Test / E-MTB: Mit dem Bulls Sonic Evo AM Team hatten wir nun endlich das erste Serienrad mit dem neuen Bosch CX Race Motor im Test. Auch vom Antrieb abgesehen bietet es zahlreiche spannende Features, zudem eine gut ausbalancierte Geometrie und eine Ausstattung die quasi keine Wünsche offen lässt.
Der Rahmen des Bulls Sonic Evo AM Team ist (von der schicken Gestaltung in den RockShox Signature Farben abgesehen) identisch mit dem des bekannten und bewährten Bulls Sonic Evo AM Carbon. Der Carbon-Hauptrahmen mit Alu-Hinterbau bietet 150 mm Federweg und damit ausreichend Reserven auch für anspruchsvolle Strecken, wenngleich im echten Enduro-Terrain auch 160 mm an der Front sicherlich nicht schaden würden. Der Laufradgrößen Mix mit 29 Zoll vorn und 27,5 Zoll hinten verleiht dem Rad ein gutmütiges Überrollverhalten im Gelände, bewahrt gleichzeitig jedoch einiges an Agilität.
MonkeyLink Schnittstellen und tolle Akku-Integration
Mit an Bord sind auch zahlreiche Features wie wir sie mittlerweile von einigen E-MTBs des Kölner Herstellers kennen. Darunter auch die gelungene Akku-Integration mit 45° Entnahme. Der Flaschenhalter auf dem Unterrohr fungiert gleichzeitig als Verriegelung für die Abdeckung des Energiespeichers, der zusätzlich per Schloss gesichert ist. Durch die Entnahme seitlich schräg nach oben muss das Vorderrad nicht eingeschlagen werden, außerdem ist die Klappe nicht ständigem Schlamm- und Dreckbeschuss ausgeliefert.
Ebenfalls Bulls-typisch sind der Fidlock-kompatible MonkeyLink Flaschenhalter und die bestromte MonkeyLink Schnittstelle unter dem Vorbau, wo ein kompatibles Licht angeclipst werden kann und direkt vom E-Bike mit Strom versorgt wird. Rücklichter sind sogar direkt in den Hinterbau integriert; wobei sich die Frage stellt, ob diese an einem Bike mit Race-Motor nötig sind – andererseits: Haben ist besser als brauchen, oder?
Bulls Sonic Evo AM Team: Geometrie
Die Geometrie des Bikes fällt sportlich und für ein Rad mit 150 mm angemessen aus. Maße wie der mit 65,5° durchaus flache Lenkwinkel und der Reach von ca. 460 mm in Rahmengröße L sind modern, jedoch nicht extrem oder progressiv. Vorteil: Quasi jeder Radfahrer dürfte sich auf dem Bulls Sonic Evo AM Team ziemlich sofort und ohne lange Eingewöhnung wohlfühlen. So vermittelt das Bike auch ohne allzu aktiven Fahrstil viel Sicherheit und eine gute Balance im Up- und Downhill. Sehr sportliche Fahrer könnten sich etwas progressivere Maße freuen, beispielsweise über einen flacheren Lenkwinkel und einen längeren Hauptrahmen.
Geometrie Bulls Sonic EVO AM Team
Größe | 41 | 44 | 48 | 51 |
---|---|---|---|---|
Oberrohrlänge | 602 | 618 | 638 | 663 |
Kettenstrebenlänge | 450 | 450 | 450 | 450 |
Lenkwinkel | 65.5 | 65.5 | 65.5 | 65.5 |
Sitzrohrwinkel | 74 | 74 | 74 | 74 |
Tretlagerabsenkung | 17 | 17 | 17 | 17 |
Radstand | 1198 | 1213 | 1238 | 1262 |
Stack | 614 | 618 | 628 | 638 |
Reach | 425 | 440 | 461 | 482 |
Bosch CX Race: „Nur“ ein CX Motor – oder doch mehr?
Zum Ende der vergangenen Saison hin überraschte Bosch mit der Vorstellung des Bosch CX Race – einem neuen Motor, der jedoch sehr vieles mit dem bekannten CX gemein hat. Im Grunde genommen handelt es sich um eine gewichts-optimierte Variante (ca. 150 g leichter) in einer anderen Farbe, die einen zusätzlichen Race-Modus spendiert bekommt. Eben dieser Race Modus ist jedoch auch die große Besonderheit: Denn auch wenn die Maximalleistung des Antriebs nicht erhöht wurde, fühlt er sich in diesem Vollgas-Modus so an. Das liegt daran, dass der Motor hier schon bei geringem Fahrerinput eine sehr hohe Leistung abgibt – noch dazu reaktionsschneller als beim herkömmlichen CX Motor.
