Produktnews: Das Rose Backroad ist schon lange kein Frischling mehr unter den Gravelbikes, dennoch sorgt das neuste Modell des deutschen Herstellers für viel Aufsehen. Schuld daran ist aber nicht zwingend das Bike an sich, sondern viel mehr ein innovatives Nabenschaltsystem aus Belgien, genannt Powershift von Classified Cycling. Hier kann man kabellos per Bluetooth eine elektromechanische Getriebenabe ansteuern, welche dem Umwerfer quasi über Nacht die Daseinsberechtigung entzieht. Damit integriert Rose Bikes als erster deutscher Hersteller die innovative Schalt-Technologie der Classified Powershift Nabe.
Das neuste Rose Backroad sieht auf den ersten Blick aus, wie das bereits 2020 vorgestellte Modell mit Shimano GRX DI2 Ausstattung. Dabei hatte das Backroad mit guten Allroundfähigkeiten, einem leichtfüßigen Antritt und hohem Fahrkomfort überzeugen können und im Vergleich zu unserer letzten Begegnung mit einem Rose Backroad nochmal eine Schippe draufgelegt.
Rose Backroad GRX Di2 Gravelbike im Test: Starkes Gesamtpaket mit voller GRX-Kapelle
Test: Das Rose Backroad GRX Di2 erreichte unsere Testredaktion in einer etwas angepassten Ausstattungsvariante mit Carbonlaufradsatz und Zusatzbremshebeln – so ausgestattet bekommt man für ca. 4000 Euro nicht nur ausstattungs-technisch „volle Kapelle“, sondern auch ein enorm vielseitiges Rad. Rose Backroad GRX Di2 Custom: Die Fakten Rahmenmaterial: Carbon Laufradgröße(n): 700cc Maximale Reifenfreiheit: 40mm Achsmaß (v/h): 12×100 […]
Beim neuen Modell steht aber ausnahmsweise mal nicht der Rahmen oder das Bike selbst im Vordergrund, denn hier hat sich seit letztem Jahr nichts getan. Vielmehr geht es um die Ausstattung, oder genauer gesagt – um eine ganz besondere Komponente. Rose Bikes hat sich nämlich als erster deutscher Hersteller mit Classified Cycling zusammengetan und eine elektromechanische Getriebenabe verbaut. Das heißt: Per Knopfdruck wechselt die Übersetzung der Nabe in zwei Einstellung hin und her. Ganz wie beim Umwerfer, nur eben komplett integriert in der Nabe – ohne zweites Kettenblatt.
Es ist ungewohnt; wird eine Antriebsinnovation vorgestellt, wandert der Blick immer unweigerlich zum Schaltwerk, zur Kurbel, zu den Schalthebeln. Aber hier sieht man beim Backroad auf den ersten Blick gar keine große Veränderung, denn die Schalthebel sind immer noch die gleichen. Klar sieht man, dass es keinen Umwerfer gibt, aber auch das ist bei Gravelbikes heutzutage keine Seltenheit mehr und gehört für viele schon zum guten Ton an einem Offroad-Bike. Die Besonderheit ist erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen, denn das Ende der Steckachse sieht etwas anders aus und auch die Nabe des Hinterrads kommt mit einer etwas anderen Form daher. Und genau hier verbirgt sie sich auch, die Powershift Nabe.
Classified Powershift-Schalttechnologie- So funktioniert der Umwerfer-Killer
Okay, erstmal zu den Fakten: Die neue Classified Powershift Nabe soll den Umwerfer ablösen und 2-fach-Übersetzung mit allen Vorteilen eines 1-fach-Antriebs liefern. Dabei verspricht die neue Schalttechnologie nicht nur eine cleane Optik am Rad, sondern soll auch wartungsarm und einfach zu bedienen sein.
