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Test Laufradsatz aerycs GCX Terra: Alleskönner mit dem Schwerpunkt auf Gravel

11. August 2022 by Caspar Gebel

Test aerycs GCX Terra: Der Gravel-Laufradsatz des norddeutschen Anbieters aerycs überrascht mit großer Vielseitigkeit. Neben seinem Einsatzzweck am Gelände-Renner ist er mit aerodynamischer Formgebung nämlich auch zum Rennradfahren geeignet, und mit seinem recht geringen Gewicht passt er gut ans Cyclocross-Bike. Velomotion hatte den Carbon-Allrounder im Test.

Sie sind leicht, sie sind vielseitig – und sie sind nicht teuer: Die Welt der Carbonlaufräder hat sich in den letzten paar Jahren deutlich gewandelt. Vorbei sind die Zeiten, da nur weniger Edelmarken Faser-Felgen herstellen konnten und für ihre Radsätze Preise oberhalb von 2.500 Euro aufriefen. Und auch jenes gewisse Misstrauen gegenüber Carbonfelgen ist passé, das vom nicht immer berechenbaren Bremsverhalten und der Angst vor Überhitzung bei Dauerbremsungen herrührte – mit dem Durchmarsch der Scheibenbremse hat sich diese Thematik nämlich erledigt. Dass die Carbonfelgen nicht mehr in die (Brems-) Zange genommen werden, bedeutet darüber hinaus, dass die kritischen Wechselbelastungen im Bereich der Felgenflanke wegfallen; diese muss am Disc-Rad nur noch mit dem Reifendruck klarkommen. Damit konnten Carbonfelgen leichter werden, außerdem sind sie heute einfacher zu konstruieren und können mithin billiger hergestellt werden. Und so kommt es, dass ein Carbon-Radsatz um 1.000 Euro heute keine Seltenheit mehr ist – und zwar einer, bei dem man in keinerlei Hinsicht Kompromisse eingehen muss. Das beste Beispiel dafür ist der aerycs GCX Terra.



Gut bei Preis-Leistung und Preis-Gewicht

Das Unternehmen aus dem Hamburger Umland fertigt seit gut zehn Jahren Laufräder, wobei der Schwerpunkt auf einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis liegt, was beim Carbon-Radsatz auch Preis-Gewichts-Verhältnis bedeutet. Der Direktvertrieb ohne Margen für Groß- und/oder Fachhandel kommt dem natürlich entgegen, und so kostet der Gravel-Radsatz mit 40 mm tiefen Felgen gerade mal 1.049 Euro, inklusive Felgenband und „Tubeless Easy Kit“ von Milkit. Das Vorderrad wiegt 760 Gramm, das Hinterrad 880 Gramm, jeweils mit Band – 1.640 Gramm also, was den Radsatz als durchaus leicht qualifiziert, vor allem, wenn man sich die Felgen anschaut. Ihr Gewicht wird mit 430 Gramm angegeben; wie gesagt sind sie 40 mm tief, dabei allerdings satte 29 mm breit. Das resultiert in einer sehr sanften Rundung im Bereich der Speichenbohrungen, wie wie heute als aerodynamisches Optimum gilt. Die Felge ist mit reduzierter vertikaler Steifigkeit auf etwas höhere Dämpfung ausgelegt, außerdem sind Seitenwände und Felgenhörner besonders stabil, um Defekten bei Durchschlag vorzubeugen – für den Einsatz an Gravelbike und Cyclocrosser ist der Radsatz damit sehr gut geeignet.

Die breite Felge ist an der Innenseite sanft gerundet und damit aerodynamisch optimal geformt.
Mit 22 mm Maulweite ist die Hakenfelge auch für schmalere Reifen mit hohem Druck gut geeignet.

Auch fürs Rennrad gut geeignet

Aber wer braucht im Gelände schon Aerodynamik? Gute Frage, denn bei eher langsamem Tempo auf schweren Strecken ist der Luftwiderstand in der Tat kein bestimmender Faktor. Doch mit einer Maulweite von 22 mm können die Laufräder auch problemlos mit schmaleren Rennreifen bestückt werden, etwa den inzwischen gerade am Disc-Rennrad weit verbreiteten 28ern. Und damit wird der GCX Terra zu einem absoluten Allrounder, zumal die Hakenfelgen in Sachen Luftdruck völlig unproblematisch sind – sie vertragen bis zu 6 bar.



Die 350er Naben werden hier noch in der älteren Gehäuseform verbaut.
Doch das Innenleben mit fein gerastertem Zahnscheibenfreilauf ist up to date.

Hakenfelge mit leichter Reifenmontage

Erfreulich unproblematisch ist auch die Reifenmontage: Die bereits gut eigefahrenen 35er Schwalbe X-One Allround sitzen sofort dicht im Felgenbett und können mit der normalen Standpumpe befüllt werden – kein Kompressor nötig. aerycs baut den Radsatz mit DT-Swiss-Komponenten auf, nämlich den Straightpull-Messerspeichen „Aero Comp“ sowie den bewährten 350er Naben. Dass diese hier noch in der alten Form von vor dem Relaunch im April 2021 verbaut werden, ist funktionell kein Nachteil: Mit fein gerastertem Zahnscheibenfreilauf im Sinne großflächiger, blitzschneller Kraftübertragung sind sie technisch auf der Höhe der Zeit. Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte werden optimal verdaut; der Radsatz fühlt sich in jeder Situation steif und solide an – und ja, irgendwie schneller als der deutlich schwerere Alu-Radsatz, den er temporär ersetzt. Wobei man sich darüber streiten könnte, woran das liegt: am geringen Gewicht, an der Eigendämpfung der Carbonfelgen oder an der besseren Aerodynamik?



Und sonst? aerycs bietet den GCX Terra auch mit schwarzem Dekor an, außerdem mit 30 oder 50 mm tiefen Felgen, was den Radsatz geringfügig leichter bzw. schwerer macht und seinen Einsatzbereich mehr in Richtung Cyclocross (30 mm) bzw. Straße (50 mm) verschiebt. Auch das zeigt, dass der leichte, günstige Carbon-Radsatz mit 40 mm tiefen Felgen der perfekte Allrounder ist, mit dem man eigentlich alles machen kann – Bereifung und Kassette wechseln genügt. Und auch vor härterer Gangart muss man nicht zurückschrecken, zumal aerycs ein faires „Crash replacement“-Angebot macht.

Fazit: aerycs GCX Terra

Pro

  • Günstiger Preis
  • Geringes Gewicht
  • Breiter Einsatzbereich
  • Hohe Qualität
  • Einfache Reifenmontage

Contra

Nichts

Fakten

Produktjahr2022
Preis1.049 Euro
Web www.aerycs.de
Der relativ leichte Radsatz ist ideal fürs Gravelbike, kann aber auch beim Crossen und am Disc-Rennrad eingesetzt werden. Komponenten und Verarbeitung sind top, die Reifenmontage ist einfach und auch an den Fahreigeschaften gibt es nicht zu mäkeln – im Preisbereich um tausend Euro sind diese Laufräder daher sehr zu empfehlen.

Über Caspar Gebel

Caspar Gebel sitzt seit 40 Jahren auf dem Rennrad. Der Fachjournalist und Sachbuchautor arbeitet für Velomotion und auch für die Zeitschriften Procycling und Fahrrad News.

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