Test Bulls Grinder 1: Auf Grundlage der Geometrie der edlen Trail Machete hat Bulls einen in vielen Modellvarianten verfügbaren Alu-Graveller auf die Beine gestellt. Schon die günstigste Version kann durchaus gefallen.
Die Geometrie des Carbon-Gravelbikes Bulls Trail Machete wurde mit großem Aufwand entwickelt, und nun könnte man annehmen, dass die Marke sich das handliche, innovative Chassis mit edlen Carbon-Modellen teuer bezahlen lässt. Doch die Kölner gehen einen anderen Weg: Neben den Carbon-Gravellern im mittleren bis gehobenen Preisbereich bietet Bulls die Alu-Bikes der Baureihe Grinder an, darunter das Bulls Grinder 1. Und die übernehmen die Geometrie der Machete eins zu eins.
Ösen für Spannband am Oberrohr
Vom alten Grinder, das parallel weitergeführt wird, lässt sich das neue Gravelbike leicht unterscheiden: Unterm Oberrohr finden sich vier Gewindebohrungen für ein Spannband, die Sitzstreben laufen unterhalb des Oberrohrs ins Sitzrohr und alle Züge und Leitungen werden durch einen Port am Unterrohr in den Rahmen geführt.
Natürlich ist auch der Grinder-Rahmen der zweiten Generation mit Anbaumöglichkeiten gut ausgestattet: Schutzbleche, diverse Flaschenhalter, Gabelhalterungen, eine Oberrohrtasche und ein Gepäckträger lassen sich anbringen, und Bulls selbst nutzt diese Möglichkeiten mit diversen voll ausgestatteten Modellen. Typisch für die Marke sind auch Steckplätze für spezielle Akkuleuchten sowie ein Smartphone-Halter auf dem Vorbau und ein magnetischer Flaschenhalter.
Gelungene Zugverlegung
Dass Schalt- und Bremszug komplett durch die Kettenstrebe laufen, ist für ein Alu-Gravelbike auch nicht gerade normal – vor allem nicht für eins, das für vergleichsweise wenig Geld angeboten wird. Das günstigste Grinder kostet 1.299 Euro, ist also für Gravel-Einsteiger durchaus erschwinglich, wobei in Sachen Ausstattung nicht allzu viel erwartet werden darf: Mit der Shimano Claris 2×8 und mechanischen Scheibenbremsen werden recht einfache Teile verbaut; die schlichten 28-Speichen-Laufräder werden in klassischer Manier mit Schnellspannern statt Steckachsen befestigt.
Bulls Grinder 1 – Preisbewusste Ausstattung
Der Funktionalität tut all dies jedoch erst einmal keinen Abbruch. Die modern gestalteten Schalthebel liegen gut in der Hand, Bremsmanöver und Gangwechsel laufen sicher und exakt ab. Mit 46/34 Zähnen vorne und einer 11-34er Achtfach-Kassette ist der Übersetzungsbereich groß, die Abstufung notwendigerweise recht grob. Nachteil des preiswerten Gravelbikes ist das mit gut 12,5 Kilo sehr hohe Gewicht – damit ist es rund 50 % schwerer als so manches Leichtgewicht, kostet aber natürlich auch nur ein Bruchteil eines solchen. Wer ein paar Hundert Euro investiert, kann freilich bereits bei den Laufrädern ein sattes Kilo sparen.
Angenehm ist die kompakte Sitzhaltung mit minimalem Höhenunterschied zwischen Sattel und Lenker – auch Einsteiger fühlen sich auf diesem Rad sicher. Mit kurzem Vorbau und flachem Lenkwinkel trifft Bulls die goldene Mitte zwischen Handlichkeit und sicherem Geradeauslauf. Eine Alu-Sattelstütze ohne Versatz nach hinten und das steile Sitzrohr sorgen freilich dafür, dass es mit dem Komfort nicht weit her ist.
Die einfachen All-Terrain-Reifen von Schwalbe rollen nicht ganz so geschmeidig ab wie aktuelle Tubeless-Gravelreifen; ein Umstieg auf Modelle wie den G-One Allround würde die Performance des günstigen Gravellers merklich verbessern. Ohnehin ist dies ein Rad, dass sich für nachträgliche Upgrades anbietet, denn Rahmen und Gabel aus Aluminium sind superstabil und dürfte sich jahrelang nutzen lassen. Wer auf dem Grinder 1 seine bzw. ihre Leidenschaft fürs Graveln entdeckt, muss sich also nicht unbedingt darüber ärgern, nicht gleich weiter oben eingestiegen zu sein. Nicht zuletzt bietet sich das Bulls als preiswertes Bikepacking- bzw. Reiserad an, das nach eigenem Gusto mit Anbauteilen versehen werden kann. Robust genug dafür ist es allemal.
WEB: bulls.de