E-MTB / Test: Mit dem Fantic Rampage gibt es seit dem Sommer eine neue, spannende Option für Light E-MTB-Fans. Das schlanke mit TQ HPR50 Antrieb ausgestattete Rad geht dabei seinen eigenen Weg und bewegt sich – je nach Variante – irgendwo zwischen Marathon, XC und DownCountry. Wir konnte das Bike in seiner langhubigen Top-Variante testen.
Schon seit einigen Jahren sind die Italiener von Fantic auf dem E-MTB Markt aktiv. Der kultige Motorradhersteller setzt dabei auf tatsächliche Eigenentwicklungen mit ihrem ganz eigenen Charme. Schön, in Zeiten in denen Automobilkonzerne ihre Namen gerne auch mal gegen Lizenzgebühren auf beliebige 0815 Rahmen drucken lassen und für einen Premium-Preis verkaufen.
Die Motorrad-Wurzeln von Fantic zeigen sich am Rampage 1.4 Race allenfalls in einigen Rahmendetails. Davon abgesehen war bislang keines der Bikes der Italiener so nah am klassischen Fahrrad wie das in diesem Jahr vorgestellte Light E-MTB, das mit seinem Gewicht von unter 18 kg der Bezeichnung auch tatsächlich gerecht wird.
Mit dem TQ HPR50 hat man sich beim Rampage für den wahrscheinlich sportlichsten Mittelmotor auf dem Markt entschieden. Was der extrem kompakten Antriebseinheit an Power abgeht, macht sie durch ihre Natürlichkeit und ihre niedrige Geräuschkulisse wett. Der Akku mit seinen 360 Wh ist mit drei Schrauben im Rahmen gesichert, lässt sich zum Laden jedoch entnehmen. Eine echte Besonderheit beim TQ System, zumal eine solche Lösung auch immer mit Mehrgewicht einhergeht. Umso bemerkenswerter ist das geringe Gewicht des Rampage 1.4. Wem die 360 Wh nicht ausreichen sollte, der kann zusätzlich noch den optionalen Range Extender mit weiteren 160 Wh montieren.
Down-Country mit Federwegsplus
Ein flüchtiger Blick auf die Eckdaten des Rampage 1.4 könnte hier ein waschechtes Trailbike vermuten lassen – immerhin kommt das schlanke schwarze E-MTB mit 140 mm Federweg. Doch seine Geometrie und die verbauten Komponenten zeigen dann eher, wohin die Reise geht: Das Rampage 1.4 ist viel eher ein XC-, Marathon- oder DownCountry-Bike mit Federwegsplus als ein ausgewachsenes Trailbike. Dafür spricht auch, dass Fantic mit dem Rampage 1.2 auf Basis derselben Rahmenplattform eine Variante mit 120 mm Federweg anbietet.
Sitzrohr (in mm) | 410 | 440 | 470 | 500 |
Reach (in mm) | 423 | 442 | 463 | 483 |
Stack (in mm) | 605 | 612 | 627 | 640 |
Lenkwinkel (in °) | 64.5 | 65 | 65 | 65.5 |
Sitzwinkel (in °) | 75 | 75 | 75 | 75 |
Steuerrohr (in mm) | 95 | 105 | 120 | 130 |
BB Drop (in mm) | 23 | 23 | 23 | 23 |
Kettenstreben (in mm) | 437 | 437 | 437 | 437 |
Spannende Komponentenwahl
Bei der Wahl der Komponenten beweist das Produktmanagement durchaus Mut und zeigt Kreativität: Ungewöhnlich ist in dieser Preisklasse unter anderem das Fahrwerk von SR Suntour, einem Hersteller, der hierzulande primär im Einstiegssegment zu finden ist. Dabei ist vielen zum einen nicht bewusst, dass Suntour der wohl größte Produzent für Fahrwerkskomponenten am Fahrrad ist und seit vielen Jahren auch hochwertige Komponenten führt. Das trifft eben auch auf die hier verbaute Axon34 und den Edge Plus Dämpfer im Heck zu. Die Gabel mit ihren 34 mm Standrohren zeigt auch klar, wo das Bike vom Hersteller verortet wird.
Rahmen | Fantic Rampage |
Federgabel | SR Suntour Axon34 LR-RC PCS Factory |
Antrieb | TQ HPR50 |
Akku | 360 Wh |
Dämpfer | SR Suntour Edge Plus 2CR |
Laufräder | Mavic Crossmax SL S |
Reifen VR | Vittoria Syerra |
Reifen HR | Vittoria Syerra |
Schaltwerk | Sram GX Eagle |
Schalthebel | Sram GX Eagle |
Kurbel | FSA Carbon |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Magura MT Sport |
Bremsscheiben | Braking S3 Battfly 180 / 180 mm |
Sattelstütze | Crankbrothers Highline 3 |
Sattel | Selle Italia Model-X Superflow |
Vorbau | N/A |
Lenker | Fantic Racing Integrated Flat 780mm |
In eine ähnliche Kerbe wie die schlanke Gabel schlägt die Magura Bremsanlage. Anders als an den meisten anderen E-MTBs sind hier weder MT5 oder MT7 verbaut, sondern die leichtere MT Sport mit „nur“ zwei Kolben. Dazu passen auch die 180 mm Scheiben vorn und hinten. Mindestens ebenso leichtgewichtig geht es bei Laufrädern und Reifen zu: Die spärlich profilierten Vittoria Pneus sitzen auf dem leichten Mavic Crossmax SL S Laufradsatz. Am gewöhnlichsten ist unter den Komponenten noch die Schaltung: Die Sram GX Eagle wechselt gewohnt zuverlässig die Gänge auf der breit abgestuften 12-fach Kassette.
Flottes E-MTB mit Race-Charakter
E-MTBs wie das leichte Fantic gibt es nicht viele auf dem Markt – das wird direkt beim Aufsitzen klar. Die tiefe Front sorgt für eine spürbare Sattelüberhöhung, der lange Vorbau für eine gestreckte Sitzposition – optimal, um möglichst viel Druck auf das Pedal zu bringen. Das ist sicher nicht für jeden das Richtige, aber als Gesamtpaket ist das Bike einfach rund. Das exzellent funktionierende SR Suntour Fahrwerk ist trotz seiner 140 mm recht straff; die Kombination aus leicht rollenden Reifen und leichten Laufrädern von Mavic sorgt für einen flotten Antritt. Natürlich muss man es bei einem solchen Grundkonzept auf dem Trail eine Spur langsamer angehen lassen, zumindest auf anspruchsvollem Terrain. Der Race-Charakter fordert hier den Fahrer etwas mehr, Fahrfehler quittiert das Rad unmittelbar.
Seine Stärken kann das Rampage 1.4 dann vor allem auf etwas flacheren, nicht zu groben Trails ausspielen, wo auch der unglaublich natürliche TQ-Antrieb sehr gut ins Bild passt. Eine Wohltat ist zudem die angenehme Geräuschkulisse: Bergauf ist nicht mehr als ein leises Summen zu vernehmen und bergab zählt das Fantic zu den leisesten E-MTBs, die wir seit langer Zeit gefahren sind.