Test: Das auf Stahlrahmen spezialisierte Unternehmen hat seine Wurzeln im Reiserad-Bereich, was man dem Rennstahl 991 Gravel in manchem Detail ansieht. Dennoch lässt sich das metallisch glänzende Rad sportlich bewegen.
Beim Thema Stahlrahmen denken viele an klassisches bis altmodisches Material, doch es geht natürlich auch anders: Bei Rennstahl, der Schwestermarke der Titanschmiede Falkenjagd, werden hochmoderne Stahlrahmen mit allen aktuellen Montagestandards gefertigt. Innenliegende Leitungen und Steckachsen, PressFit-Tretlagergehäuse und Flatmount-Bremssockel schmücken auch das 991 Gravel, das sich in einem wichtigen Punkt von den Stahlrahmen vieler anderer Hersteller unterscheidet: Gefertigt ist es auch rostfreiem Edelstahl, der eine Lackierung überflüssig und die einzigartige Optik möglich macht.
Ergänzt wird der Rahmen von einer Titangabel, wobei die zwei Materialien nur anhand der Schweißnähte identifiziert werden können und auch etwas über die dahinter stehende Philosophie sagen. Denn mit Rennstahl wollte das Team von Falkenjagd erschwinglichere Varianten seiner edlen Titanrahmen schaffen – etwas schwerer zwar, aber in Sachen Charakter, Anmutung und Fahreigenschaften sehr nah dran.
Eng mit dem Titanrad verwandt
Das vorangestellt, wird schon deutlich, dass das 991 Gravel recht eng mit dem Gravelbike von Falkenjagd verwandt ist. Gerade am Hauptrahmen sind die Rohre des Stahl-Modells kleiner dimensioniert; was Anbaumöglichkeiten angeht, ist aber auch das Rennstahl eng an klassische Reiserennräder angelehnt, lässt sich mit Heckträger, Schutzblechen und Lowrider an der Gabel ausstatten und sogar mit einem Seitenständer.
Optisch gefällt das schlanke Rad mit den eingelaserten Schriftzügen, zumal das Material alle Bauelemente deutlich herausstellt, etwa die gefrästen Aufnahmen für die Steckachsen, die aufgeschweißten Rahmen für die Zugeingänge oder die Stahlplatte, die zwischen Kettenstrebe und Tretlagergehäuse sitzt und für Reifenfreiheit sorgt. Die 40er Schwalbe haben rundherum viel Platz und auch 50 mm breite 650B-Pneus lassen sich montieren.
Rahmen | Rennstahl Edelstahl |
Federgabel | Falkenjagd Titan |
Laufräder | Tune King/Kong |
Reifen | Schwalbe G-One Allround |
Schaltwerk | Campagnolo Record |
Schalthebel | Campagnolo Record |
Kurbel | Campagnolo Record 50/34 Z. |
Umwerfer | Campagnolo Record |
Bremse | Campagnolo Record |
Sattelstütze | Tune |
Sattel | Tune Komm-Vor |
Vorbau | Falkenjagd Titan |
Lenker | Syntace Racelite |
Auch in Sachen Geometrie ähneln sich Rennstahl und Falkenjagd, wobei ersteres ein etwas längeres Steuerrohr und einen minimal steilerer Lenkwinkel aufweist. In der Praxis fällt das nicht weiter auf, zumal das 991 Gravel wie sein Titan-Cousin ebenso laufruhig wie handlich daherkommt und mit ausgewogener Sitzhaltung gefällt. Mit 30-mm-Spacer unterm Vorbau sitzt man freilich eher aufrecht auf dem Rennstahl; wer sportlich fährt, könnte sich etwas mehr Gewicht auf dem Vorderrad wünschen. Mit knapp zehn Kilo ist das Rennstahl natürlich nicht gerade leicht, fährt sich aber durchaus agil und lebendig.
Hochwertige Komplettierung
Die Komplettierung des Testmodells orientiert sich mehr am Rennrad als am Gravelbike mit einer Campagnolo Super Record, deren 2×12 Gänge eher lang abgestimmt sind – 50/34 Zähne vorne und eine 11-29er Kassette hinten. Die flächigen Carbon-Komponenten begeistern nicht nur optisch; an der Schaltung fällt die Option auf, gleich fünf Gänge auf einmal hochzuschalten, und die Bremsen beißen kräftig, aber extrem gut dosierbar zu. Etwas naheliegender wäre der Aufbau mit Campagnolo Ekar, den Rennstahl für 500 Euro weniger anbietet. Ergänzt wird die Gruppe von einem recht leichten Tune-Radsatz, dessen Schwalbe G-One Allround wieder die Brücke vom Rennrad zum Gravelbike schlagen; Tune steuert auch den superleichten, dabei ziemlich bequemen Sattel bei.
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