Spektrum / E-Bike: E-Bikes sind der Mega-Trend der letzten Jahre. Geht es nach einer aktuellen Umfrage von Kantar im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentrale (vzbv) besitzen bereits 16 Prozent der Deutschen mindestens ein E-Bike. Weitere 5 Prozent planen in näherer Zukunft die Anschaffung eines E-Bikes. Dass E-Bikes ein gewisses Preisniveau haben, ist bekannt. Gerade vor diesem Hintergrund fordert die Verbraucherzentrale nun neue Öko-Auflagen.
„Klimaschutz darf kein Luxusgut sein“
Geht es nach den in der Umfrage befragten Verbrauchern, ist die Zahlungsbereitschaft für hochwertige E-Bikes hoch. Gut 23 Prozent der Befragten zahlten mehr als 3.000 Euro für ihr Elektrofahrrad. Ebenfalls interessant: Nur sechs Prozent der Haushalte mit weniger als 1.500 Euro Nettoeinkommen besitzen ein E-Bike. Die Verbraucherzentrale schlussfolgert daraus:
„Klimaschutz darf kein Luxusgut sein. Damit das Potenzial für eine verbraucherfreundliche Mobilitätswende genutzt und viele Verbraucherinnen und Verbraucher umsteigen können, muss die Politik aktiv werden. […] E-Bikes machen Fahrradfahren für viele Verbraucher attraktiv. Denn lange Strecken oder Steigungen sind mit elektrischem Rückenwind kaum ein Problem. Weil E-Bikes bei Verbrauchern immer beliebter werden, muss es auch preislich attraktive Modelle geben“, so Marion Jungbluth, Leiterin Team Mobilität und Reisen bei vzbv
Wer billig kauft…
Nun, der Kommentar ist noch völlig aus der Luft gegriffen, allerdings müssen wir die Kirche einmal im Dorf lassen. Hochwertige E-Bikes sind Hightech-Produkte, die in einer gewissen Qualitäts- und Sicherheitsstufe nun einmal ihren Preis haben.
Einmal davon abgesehen gibt es bereits Modelle deutlich unter 1.500 Euro. In Sachen E-Bike gilt aber das, was auch für „normale“ Fahrräder gilt: Wer billig kauft, kauft mindestens zweimal und gefährdet im schlimmsten Fall seine Gesundheit. Einmal davon abgesehen, muss es weder ein Neu-E-Bike noch überhaupt ein elektrisches Vehikel sein, um das Klima zu schonen.
Mit dem Argument „dies und jenes darf kein Luxusgut sein“ lässt sich jedes Produkt per Totschlagargument durchregulieren. Dass Planwirtschaft noch nie funktioniert hat und wirklich klimafreundliche Innovationen eher abwürgt, wird hier einmal wieder vergessen. Ein „neues“ E-Bike für 600 Euro wird wohl kaum die Langlebigkeit und Klimafreundlichkeit eines hochwertigen Modells aus dem höheren Preissegment haben.
E-Bike besser im Fachhandel kaufen
Der riesige Erfolg des E-Bikes hat in den letzten Jahren auch dazu geführt, dass die Elektroräder inzwischen beinahe überall erhältlich sind: Vom Discounter über den Elektromarkt bis hin zum Baumarkt. Oft versucht man dort über günstige Preise dem etablierten Handel Konkurrenz zu machen, spart aber dort, wo es vor allem dem Kunden besonders weh tut – nämlich beim Service und der Qualität. In Kombination führt dies dazu, dass ein E-Bike Kauf außerhalb des Fachhandels auch aus ökologischer Sicht wenig nachhaltig ist; spätestens beim ersten größeren Defekt ist es oft günstiger und mit weniger zeitlichem Aufwand verbunden, einfach ein komplett neues Rad zu kaufen, als sich auf eine Reparatur zu verlassen. Wo beim E-Bike aus dem Fachhandel meist eine Reparatur auch lange nach Erlöschen der Garantie möglich ist, wird das Discounter-Rad vom einen zum anderen Tag zu Elektroschrott.
