Radsport: Nachdem wir im ersten Teil die Tour de France Teams von potentiellen Ausreißern durchleuchtet haben, betrachten wir im zweiten Teil deren Gegner. Denn die Sprinterteams und die Ausreißer werden auf jeder Flachetappe aufeinander treffen. Es ist ein Kampf wie David gegen Goliath, aber dennoch findet er immer wieder statt. Vor allem die in diesem Teil genannten Tour de France Teams werden die Nachführarbeit auf den Flachetappen leisten.
Cofidis, Solutions Crédits (Frankreich)
Mit sechs Franzosen tritt das Team Cofidis bei der Tour de France 2016 an. Star des Teams ist einmal mehr Nacer Bouhanni, der noch immer auf seinen ersten Etappensieg bei der Tour wartet und mehrmals verletzt passen musste oder angeschlagen ausschied. Sein größter Wunsch ist daher, die Tour de France endlich einmal beenden zu können. Weil das Team Cofidis über die Sturzanfälligkeit ihres Kapitäns Bescheid weiß, konzentrieren sie sich nicht nur auf die Massensprints. Mit Arnold Jeannesson, Luis Angel Mate und Daniel Navarro fühlen sich drei Fahrer erst im Hochgebirge richtig wohl. Es würde nicht überraschen, wenn Cofidis gleich dreigleisig fährt. Bouhanni für die Sprints, einer der drei Bergfahrer für das Gepunktete Trikot und natürlich die allgegenwärtige Etappenjagd. Geoffrey Soupe und Borut Bozic sind zwar hauptberuflich die Anfahrer von Nacer Bouhanni, doch sollte dieser in einem Massensprint mehrmals chancenlos sein, könnten die beiden auch in eine Gruppe gehen.
Das Aufgebot:
Nacer Bouhanni, Borut Bozic, Jerome Cousin, Arnold Jeannesson, Christophe Laporte, Cyril Lemoine, Luis Angel Mate, Daniel Navarro, Geoffrey Soupe
Etixx-Quick Step (Belgien)
Etixx-Quick Step gehört zweifelsohne zu den besten Tour de France Teams in diesem Jahr. Etappensiege sind quasi schon vor Beginn der Rundfahrt garantiert, denn mit den beiden Deutschen Tony Martin im Zeitfahren und Marcel Kittel in Massensprints scheint man gleich in zwei Bereichen der absolute Marktführer zu sein. Marcel Kittel wird dabei ein umfangreiches Team zur Verfügung gestellt. Neben „The German Panzerwagen“ Tony Martin sorgen Maximiliano Richeze und Fabio Sabatini dafür, dass Kittel auf den letzten Metern zu seiner Höchstgeschwindigkeit findet. Der Rest des Teams wird mit Helfern aufgefüllt, die den Ausreißern das Unterfangen so schwer wie möglich machen sollen. Doch Daniel Martin und Julian Alaphilippe sollten nicht unerwähnt bleiben. Sollte es irgendwann während der Tour de France kurz und steil ansteigen, werden diese beiden Fahrer vorne mit dabei sein.
Das Aufgebot:
Julian Alaphilippe, Iljo Keisse, Marcel Kittel, Daniel Martin, Tony Martin, Maximiliano Richeze, Fabio Sabatini, Petr Vakoc, Julien Vermote
Lotto Soudal (Belgien)
André Greipel kann auch bei der Tour de France 2016 auf die volle Unterstützung seiner Mannschaft bauen. Bis auf Thomas De Gendt, der einen weiteren Versuch in Richtung Gesamtwertung übernehmen möchte, stehen dem Deutschen alle Fahrer als Helfer zur Verfügung. Tony Gallopin sollte dabei aber besondere Erwähnung finden, denn wenn das Profil für Greipel einen Ticken zu schwer werden sollte, wird der Franzose einspringen und sich in dem Sprint eines dezimierten Feldes mit Sagan, Matthews und co. messen. Marcel Sieberg und Greg Henderson sind für André Greipel natürlich auch wieder am Start. Auf Flachetappen wird das Team Lotto Soudal daher nicht in Ausreißergruppen zu finden sein. Gemeinsam mit Etixx-Quick Step wird man sich darauf konzentrieren, einen Massensprint zu erzwingen.
Das Aufgebot:
Lars Ytting Bak, Thomas De Gendt, Jens Debusschere, Tony Gallopin, André Greipel, Adam Hansen, Gregory Henderson, Jürgen Roelandts, Marcel Sieberg
Katusha (Russland)
Das russische Team Katusha wird wie schon in den vergangenen Jahren mit der Doppelspitze Kristoff / Rodriguez an den Start gehen. Da Joaquin Rodriguez jedoch schon seit geraumer Zeit seiner Bestform hinterher fährt, hat man außerdem noch Ilnur Zakarin und Jürgen Van den Broeck nominiert. Fragezeichen stehen jedoch hinter allen Dreien, denn Zakarin hat bereits den harten Giro d’Italia aus dem Mai in den Beinen und Van den Broeck hatte in den vergangenen Monaten immer wieder mit Verletzungen und Erkrankungen zu kämpfen. Deshalb ruhen die Hoffnungen irgendwie doch vor allem auf Alexander Kristoff. Im letzten Jahr feierte er 20 Saisonsiege. 2014 holte er sich zwei Etappen bei der Tour. In diesem Jahr war er bereits sieben mal erfolgreich. Ihm zur Seite stehen Tempobolzer wie Michael Morkov, Marco Haller und Anfahrer Jacopo Guarnieri. Katusha ist neben Tinkoff eines von zwei russischen Tour de France Teams in diesem Jahr.
