Spektrum: Schon seit dem Frühjahr ist die Zahl der verkauften Fahrräder in Deutschland und der EU deutlich gestiegen. Zeitweise waren Fahrradgeschäfte und Online-Händler über Wochen und Monate hinweg ausverkauft. Geht es nach den großen europäischen Fahrradverbänden, ist damit noch lange nicht Schluss.
Zusätzliche 10 Millionen Fahrräder pro Jahr bis 2030
In einer gemeinsamen Zukunftsprognose des Herstellerverbands Cycling Industries Europe (CIE), der European Cycling Foundation (ECF) und dem Zusammenschluss Conebi, derm auch der deutsche ZIV angehört, bescheinigen die Verbände dem Fahrrad eine blühende Zukunft. Demnach sollen wir Europäer bis 2030 mindestens 10 Millionen Fahrräder zusätzlich pro Jahr kaufen.
Diese durchschnittliche jährliche Verkaufszahl entspricht einem Absatzplus von satten 47 Prozent. Damit würde die Zahl der jährlich in Europa verkauften Fahrräder auf durchschnittlich über 30 Millionen ansteigen. Noch wesentlich interessanter: Das entspricht dem Doppelten der Zahl der Autos, die jährlich in der EU zugelassen werden.
E-Bike-Markt bis 2030 beinahe verfünffacht
Die Experten gehen davon aus, dass speziell der E-Bike-Markt weiter überproportional wachsen wird. Während im Jahr 2019 rund 3,7 Millionen Elektroräder abgesetzt wurden, erreichen die E-Bikes laut der Prognose schon 2020 einen Marktanteil von 23 Prozent.
Im Jahr 2024 soll schließlich die Marke von 10 Millionen verkauften E-Bikes pro Jahr geknackt werden, bevor die Zahl bis 2030 auf rund 17 Millionen Einheiten pro Jahr klettert. Für den Markt der konventionellen Fahrräder erwarten die Branchenexperten eine dreijährige Stagnation und anschließend einen langsamen Rückgang des Marktanteils zugunsten von E-Bikes.
Radstrategie trägt langsam Früchte
„Radfahren ist derzeit eine der dynamischsten Branchen in Europa. Mit diesen neuen Zahlen können wir der EU, den nationalen Regierungen und dem weltweiten Fahrradsektor zeigen, dass der europäische Fahrradmarkt der Ort ist, an dem investiert werden muss, um den EU Green Deal, die Covid-Erholung und neue grüne Arbeitsplätze zu schaffen. Durch diese enge Zusammenarbeit zwischen unseren Verbänden können wir Investoren auf allen Ebenen echte Beweise vorlegen,“ so Kevin Mayne, CEO von Cycling Industries Europe.
Dass die Fahrradstrategie spätestens seit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr fruchtet, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Seit März verzeichnet der COVID Measures Tracker der European Cycling Foundation, dass Europa mehr als 1 Mrd. Euro in die Radinfrastruktur investiert und damit unter anderem 2.300 km neue Radwege gebaut hat.