Die Firma hinter der Powershift Getriebenabe
Das ganze System kommt von Classified Cycling, einem belgischen Fahrradtechnologie-Unternehmen. Aushängeschild ist die Powershift Technologie, welche auch am neusten Rose Backroad zum Einsatz kommt. Classified entwickelt und produziert alle Produkte, also auch die Powershift Nabe in Belgien. Classifieds Sortiment umfasst neben den innovativen Naben auch komplette Laufradsätze mit Powershift Setup. Alle Produkte sind bei ausgewählten Fahrradherstellern, über ein Netzwerk von zertifizierten Händlern und über den Online-Shop erhältlich.
Funktion der Classified Powershift Getriebenabe
Die Funktionalität der Classified Powershift Nabe ist eigentlich recht simpel und schnell erklärt. Um ganz ohne Umwerfer schalten und die Powershift Technologie nutzen zu können wird im Lenker ein Sender montiert, der per Schaltimpuls am Schalt-Bremshebel ein Bluetooth-Signal an den Empfänger im Ende der Steckachse schickt. Beim Empfang des Signals wechselt die Classified Powershift Nabe zwischen zwei Verhältnissen, wodurch ein virtuelles kleines Kettenblatt entsteht. Der Fahrer spürt dabei keinen Unterschied zum üblichen Schaltvorgang, denn die clever abgestimmte elektromechanische Getriebe Nabe agiert wie ein gängiges Antriebssystem. Da der Gangwechsel elektronisch erfolgt und Empfänger wie Sender natürlich mit Strom versorgt werden möchte, braucht es einen Akkus bzw. Batterien. Der Sender in der Lenkereinheit wird von einer handelsüblichen Knopfzelle versorgt, die mindestens ein Jahr halten soll. Der Wechsel der Batterie kann dann ohne Entfernen des Lenkerbands vorgenommen werden. Der Akku in der Hinterradnabe ist per Micro-USB wiederaufladbar und soll bei voller Ladung über 10.000 Schaltvorgänge bewältigen. LEDs and Sender und Empfänger geben rechtzeitig Auskunft, wenn sich die Ladung dem Ende entgegen neigt. Schön: Die Nabe sendet auch ein ANT+ Signal und lässt sich mit entsprechenden Radcomputern koppeln. Wer möchte, kann sich hier dann auch die derzeitige Übersetzung anzeigen lassen.
Die Funktion im Überblick:
- Ein Schalthebel oder Satelliten-Schaltknopf löst einen Schaltvorgang aus und ist an der Lenkereinheit befestigt.
- Die smarte Steckachse empfängt das kabellose Schaltsignal.
- Die Powershift-Nabe schaltet bei Empfang des Signals zwischen zwei Übersetzungen um.
Diese Vorteile bietet die Powershift-Technologie!
So viel zur Funktion, aber natürlich frägt man sich nun, warum man nun überhaupt auf eine Powershift Nabe umstellen sollte und welche Vorteile das System abgesehen von einer schlichten Optik eigentlich bieten kann.
Auch wenn das System mit nur einem Kettenblatt und komplett ohne Umwerfer auskommt, so kann man aufgrund der Nabe dennoch von 22-Gängen profitieren. Dies bedeutet auf der einen Seite kleine Gangabstufungen für präzise Anpassungen während der Fahrt und eine große Bandbreite für ein umfangreiches Einsatzgebiet dank der Übersetzung von 451 Prozent. Die Schaltgeschwindigkeit ist laut Hersteller mit 150 Millisekunden extrem hoch. Hinzukommt damit die Gewichtsersparnis für den Umwerfer oder ein zweites Kettenblatt, welches durch das Nabengewicht nicht mal im Ansatz ausgeglichen wird. Die elektromechanische Schaltgruppe verspricht zudem schnelle und präzise Schaltvorgänge unter Volllast bis zu 1000 Watt und arbeitet darüber hinaus mit einem Wirkungsgrad von 99 Prozent nahezu verlustfrei. Damit scheint es so, dass die Classified Powershift Nabe wohl das beste aus beiden Welten (1x und 2x) vereint und vielleicht schon bald zum echten Konkurrenten für Shimano, Campagnolo und Sram werden könnte.