Bosch CX Race im Test: Neuer Motor (nicht nur) für den Renneinsatz
E-MTB / Test: Mit dem Bosch CX Race erweitert der E-Bike-Pionier aus Süddeutschland sein Portfolio um einen neuen Motor. Wir konnten ihn bereits auf den Trails in Finale Ligure testen und verraten, was das neue Kraftpaket so besonders macht. Spätestens seit der diesjährigen Eurobike wurde viel über einen neuen Motor aus dem Hause Bosch gemunkelt. […]
Ebenfalls gefeilt wurde am Extended Boost, den Bosch-Fahrer schon vom eMTB-Modus kennen dürften und sich am besten als „kontrolliertes Nachschieben“ umschreiben lässt. Ein kurzer Impuls auf die Pedale genügt, um nochmals einen spürbaren Schub vom Motor zu bekommen, ohne weiter treten zu müssen. Genau dieses Verhalten wird im Race-Modus auf die Spitze getrieben; bis zu zwei Meter schiebt der Motor hier weiter.
All diese Eigenheiten zusammengenommen führen zu einem enorm kräftigen, reaktionsschnellen, aber auch nervösen Fahrverhalten im Race-Modus. Gerade in technischen Uphills ist eine sehr gute Fahrradkontrolle Voraussetzung, um damit umgehen zu können. Andererseits: Sämtliche bekannten Unterstützungsmodi sind auch beim Bosch CX Race mit an Bord.
Sportliches Bedienkonzept und reichweitenstarker Akku
Auch bei der Bedienung gibt es das derzeit aktuellste vom Smart System: Der minimalistische System Controller im Oberrohr wird über die kabellose Mini-Remote am Lenker gesteuert. Ein echtes Display gibt es nicht, Ladestand des Akkus und Unterstützungsstufe lassen sich an den LEDs des System Controllers ablesen. Das Nachrüsten eines Displays, z.B. Kiox 300 ist jedoch ebenso möglich wie das Nutzen des Smartphones als Displayersatz, hier über die Bosch eBike Flow App.
Keine News gibt es in puncto Akku: Das Unterrohr unseres Testbikes beherbergt den bekannten Powertube 750 mit 750 Wh Kapazität. Wahlweise gibt es auch den 625 Wh Akku, so lässt sich etwas Gewicht sparen; in Rahmengröße S muss man übrigens ganz auf den großen Akku verzichten – das kürzere Unterrohr bietet schlicht nicht genügend Platz.
Ausstattung: (Fast) perfektes Komponentenpaket
Auch wenn Preise jenseits der 10.000 Euro für Top E-MTBs mittlerweile an der Tagesordnung sind, sind die Erwartungen an die verbauten Komponenten beim knapp 11.000 Euro teuren Bulls Sonic Evo AM Team hoch. Ein Blick auf das Datenblatt genügt jedoch um zu erkennen – hier hat man in Köln (fast?) alles richtig gemacht. Mit der RockShox Lyrik Ultimate RC2 steckt in der bulligen 1.8 Zoll Front eine der besten Federgabeln auf dem Markt. Lediglich Vollblut-Racer oder schwere Fahrer könnten hier die etwas steifere (aber auch schwerere) ZEB mit dickeren Standrohren bevorzugen. Am Heck entschied man sich für den Super Deluxe, ebenfalls aus dem Hause RockShox. Etwas überrascht waren wir von der Select+ Ausführung – auch wenn der Dämpfer in der Praxis exzellent mit dem Hinterbau harmoniert, hätten wir uns angesichts des angesprochenen Kaufpreises auch hier die Ultimate-Variante gewünscht.