„Secondhand-Markt ist bisher unterentwickelt“
Auch der Kommentar bezüglich des E-Bike-Gebrauchtmarkts hinkt: „Der Secondhand-Markt ist bisher unterentwickelt. Damit sich dies ändert, muss der Zustand des Akkus für Verbraucher jederzeit auslesbar sein. Ein Ersatzakku schlägt mit circa 600 Euro kräftig ins Budget. Unsicherheit über den Gesundheitszustands des Akkus führt dazu, dass Verbraucher davor zurückscheuen, ein gebrauchtes E-Bike zu kaufen“, so Jungbluth.
Wer einen Blick auf die Fahrradgebrauchtmärkte wirft, der findet einen alles andere als unterentwickelten Secondhand-Markt vor. Angebote und Schnäppchen gibt es an jeder Ecke. Wie beispielsweise auch ein Blick in den Velomotion Fahrradmarkt zeigt.
Ein Argument, das sich nachvollziehen lässt – wer möchte schon die Katze im Sack kaufen? Allerdings besteht bei E-Bikes die gleiche Problematik wie bei nahezu allen anderen Akkugeräten: Der Akku ist nun einmal ein Verschleißteil. Die Neuanschaffung wird früher oder später fällig.
Das ist bei einem E-Bike der Preis für den Komfort und die komplexere Technik. Nichtsdestotrotz wäre eine Schnittstelle zum Auslesen der Ladezyklen und weiterer Daten aus Verbraucherschutz-Sicht ideal. Doch auch jetzt lässt sich die Restkapazität der meisten Akkus beim Händler für einen geringen Preis bestimmen.
Was fordert die Verbraucherschutzzentrale?
E-Bikes sollen in die Regulierung des EU-Ökodesigns aufgenommen werden, die Haltbarkeit, Qualität, Reparierbarkeit und Ersatzteilverfügbarkeit sicherstellen soll. Sinnvoll an dieser Idee ist in jedem Fall, dass man als Verbraucher Akkus leicht entfernen und austauschen können muss. Das macht in jedem Fall Sinn.
Dass Akkusysteme langlebig sein können, beweisen etwa Werkzeughersteller wie Bosch, Makita oder DeWalt mit ihren Akkusystemen. Was dagegen weniger sinnvoll ist, ist das Vorschreiben von einfacher Reparierbarkeit und Langzeitersatzteilverfügbarkeit. Dies könnte sich entgegen der Forderung nach günstigen E-Bikes in Form höherer E-Bike-Preise auswirken. Warum?
Man stelle sich vor, ein Unternehmen muss für alle uralten Fahrräder Millionen Ersatzteile bereithalten. Dadurch entstehen nicht nur immense Lagerkosten. Auch wertvolle Rohstoffe werden im Zweifel unnötig gebunden oder landen nach zehn Jahren im Lager gleich im Schredder zur Wiederaufbereitung. Umweltfreundlich ist da etwas anderes.
Hochwertig = nachhaltig?
Um seine Forderung zu untermauern, hat das vzbv beim Öko-Institut eine Studie in Auftrag gegeben. Demnach haben E-Bikes mit einer Lebensdauer von 4 bis 5 Jahren einen deutlich negativeren Einfluss auf den Geldbeutel und das Klima als E-Bikes, die mindestens 10 Jahre halten. Für diese Erkenntnis hätte es nun eigentlich keine Studie gebraucht.
Allerdings beißt sich hier abermals die Forderung nach günstigen E-Bikes, die gleichzeitig möglichst lange halten sollen in den eigenen Schwanz. Günstig und dabei gleichzeitig qualitativ hochwertig und lange reparierbar gibt es nicht – nicht einmal in einer idealen Welt. Ein gutes Beispiel ist wieder einmal Werkzeug.
Noch heute bekommt man Ersatzteile für hochwertiges Markenwerkzeug, das 25 Jahre alt ist. Für Billig-Kreissägen, Akkuschrauber und Co. gibt es dagegen meist schon nach fünf Jahren keine Ersatzteile mehr. Das Ende vom Lied: Qualität zahlt sich auch für Verbraucher langfristig aus – und diese hat nun einmal ihren Preis. Zum Glück gibt es den florierenden Gebrauchtmarkt.