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MountainbikesTests

Canyon Grand Canyon 9 im Test: Bewährte Fahreigenschaften und Top-Ausstattung

30. Dezember 2020 by Michael Faiß

Test: Das Canyon Grand Canyon 9 überzeugt auf dem Papier mit einer sehr hochwertigen Ausstattung zum fairen Preis und einem universellen Gesamtkonzept zwischen Tour und Trail. Ob der Balanceakt glückt?

Canyon Grand Canyon 9: Die Fakten

Rahmenmaterial: Aluminium
Federweg: 120 mm
Laufradgröße: 29 Zoll (27,5″ in XS/S)

Gewicht: 13,43 kg



Preis: 1.749 Euro

Das Grand Canyon zählt seit vielen Jahren in schöner Regelmäßigkeit zu den besten Hardtails in der Preisklasse zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Mit dem jüngsten Redesign kam im ohnehin schon umfangreichen Grand Canyon Sortiment bei den Koblenzern nun jedoch noch eine weitere Spielart dazu: Die drei hochwertigsten Ausstattungsvarianten sind nun nicht nur mit mehr Federweg an der Front (nun 120 mm), sondern auch einer Variostütze ausgestattet. Grund genug für uns, das Top-Modell mal unter die Lupe zu nehmen und zu fragen: Wie viel Trail Hardtail steckt im aktuellen Grand Canyon?

Bemerkung: Zum Testzeitpunkt war das neue Canyon Stoic noch nicht verfügbar. Wir sind jedoch auch der Überzeugung, dass beide Räder – das Stoic und auch das Grand Canyon – ihre Daseinsberechtigung und ihre eigenen Stärken und Schwächen haben.



Der Rahmen ist sehr hochwertig verarbeitet und bietet viel Platz für zwei Flaschenhalter.
Schön gelöst: Die Ösen für Gepäckträger sind auf der Innenseite der Streben und bei Nicht-Gebrauch quasi unsichtbar.

Toller Rahmen mit gemäßigter Geometrie

Zunächst einmal fällt auf: Der Alu-Rahmen des Grand Canyon ist grandios verarbeitet und wirkt generell einfach extrem hochwertig; das ist an einem knapp 1.800 Euro teuren Rad wie an unserem Testbike nun kein Highlight – doch gibt es bei Canyon eben diesen Rahmen nunmal auch schon am Grand Canyon 7 für etwas über 1.000 Euro. Schöne Sache. Bei Features und Montagepunkten haben wir alles, was wir uns von einem derartigen Rad wünschen: Im Rahmendreieck haben zwei Flaschenhalter Platz, natürlich wird das Hinterrad per Boost Steckachse befestigt und wir haben intern verlegte Leitungen und Züge. Letztere tragen zweifellos zur schnörkellosen Optik bei, aber erleichtern die Wartung nun nicht unbedingt.



Spannend wird es bei den Themen Geometrie und Größenwahl; Canyon bietet das Grand Canyon in insgesamt fünf Größen an und setzt auf einen Size Split bei der Laufradgröße: Entscheidet man sich für einen Rahmen in S oder gar XS, sind 27,5 Zoll Laufräder verbaut, darüber 29 Zoll. So möchte man über das gesamte Spektrum hinweg ein ähnliches Fahrgefühl bieten. Dieser Ansatz zeigt sich auch in den mitwachsenden Kettenstreben – das macht kaum ein anderer Hersteller, sehr schön. Die sonstigen Abmessungen sind eher etwas zurückhaltend. Wir haben einen eher steilen Lenkwinkel von 68°, der Reach fällt ebenso eher kurz aus. Die Einstiegshürde dürfte somit niedrig sein, das Handling intuitiv – aktive Fahrer würden sich vielleicht etwas großzügigere Abmessungen wünschen.

