Test: Das Rose Backroad hat sich von seiner Cyclocross-Vergangenheit freigemacht, ist aber immer noch auf Highspeed und Fahrspaß zugeschnitten – und trotzdem ziemlich vielseitig.
Dieses Fahrrad giert nach Speed – klingt schrecklich, aber irgendwie lässt es sich nicht besser formulieren. Natürlich merkt man das erst, wenn man in die Pedale tritt, doch schon die Optik des Backroad geht in Richtung „schnell“. Der Rahmen ist glattflächig und schlicht lackiert; durch den Vorbau in den Rahmen führende Leitungen sorgen für ein aufgeräumtes Cockpit. Die Sitzstreben treffen wie am Zeitfahrrad tief ans Sitzrohr. Dazu ist das Rad mit 30 mm tiefen Felgen ausgestattet, die erst einmal nicht unbedingt nach Gravel ausschauen. Die 2×11-Schaltung verzichtet zugunsten einer engeren Abstufung auf den Rettungsring; wenn nicht die 40er Reifen wären, könnte man das Rose glatt für ein Straßenrennrad halten.
Das klingt vielversprechend, und schon die ersten Kilometer bestätigen diesen Eindruck. Oder sogar die ersten Meter, denn die Sitzhaltung auf dem lila Racer erscheint ausgesprochen sportiv. Die Überhöhung ist deutlich, die Körperhaltung gestreckt; der mit 40 cm recht schmale Lenker bringt die Arme nach innen, und die Hände fallen regelrecht in die kompakten, ergonomisch geformten Griffe. Dort blieben sie die nächste Stunde – eher wie beim Crossrennen als auf einer Gravel-Tour regt das Rose dazu an, immer wieder hochzuschalten und zu beschleunigen, kräftig anzubremsen und wieder Gas zu geben. Erleichtert wird das von der exzellenten Shimano GRX Di2 mit extrem geschmeidigen Gangwechseln und den leicht laufenden Conti Terra Speed, die freilich eher auf trockene Bedingungen zugeschnitten sind. Das Backroad lenkt sich direkt, ohne einen Hauch von Nervosität, und protzt dabei mit gefühlt hoher Steifigkeit von Rahmen und Gabel.
Rahmen | Backroad Carbon |
Federgabel | Rose Vollcarbon |
Laufräder | Rose R Thirty Disc Light |
Reifen | Continental Terra Speed |
Schaltwerk | Shimano GRX RD-RX815 Di2 |
Schalthebel | Shimano GRX RD-RX815 Di2 |
Kurbel | Shimano GRX 810 48/31 Z. |
Umwerfer | Shimano GRX RD-RX815 Di2 |
Bremse | Shimano GRX 810 |
Sattelstütze | Rose UD Carbon |
Sattel | Rose Edition by Selle Italia |
Vorbau | Rose Square |
Lenker | Ritchey WCS Butano |
Vielseitig mit neuem Rahmen
All das klingt stark nach Cyclocross, dabei hat sich das Backroad längst von seinen diesbezüglichen Wurzeln gelöst. Seit dem Modelljahr 2020 kommt ein neuer Rahmen zum Einsatz, der mit einer Reifenfreiheit bis 47 mm bei 28 Zoll sowie für extrabreite 650B-Pneus und hängenden Kettenstreben speziell aufs Gravel zugeschnitten ist. Im Vergleich zum alten Backroad hat sich auch die Geometrie geändert: Das Oberrohr ist deutlich länger geworden und damit der Reach; ein nur 80 mm kurzer Vorbau sorgt beim aktuellen Modell dafür, dass man nicht zu gestreckt sitzt, und führt gleichzeitig zu einem agileren Handling.
Der leicht ausgestellte Lenker lässt sich dank Kompakt-Form auch an den Enden gut greifen; hinten sorgt die stark vibrationsdämpfende Carbonstütze mit D-förmigem Querschnitt dafür, dass man sich auch auf langen Strecken auf dem Backroad wohlfühlt. Die ungewöhnliche Rahmenkonstruktion ist auf besonders viel Flex zugeschnitten: Die Stütze wird auf Höhe der Sitzstreben geklemmt und kann oberhalb von diesen nach hinten ausweichen.
Mit diversen Montagepunkten, etwa am Oberrohr und an der Gabel, scheint das Rad bestens für flotte Bikepacking-Abenteuer geeignet zu sein. Bei einem Gewicht von rund 8,7 Kilo könnten aber auch andere Fahrertypen ins Grüben kommen: Mit 30er Reifen, die optimal zu den Felgen mit 19 mm Maulweite passen dürften, kommt das agile Gravelbike dem Rennrad schon sehr nahe. Wer also das eine Rad für Straße und Gelände sucht, ist bei Rose in Bocholt an der richtigen Adresse. Ebenfalls interessant sind die anderen Ausstattungsoptionen, etwa das GRX-Modell mit mechanischer Schaltung, das satte 1.000 Euro weniger kostet, oder die „Classified“-Version mit zweistufiger Getriebenabe. Hungrig nach Geschwindigkeit sind sie alle!
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