Test Tern GSD R14: Das Cargo-Topmodell des Kompaktrad-Herstellers gefällt mit unkomplizierten Fahreigenschaften, hoher Zuladung und einem riesigen Zubehörprogramm.
Der Kompaktrad-Hersteller Tern fing 2011 mit bescheidenen Klapprädern an und ist in diesem Marktsegment nach wie vor stark vertreten. Daneben gibt es heute jedoch eine ansehnliche Bandbreite kompakter Cargobikes, welche die Sichtbarkeit der Marke deutlich erhöht haben. Gerade das Tern GSD R14 steht immer öfter vor Wohnhäusern, Kitas und Supermärkten; für die Kleinfamilie gibt es das kompakte Quick Haul, das schon für knapp 3.000 Euro vielseitige Lasten- und Kinderbeförderung erlaubt.
Allen Lastenrädern von Tern gemeinsam ist das „Long Tail“-Prinzip: Vorne sehen die Bikes aus wie ganz normale 20-Zoll-Modelle, doch hinter dem Sattel wird’s richtig lang. Der extreme Vorteil dieser Bauweise liegt in Lenkeigenschaften, die sich kaum vom konventionellen Fahrrad bzw. Kompakt-E-Bike unterscheiden. Das Vorderrad liegt eben nicht meterweit vor den Fahrer bzw. der Fahrerin, was ein ganz neues Verständnis der Kurvenfahrt erfordert und auch sonst nicht unproblematisch ist. Beim „Long John“ mit Transportfläche vorne reagiert das nur gering belastete Vorderrad beim Bremsen empfindlich auf rutschigen Untergrund, beladen neigen manche Modelle zum Pendeln und das Rangieren ist auch nicht ganz einfach.
Unkompliziertes Lastenradeln dank „Long Tail“
Beim Tern dagegen fahren Kind und Kegel schwerpunktgünstig hinten mit, und der einzige Nachteil ist, dass man weder Nutzlast noch Nachwuchs im Blick hat. Dazu kommt natürlich, dass dem Ladevolumen aufgrund der Bauweise Grenzen gesetzt sind – dem Volumen, wohlgemerkt, nicht dem Gewicht der Ladung. Das GSD ist auf ein zulässiges Gesamtgewicht von 200 Kilo ausgelegt; abzüglich das jeweiligen Fahrzeuggewichts verträgt es damit ebenso viel Nutzlast wie so manches „Long John“-Bike. Allerdings muss man bei dieser Rechnung auch das Gewicht eventuell nötigen Zubehörs berücksichtigen.
Zubehör in großer Vielfalt
Und das gibt es bei Tern in unglaublicher Vielfalt. Auf den langen Heckträger können zwei Kindersitze montiert werden, alternativ ein „Captain’s Chair“ für ein größeres Kind oder gar eine erwachsene Person. Für den Lastentransport gibt es stabile Seitentaschen in unterschiedlichen Größen bis 52 Liter pro Stück, die auf den rahmenfesten Fußstützen aufliegen. Die Taschen lassen sich mit einer Transportplattform im Format 40×60 cm mit umlaufender Reling kombinieren oder mit einem „Clubhouse“ genannten Metallrahmen, der noch größer ist und etwa Getränkekisten stabilen Halt gibt. Unterschiedliche Frontträger sind ebenfalls verfügbar, für die spezielle Taschen angeboten werden; für komfortablen Kindertransport bietet Tern außerdem ein sänftenartiges Rundum-Verdeck namens Storm Shield an. Die Person im Sattel ist der Witterung allerdings schutzlos ausgesetzt – anders als beim Cargobike mit Transportbox und Aufbau vorne, was Wind und Regen ganz gut abhält.
Tern GSD R14 – Topmodell mit Rohloff-Nabe
Cargobikes, die an den fünfstelligen Bereich heranreichen, sind nicht selten, und auch das Tern GSD R14 gehört in diese Kategorie. Als Mehrwert gegenüber dem Basismodell bietet es Rohloffs 14-Gang-Getriebenabe plus Zahnriemen statt Zehngang-Kettenschaltung, den Komfort einer Parallelogramm-Federstütze sowie eine hellere Frontleuchte und einen größeren Akku (500 statt 400 Wattstunden).
Tern GSD R14 Ausstattung
Davon abgesehen, sind alle drei GSD-Modelle sehr hochwertig ausgestattet: Sie bieten Federgabel und Vierkolben-Bremsanlage, einen klappbaren Lenkermast und einfache Höhenverstellung des Sattels, pannensichere Schwalbe-Bereifung mit Big Ben Plus vorne und Super Moto-X hinten, dazu einen komplett verdeckten Antriebsstrang sowie eine Abdeckung des Hinterrades, was gerade bei der Kinderbeförderung ein wichtiges Sicherheitsmerkmal ist. Und natürlich ist das GSD stark motorisiert: Der Bosch Cargo Line schiebt das beladene Bike mit 85 Nm Drehmoment kräftig an; zum beim GSD R14 standardmäßig verbauten 500-Wh-Akku lässt sich eine zweite Batterie ordern, die wie die erste außen am Rahmen befestigt wird. Für längere Fahrten mit viel Gepäck ist der Doppelakku natürlich nützlich, wobei auch die 500-Wh-Batterie im alltäglichen Kurz- und Mittelstreckenbetrieb nicht allzu oft nachgeladen werden muss.
Handliche Lenkung mit kleinen Laufrädern
Ganz wie ein konventionelles (Kompakt-) E-Bike fährt sich das GSD natürlich nicht, allerdings muss man sich deutlich weniger umgewöhnen als bei einem Long John. Trotz der kleinen Laufräder ist das Fortkommen dank Federungskomponenten bequem; die Lenkung ist handlich, die Sitzhaltung kompakt und entspannt. Praktisch ist das Ringschloss an der Gabel als Sicherung für kurze Stopps – am Hinterbau findet es bei diesem E-Bike keinen Platz, dabei haben will man es aber trotzdem.
Ob es beim Tern GSD das teure Topmodell sein muss, sei dahingestellt. Die elektronisch betätigte Rohloff-Nabe überzeugt mit großem Übersetzungsumfang und kann so eingestellt werden, dass sie im Stand auf einen vorgewählten Gang zurückschaltet. Allerdings ist auch das Grundmodell mit Kettenschaltung rundum alltagstauglich. Und die 3.500 Euro, die man mit diesem Rad spart, kann man zumindest teilweise in Zubehör stecken…