Radsport: Dieses Wochenende lässt man in Deutschlands Hauptstadt besser sein Auto stehen, denn die Radfahrer drehen wieder ihre Runden. In diesem Jahr findet die Deutsche U23-Meisterschaft erstmals im Rahmen des Velothon Berlin statt. Dafür wurde das Eliterennen wegen Terminschwierigkeiten ausgesetzt. Mit vielen Besuchern und einem spannenden Rennen ist dennoch zu rechnen.
Die Deutsche U23-Meisterschaft ersetzt das Eliterennen
Seit 2008 wird in Berlin ein Jedermannrennen ausgetragen. Die Teilnehmerzahlen stiegen im Laufe der Jahre genauso in die Höhe wie die Zuschauerzahlen. Mittlerweile gilt das jährlich im Frühsommer stattfindende Jedermannrennen in Berlin als das zweitgrößte Europas. Im Jahre 2011 kam dann auch noch ein Eliterennen hinzu. Die bisherigen Sieger Andre Greipel, Raymond Kreder, Ramon Sinkeldam und zweimal Marcel Kittel haben sich im Radsportzirkus durchaus einen Namen gemacht. Da dieses Eliterennen in diesem Jahr auf Grund von Terminschwierigkeiten ausgesetzt wird, hat sich Berlin stattdessen direkt die Deutsche U23-Meisterschaft geschnappt. Eigentlich war dafür die Stadt Unna im Ruhrgebiet vorgesehen, doch der Bund Deutscher Radfahrer wollte einen Kurs anbieten, der topografisch besser zur Strecke der Straßen-Weltmeisterschaft in Katar passt. Deshalb dreht Deutschlands Radsportzukunft seine Runden also morgen in Berlin.
Die Siegerliste der Deutschen U23-Meisterschaft lässt aufhorchen
Die Fahrer der U23-Rennen sind selten einer breiten Öffentlichkeit bekannt, da sie noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen. Nur wenigen Fahrern gelingt es, in so jungen Jahren im Profiradsport gute Ergebnisse einzufahren. Das größte Gegenbeispiel dafür ist sicherlich Peter Sagan, der bereits im Alter von nur 20 Jahren bei Paris-Nizza und der Tour de Romandie Etappensiege feiern konnte. Dass bei der U23-Meisterschaft aber tatsächlich erfolgsversprechene Talente hervorgebracht werden, zeigt uns die Siegerliste der vergangenen Jahre. 2001 triumphierte Fabian Wegmann, der im Laufe seiner Karriere die Bergwertung des Giro d’Italia gewinnen konnte, eine Etappe beim Critérium du Dauphiné und dreimal Deutscher Meister wurde. 2004 kam Linus Gerdemann als erster Fahrer ins Ziel, der nur ein Jahr später eine Etappe bei der Tour de Suisse gewann und zwei weitere Jahre darauf bei der Tour de France. In Cottbus 2009 war Cominic Nerz erfolgreich, der danach bei der Vuelta a España zweimal die Top 20 der Gesamtwertung erreichen konnte. John Degenkolb gewann nach seinem U23-Meistertitel von 2010 unter anderem die Eintagesklassiker Paris-Roubaix, Milan-SanRemo und Gent-Wevelgem. Hinzu kamen zehn Etappensiege und die Punktewertung bei der Vuelta a España und ein weiterer Etappensieg beim Giro d’Italia.
Titelverteidiger Nils Politt nicht am Start
Der Vorjahressieger Nils Politt, der 2014 schon das Zeitfahren der Deutschen U23-Meisterschaft gewinnen konnte, wird morgen in Berlin nicht am Start stehen. Dafür durfte er in diesem Jahr schon bei einigen namhaften Rennen teilnehmen. So startete er für das russische Team Katusha zum Beispiel bei Paris-Roubaix, der Ronde van Vlaanderen, Kuurne-Brüssel-Kuurne und Omloop Het Nieuwsblad. Aus den Top 5 der aktuellen Bundesliga-Rangliste werden morgen Joshua Huppertz (Team Kuota-Lotto), Willi Willwohl (Team-Brandenburg) und Konrad Geßner (P&S Team Thüringen) versuchen, sich den Titel zu schnappen. Insgesamt haben 153 Fahrer für das Rennen gemeldet, welches am Ernst-Reuter-Platz startet und am am Ernst-Reuter-Haus wieder ihr Ende findet. Dazwischen liegen 175 km, denn der Kurs führt die Fahrer bis in die Mark Brandenburg, nach Ludwigsfelde und wieder zurück in das Herzen Berlins. Eine Sprintankunft scheint bei diesem Profil sehr wahrscheinlich, doch eine Soloflucht ist nie auszuschließen. Das weiß auch U23-Bundestrainer Ralf Grabsch:
So zwei Topleute wie Schachmann und Kämna sind immer für eine Überraschung gut und können immer vorne raus fahren. Die muss man dann erstmal wieder zurückholen.