Geometrie Canyon Grand Canyon 9

XSSMLXL
Sitzrohr (in mm)350395440485545
Oberrohr horizontal (in mm)566586614638666
Steuerrohr (in mm)90100100115145
Kettenstrebe (in mm)423423428433438
BB Drop (in mm)4747656565
Radstand (in mm)10841105115011811217
Lenkwinkel (in °)686867.567.567.5
Sitzwinkel (in °)7474747474
Reach (in mm)398415435455475
Stack (in mm)587596626640667
Die Fox 34 Rhythm ist eine solide, steife Gabel mit der man sehr schnell sein Wunsch-Setup findet.


Die hauseigene Iridium Stütze funktioniert sehr gut und bietet mit 150 mm ausreichend Hub.
Edel, edel: Der Shimano 12-fach Mix aus XT und SLX Teilen ist exzellent.

Hochwertige Komponenten für gemäßigtes Gelände

Im Test hatten wir mit dem Grand Canyon 9 die Top-Variante der Modellreihe. Der Versender aus Koblenz schnürt hier ein wirklich gelungenes Paket zum Preis von 1.799 Euro: Die Fox 34 Rhythm Gabel an der Front kommt zwar ’nur‘ mit der einfacheren Grip Dämpfung, steht ihren teureren Kolleginnen bei Ansprechverhalten jedoch keineswegs nach. Zudem ist die Gabel auch dank ihrer 34 mm Standrohre für den Einsatzbereich des Grand Canyon sehr gut dimensioniert. In die Vollen geht Canyon beim Thema Schaltung – hier gibt’s eine vollwertige Shimano XT 12-fach Gruppe (okay, mit SLX Kassette und Deore Kurbel). So edel sind in diesem Bereich nicht einmal Bikes in unserem Testfeld ausgestattet, die 1.000 Euro teurer sind.

Das Cockpit mit kurzem 60 mm Vorbau ist modern und sorgt für direktes Handling.
Der Nobby Nic ist ein guter Gelände-Allrounder.


Auch die Bremsen kommen aus der Shimano XT Reihe. Die M8100 sind exzellente Stopper und die Entscheidung für die 2-Kolben Variante zeigt, dass Canyon das Grand Canyon 9 nicht auf Vollgas-Action trimmen wollte. Das zeigt sich bei Laufrädern und Reifen. Der Schwalbe Nobby Nic in 2,35 Zoll Breite ist ein starker Allrounder, fühlt sich aber eben in gemäßigtem Gelände am Wohlsten. Die Laufräder mit hauseigenen Felgen sind angenehm leicht, halten die Reifen dank 25 mm Maulweite zuverlässig und sind auch schlauchlos fahrbar. Ebenfalls von Eigenmarke Iridium kommt die versenkbare Sattelstütze mit ergonomisch gelungenem Hebel und angemessenen 150 mm Hub. Das Cockpit macht einen guten Eindruck und ist mit 60 mm Vorbau modern.

Rahmen Canyon Grand Canyon AL SL
Federgabel Fox 34 Rhythm, 120mm
Dämpfer -
Laufräder Canyon MXD5 29
Reifen VR Schwalbe Nobby Nic Evo 2,35 Zoll SnakeSkin
Reifen HR Schwalbe Nobby Nic Evo 2,35 Zoll SnakeSkin
Schaltwerk Shimano XT M8100
Schalthebel Shimano XT M8100
Kurbel Shimano M610 30t
Umwerfer Ohne
Bremse Shimano XT M8100
Bremsscheiben Shimano RT 66 180 / 160
Sattelstütze Irirdium Dropper 150 mm
Sattel Iridium Trail
Vorbau Iridium
Lenker Irirdium Flatbar

Canyon Grand Canyon 9: Auf dem Trail

Wer sich ein wenig mit den Geometriedaten und der Ausstattung des Canyon auseinandersetzt, wird relativ schnell feststellen: das Rad will kein Spezialist für extreme Gangarten sein. Das muss es auch nicht, denn für genannten Einsatz gibt es ja das „Stoic“ Schwestermodell. Dass das Grand Canyon aber trotzdem mehr kann als ein gewöhnliches XC Hardtail, sollte sich im Test schnell herausstellen.



