlich große – und inzwischen hat sich die Branche auf etwas dazwischen eingependelt. Die ursprünglichen 26 Zoll hatten ihren Ursprung in den alten Cruiserbikes, die die Urväter des MTB-Sports nutzen; wegen der größeren Laufruhe setzte man in den frühen 2000ern auf 29 Zoll (= 28-Zoll-Felge mit breitem Reifen). Die goldene Mitte stellen die 27,5er Laufräder dar, die sich auch am Sharptail finden. Sie halten sicher die Spur und rollen leicht über Hindernisse hinweg, sind dabei aber beim Einlenken weniger störrisch und machen das Bike agiler. Auch hier ist das günstige Bulls also auf dem letzten Stand. Die Bereifung stellt wiederum einen Kompromiss aus geländegängig und alltagstauglich dar: ein flacheres Profil in der Mitte für leichten Lauf auf Asphalt mit stärker ausgeprägten Schulterstollen, die auf lockerem Untergrund Halt bieten.
Reflektoren gehören ja an jedes Fahrrad bzw. müssen jedem Neurad beiliegen. Beim Bulls kommen sie freilich nicht in einem Plastikbeutel, sondern sind schon angeklickt – Sattelklemme und Lenkervorbau bieten spezielle Steckplätze dafür. Der Clou ist jedoch, dass passende Akkuleuchten dazugekauft werden können, die durch den magnetischen Rastverschluss extrem sicher und stabil halten – und sich auch komfortabler anbringen lassen als mit den üblichen Gummibandagen. Auch dadurch beweist das Bulls Sharptail eine Alltagstauglichkeit, die zeigt, wie sich das Mountainbike in den vergangenen 45 Jahren entwickelt hat.
Zugegeben: Wer ernsthaft in den MTB-Sport einsteigen will und eben kein Bike für den Allround-Einsatz sucht, sollte sich bei Bulls woanders umsehen. Für einen Hunderter mehr gibt es zum Beispiel das Copperhead 1, das mit Shimano Deore mit 2×10-Gang-Schaltung und vom Lenker aus blockierbarer Federgabel deutlich besser ausgestattet ist. Für den nicht ganz so ambitionierten Fahrer ist das Sharptail jedoch in jedem Fall eine gute Wahl.