Radsport: Der Australier Jack Bobridge, der unlängst die Bergwertung der Tour Down Under gewann, wagte am Samstag einen Tapetenwechsel auf die Bahn und versuchte in Melbourne, den Stundenweltrekord von Österreicher Matthias Brändle zu knacken. Allerdings war er dort nicht ganz so erfolgreich wie zuletzt auf der Straße.
51,3km standen nach 60 Minuten für Bobridge zu Buche – mehr als 500 Meter trennten ihn somit von Brändles Bestmarke, der im November 51,852km zurückgelegt hatte. Der Australier gab danach beeindruckende, erschreckende und bemerkenswerte Einblicke in die Anstrengungen, die mit einem solchen Weltrekordversuch verbunden sind:
„Ich hätte niemals gedacht … ich glaube ich werde dem Tod nie wieder näher kommen ohne wirklich zu sterben. Ich habe solche unglaublichen Schmerzen, dass es schon fast wieder lustig ist. Ich weiß gar nicht was ich anderes tun soll, außer zu lächeln. Ich kann die Schmerzen in meinen Beinen gar nicht in Worte fassen. Es ist mit Abstand das Heftigste, was ich jemals getan habe und ich glaube nicht, dass ich irgendwann noch einmal etwas Vergleichbares leisten werde,“ sagte der 25-jährige lächelnd.
Für alle, die sich nach ihm noch an dem Rekord versuchen möchten – u.a. Tony Martin, Rohan Dennis, Bradley Wiggins – hat Bobridge mahnende Worte parat: „Nach 20 Minuten dachte ich, ich hätte mich mit der Situation arrangiert und wäre vorbereitet. Man steckt dann eben drin und kann nur noch weitertreten. Es war einfach brutal, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Kein Moment der 60 Minuten war auch nur in irgendeiner Art und Weise schön. Alles was ich sagen kann: Dieser Rekord ist wirklich unterschätzt. Ich muss meinen Hut vor Matthias [Brändle] ziehen. Es ist ein unglaublicher Rekord. Alle, die es nach mir versuchen werden, sollten sich dessen bewusst sein. Es ist eine verdammt harte Stunde.“
Mit martialischen Worten beschreibt er weiter, wie sich die Stunde auf der Bahn für ihn anfühlte: „Ich wusste natürlich, dass es eine Stunde dauern wird, aber so ungefähr nach einer halben Stunde realisiert man, was der Körper leisten muss. Man realisiert, dass man durch die Hölle gehen wird. Ich habe diesen Rekord nie unterschätzt, aber ich glaube es gibt nicht vieles, was Anspruchsvoller ist. Hat man es selbst nie versucht, kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, wie krass es ist. Ein völlig anderes Level…“
Als nächster Herausforderer von Brändle ist Tour Down Under-Überraschungssieger Rohan Dennis an der Reihe – am kommenden Sonntag wird er im Velodrome Suisse die Stunde jagen. Wer nicht vor Ort sein kann und den Versuch trotzdem mitverfolgen möchte, wird bei uns einen Link zum Livestream finden.