Radsport: Ab dem 1. Januar 2016 steht es jedem Profifahrer bei jedem Rennen offen, ob er mit Felgen- oder Scheibenbremsen an den Start gehen wird. Diese zweite, stark ausgeweitete Testphase beschloss die UCI am vergangenen Freitag in Basel und veröffentlichte heute die entsprechende Pressemeldung. Dabei handelt es sich um nicht weniger als eine de-facto-Einführung für Scheibenbremsen im Profibereich.
Egal welches Rennen, egal welcher Fahrer, egal welches Team: Wer ab dem 1. Januar 2016 bei einem UCI-Rennen an den Start geht, kann sich frei zwischen Disc- oder Felgenbremse entscheiden. Nachdem bereits im vergangenen Jahr Scheibenbremsen im Straßenbereich bei bestimmten Rennen von der UCI freigegeben waren, stellt diese zweite Testphase nun im Grunde genommen eine offizielle Einführung des neuen Bremssystems dar und soll wohl einen sanften Übergang zur offiziellen Einführung 2017 darstellen.
Mit einer derartigen Entscheidung war bereits zu rechnen gewesen, denn die UCI trieb in den vergangenen Monaten das Thema Scheibenbremse auf der Straße sehr forsch voran – zu forsch für viele Teams und auch Teile der Industrie. Auch wenn Shimano und SRAM bereits die ersten Generationen ihrer Scheibenstopper im Programm haben und auch die italienische Kultschmiede Campagnolo im Frühjahr mit eigenen Disc-Brakes nachziehen wird, müssen auch die Radhersteller, die Teams und nicht zuletzt die Fahrer sich auf die neuen Bremsen vorbereiten und einstellen.
Durch die grundsätzlich neuen Belastungen durch die Scheibenbremsen braucht es neue Rahmen und Gabeln und natürlich auch neue Laufräder. Ebenso müssen sich die Fahrer, die jahrelang mit Felgenbremsen unterwegs waren, an die neuen Bremseigenschaften zuerst noch gewöhnen. Dafür braucht es viele Testkilometer, für die Straßenpiloten ebenso wie für die Fahrrad- und Komponentenhersteller. Auch deshalb entschied man sich bei der UCI wohl für diesen weichen Übergang: So können Teams und Hersteller testen und umrüsten und sich eine Saison lang auf die Umstellung vorbereiten.
Allerdings könnte das Peloton dadurch ordentlich durcheinandergewirbelt werden. Wir werden wohl bei vielen Rennen ein gemischtes Fahrerfeld mit Felgen- und Scheibenbremsen vorfinden. Angenommen die entscheidende Bergetappe der Tour versinkt im Regen – vielleicht könnten die Disc-Brakes in einem solchen Szenario durchaus zu einem rennentscheidenden Faktor werden. Wir sind jedenfalls äußerst gespannt.