Schnell und intuitiv findet man sich auf dem Canyon zurecht; die Geometriewerte sind für ein XC-Hardtail progressiv-modern, für ein reinrassiges Trail-Hardtail aber eher konservativ und zurückhaltend. Bedeutet im Umkehrschluss: Ziemlich vielen sollte die Sitzposition auf Anhieb passen.

Unaufgeregt klettert das Grand Canyon dann auch den Berg hinauf. Trotz 120mm Gabel bleibt die Front auch im steilen Gelände am Boden und man wird – falls überhaupt – erst durch den Traktionsverlust der Nobby Nic Reifen in Speedgrip-Mischung eingebremst. Speziell bei feuchten Bedingungen konnten die Reifen nicht immer mit Grip überzeugen, dafür punkten sie jedoch mit niedrigem Rollwiderstand und geringem Gewicht. Die Schaltvorgänge sind Shimano-typisch knackig und leichtgängig und die Bandbreite des 12-fach Antriebs ist mehr als ausreichend. Schön auch: Die hauseigene Dropper Post funktioniert nicht nur außerordentlich gut, sie bietet mit 150mm in unserer Rahmengröße auch genau den passenden Hub.



Bergab glänzt das Canyon Grand Canyon vor allem mit einfachem und vor allem agilem Handling. Solange das Terrain nicht zu verblockt wird, ist es genau in seinem Element. Bei hohem Tempo kommen zunächst die Schwalbe Nobby Nic Reifen an ihre Grenzen; als „SnakeSkin“ sehr dünnwandig, mangelt es ihnen dann schlichtweg an Eigendämpfung. Bei einem „starren“ Hardtail eine nicht zu vernachlässigende Eigenschaft. Gabel? Top! Die Fox 34 Rhythm ist nicht nur ausreichend steif, sie spricht zudem sensibel an und dämpft (bei Hardtail-gerechter Geschwindigkeit) souverän. Für unsere groß gewachsenen Testfahrer hätte das Cockpit etwas breiter ausfallen dürfen. Überrascht waren wir übrigens von den Shimano XT Bremsen! Obwohl „nur“ zwei Kolben auf Scheiben der Dimension 180/160mm einwirkten, hielten die Stopper souverän Stand und begeisterten mit feiner Dosierbarkeit – super!

Resümierend bleibt die Frage: Ist das Canyon Grand Canyon 9 nun ein Trail-Hardtail „Light“ oder XC-Hardtail „Plus“? Irgendwie beides! Es glänzt mit einem hochwertigen und vielseitigen Rahmen sowie top Ausstattungskomponenten. Agil und intuitiv beherrschbar zeigt sich das Fahrverhalten und macht das Grand Canyon zu einem grandiosen Allrounder! Wer es gerne etwas flotter angeht, sollte sich über stabilere Reifen Gedanken machen oder gleich zum Schwestermodell „Stoic“ greifen. Schön wenn man diese Varianz innerhalb des eigenen Portfolios abdecken kann!



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Fazit: Canyon Grand Canyon 9

Pro

  • Tolle Verarbeitungsqualität
  • Breites Einsatzgebiet
  • Top Ausstattung
  • Preis/Leistung

Contra

  • Im härteren Gelände überfordert
  • Reifen mit wenig Pannenschutz und Eigendämpfung

Fakten

RahmenmaterialAluminium
Laufradgröße29 Zoll (27,5 in XS/S)
Federweg120 mm
Gewicht13,43 kg
Preis1.749 Euro
Web www.canyon.com
DownhillUphill
 
LaufruhigAgil
 
Das Canyon Grand Canyon 9 im Velomotion Fahrradmarkt
Trail-Hardtail "Light" oder XC-Hardtail "Plus"? Beides! Das Canyon Grand Canyon 9 ist ein top ausgestattetes und toll verarbeitetes Hardtail für gemäßigtes Terrain. Das Fahrverhalten ist berechenbar, agil und ohne Schwächen. Bei hoher Geschwindigkeit limitieren die Reifen, aber dafür hat Canyon ja das "Stoic" Schwestermodell im Programm. Toller Allrounder für ein breites Einsatzspektrum!
Stichworte:Canyonhardtail.mtbTrailtrailht20trailht2020

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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