Rahmen | Bulls Sonic Evo AM Carbon |
Federgabel | RockShox Lyrik Ultimate RC2 |
Antrieb | Bosch Performance CX Race |
Akku | Bosch Powertube 750 |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe Select+ RT |
Laufräder | e*thirteen TRS Race Carbon |
Reifen VR | Schwalbe Magic Mary Addix Soft SuperTrail |
Reifen HR | Schwalbe Magic Mary Addix Soft SuperGravity |
Schaltwerk | Sram XX1 Eagle AXS |
Schalthebel | Sram AXS Rocker |
Kurbel | e*thirteen Carbon |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | TRP DH-R Evo |
Bremsscheiben | 220mm / 203mm |
Sattelstütze | 8pins |
Sattel | Prologo W850 Carbon |
Vorbau | MTB-SLS |
Lenker | Bulls Enduro Carbon |
Von diesen beiden Kleinigkeiten abgesehen bietet sich uns absolut gar kein Anlass zur Kritik. Mit der Sram XX1 Eagle AXS in der edlen und optisch ansprechenden Rainbow-Ausführung verbaut Bulls hier eine der besten Schaltungen auf dem Markt. Elektronisch, kabellos mit gelungener Ergonomie und blitzschnellen Schaltvorgängen. Die TRP DH-R Evo Bremsen sind ein ungewohntes Bild, packen aber nicht nur wegen ihrer großen 220mm bzw. 200mm Scheiben auch nach langen Abfahrten zuverlässig zu und müssen sich keineswegs vor den großen Namen auf dem Markt verstecken. Edel wird es bei den Laufrädern: Die e*thirteen TRS Race Carbon überzeugen mit geringem Gewicht und hoher Stabilität und bieten zudem eine lebenslange Garantie auf die Felgen. Damit Letztere auch in anspruchsvollem Gelände nicht allzu viel Einstecken müssen, sind robuste Reifen von Schwalbe verbaut. Die Magic Mary vorn und hinten sind eine sehr gute Wahl, zumal in der griffigen Addix Soft Gummimischung. Ein Sonderlob gibt es für die ultra-stabile SuperGravity Ausführung am Hinterrad.
Nicht nur optisch überzeugen kann die komplett in den Rahmen integrierte 8pins Sattelstütze. Sie bietet über 200mm Hub, der sich sehr einfach über eine Einstellschraube individuell auf die eigenen Maße und Bedürfnisse anpassen lässt. Auch bei den übrigen Teilen wird nicht gespart: Kurbelarme aus Carbon von e*thirteen, überraschend dicke Griffe, Prologo Sattel mit Carbonstreben und ein Lenker ebenfalls aus Kohlefaser. Dieser fällt für ein modernes E-MTB jedoch recht flach aus, was sich auch im Fahrverhalten auswirkt.
Das Bulls Sonic Evo AM Team auf dem Trail
Wir konnten das Bulls Sonic Evo AM Team während eines einwöchigen Test-Trips am Gardasee ausführlich testen. Das anspruchsvolle Gelände am idyllischen norditalienischen Urlaubssee war genau das richtige Terrain um die Grenzen des Edel E-MTBs auszuloten. Diese angesprochenen Grenzen konnten wir jedoch zumindest in den Uphill-Passagen kaum finden – zumindest nicht am Bike. Das Zusammenspiel aus dem enorm kräftigen Race Motor und der auch in steilen Uphills sehr gut ausbalancierten Geometrie führte eher dazu, dass wir an unsere eigenen fahrtechnischen Grenzen stießen, ohne das ganze Potenzial des Bikes in diesem Bereich auszureizen.
Nicht ganz so uneingeschränkt positiv waren unsere Eindrücke in der Abfahrt, auch wenn das Bike auch dort eine sehr gute Figur machte. Jedoch war es vor allem die gewöhnungsbedürftig tiefe Front, die immer wieder zu aktiver Gewichtsverlagerung zwang, vor allem in steilen und verblockten Passagen, wie sie am Gardasee nun mal sehr oft vorkommen. Davon abgesehen entpuppte sich das immerhin knapp 24 kg schwere Rad aber dann als überraschend agil und lud immer wieder zu kleinen Spielereien auf dem Trail ein. Absolut positiv tat sich das Fahrwerk hervor, das auch bei hohem Tempo und anspruchsvollem Gelände nicht übermäßig ins Schwitzen geriet – auch die Lyrik an der Front war für uns in den allermeisten Situationen steif genug.
Ein großes Lob muss man Bulls für die Wahl der Komponenten aussprechen, die in der Praxis hervorragend harmonierten und einfach tadellos ihren Dienst verrichteten. Auch die eher unbekannten Bremsen von TRP waren sehr überzeugend und blieben auch bei Abfahrten mit über 1.000 Tiefenmetern standhaft – was andere Bremsen mit deutlich bekannteren Namen durchaus ins Schwitzen bringen kann.