Die technischen Details: Übersetzung, Gewicht und Abstufung
Doch wie sieht es konkret im Vergleich mit einem traditionellen Antrieb aus? Als Referenz ziehen wir in diesem Kontext eine Shimano GRX 2×11 Schaltung mit 48/31 Kettenblättern vorn und R8000 11-32 Kassette heran. Diese Kombination bietet 450% Bandbreite und dank der eng abgestuften Kassette angenehm enge Gangsprünge. Mit 451% bietet die Classified Powershift Nabe eine minimal größere Bandbreite, erkauft sich diese aber zum Teil über eine breiter abgestufte Kassette (11-34). Mit der internen Übersetzung der Getriebenabe von 0,686 bekommt man bei Verwendung eines 48er Kettenblatts ein „virtuelles“ kleines Blatt mit 33 Zähnen. Konkret heißt das: Die Gangsprünge sind bei der Powershift Nabe minimal größer – dafür spart man sich den Umwerfer. Rose setzt am Backroad x Classified Powershift auf ein 46er Blatt, dem dann ein virtuelles 32er zur Seite steht.
Für den Betrieb ist aufgrund der speziellen Konstruktion die spezielle Powershift Kassette zwingend erforderlich. Die von Rose verbaute 11-34er Variante kommt mit einer – verglichen mit der Konkurrenz – etwas eigenwilligen Abstufung (11-12-13-14-15-17-19-21-24-28-34). Während die Gangsprünge bei hohem Übersetzugnsverhältnis sehr klein sind, werden diese mit sinkender Übersetzung immer größer. Ein Grund hierfür könnte in dem kaum relevanten Kettenschräglauf durch den Wegfall des zweiten Kettenblatts liegen. Beim Powershift System lässt sich also problemlos „groß/groß“ oder „klein/klein“ fahren – ohne Einbußen bei Schaltqualität oder Effizienz. Vielfahrer müssen sich hier aber eventuell zunächst etwas umgewöhnen. Apropos Vielfahrer: Die Kassette besteht komplett aus Stahl und dürfte damit eine gute Haltbarkeit aufweisen – nicht ganz unwichtig, denn eine neue Kassette schlägt mit 175 Euro zu Buche. Neben der 11-34 Variante bietet Powershift auch Kassetten mit 11-27, 11-30 und 11-32.
Und wie sieht es beim Gewicht aus? Zieht man als Vergleich hier das bis auf Umwerfer und Kurbel identisch ausgestattete Rose Backroad mit GRX Di2 2×11 heran, bleibt das Gewicht laut Classified bis auf wenige Gramm unverändert.
Das neue Rose Backroad X Classified Powershift
Zum Start der Kooperation wird Rose die Powershift Technologie in einem Modell des Backroad anbieten. Dieses entspricht bis auf das Schaltsystem (Nabe, Kassette und Kurbel) der Ausstattungsvariante mit GRX Di2 2×11. Preislich muss man für die innovative Nabenschaltung jedoch deutlich tiefer in die Tasche greifen: Den 3.599 Euro der GRX Di2 Variante stehen 5.299 Euro mit Classified Powershift entgegen.
Laufräder | Rose R-Thirty Disc Light |
Reifen | Continental Terra Speed 700x40c |
Kurbel | Rotor Aldhu 46T |
Zahnkranz | Classified 11-34T |
Lenker | Ritchey WCS Butano |
Vorbau | Rose Square |
Sattel | Rose Edition Selle Italia |
Sattelstütze | Rose D-Shape |
Gewicht | 8,6 Kilo (in Gr. 57)/ Rahmen 1020Gramm / Gabel 425 Gramm |
Preis | 5.299 Euro |