Das Aufgebot:
Jacopo Guarnieri, Marco Haller, Alexander Kristoff, Alberto Losada, Michael Morkov, Joaquin Rodriguez, Ilnur Zakarin, Angel Vicioso, Jürgen Van den Broeck
Dimension Data (Südafrika)
Der Nachfolger vom Team MTN Qhubeka heißt Dimension Data und hat ordentlich aufgerüstet, damit er auch zu den Tour de France Teams zu zählen ist. Kein geringerer als Mark Cavendish wurde verpflichtet. Die Anfahrer Mark Renshaw und Bernhard Eisel sind natürlich ebenso mit am Start. Erhofft hat man sich von der Verpflichtung aber wohl definitiv mehr, denn der Brite fährt seit geraumer Zeit seinen früheren Erfolgen hinterher. In diesem Jahr gewann er lediglich vier unwichtigere Rennen und ging den Duellen gegen die beste Konkurrenz möglichst aus dem Weg. Bei der Tour de France wird ihm dies nicht gelingen, denn dort trifft er in den Massensprints auf die schnellsten Männer der Welt. Es ist eher nicht davon auszugehen, dass Dimension Data in Person von Mark Cavendish mehrere Etappensiege einfahren wird. Deshalb hat man mit Serge Pauwels und Daniel Teklehaymanot noch zwei Fahrer nominiert, die bei ansteigenderem Profil ausreißen könnten. Wird es für diese beiden zu leicht aber für Cavendish zu schwer, dann könnte Edvald Boasson Hagen einspringen. Mit seinem Etappensieg beim Critérium du Dauphiné und dem Double bei der Norwegischen Meisterschaft hat er sich nach einer langen erfolglosen Zeit zurückgemeldet.
Das Aufgebot:
Natnael Berhane Teweldemedhin, Edvald Boasson Hagen, Mark Cavendish, Stephen Cummings, Bernhard Eisel, Reinardt Janse Van Rensburg, Serge Pauwels, Mark Renshaw, Daniel Teklehaymanot
Direct Energie (Frankreich)
Das Team Europcar war jahrelang im Peloton der Tour de France Teams nicht wegzudenken. Zum Ende des letzten Jahres hat sich der Sponsor zurückgezogen und wurde durch Direct Energie ersetzt. Pierre Rolland verließ zwar das Team, aber die meisten Fahrer sind geblieben. Mit sieben Franzosen möchte man in diesem Jahr für Etappensiege sorgen. Heißestes Eisen im Feuer ist dabei Bryan Coquard. Der 24-jährige Bahn- und Straßenradfahrer hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einem richtigen Topsprinter gemausert. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Adrien Petit, Angelo Tulik und Fabrice Jeandesboz. Thomas Voeckler und Sylvain Chavanel werden auf hügeligen Etappen in Fluchtgruppen zu finden sein und Romain Sicard gilt als guter Bergfahrer. Direct Energie ist also eines der Tour de France Teams, die in jedem Bereich aktiv sein werden, auch wenn das Hauptaugenmerk sicherlich bei den Massensprints und damit bei Bryan Coquard liegen.
Das Aufgebot:
Sylvain Chavanel, Bryan Coquard, Antoine Duchesne, Yohann Gene, Fabrice Jeandesboz, Adrien Petit, Romain Sicard, Angelo Tulik, Thomas Voeckler
Giant-Alpecin (Deutschland)
Beim Team Giant-Alpecin handelt es ich um eins von zwei deutschen Tour de France Teams. Vor allem bei Flachetappen werden diese beiden Mannschaften aber sehr hart gegeneinander Kämpfen, denn während sich Bora-Argon 18 auf Fluchtgruppen konzentrieren wird, möchte Giant-Alpecin genau diese verhindern. Denn mit John Degenkolb hat man einen Top-Sprinter in den eigenen Reihen. Fraglich ist dennoch, ob man sich an der Nachführarbeit intensiv beteiligen wird, wenn sich Kittel und Greipel noch im Hauptfeld befinden, da beide stärker einzuschätzen sind. Interessant wird es dann, wenn es etwas schwieriger wird und Degenkolb im Sprint nur noch gegen Fahrer wie Sagan und Matthews antreten muss. Das Team Giant-Alpecin hat sich aber so oder so nicht nur auf einen Bereich spezialisiert. Mit Warren Barguil hat man den Topfavoriten auf das Weiße Trikot im Aufgebot und mit Tom Dumoulin einen erstklassigen Zeitfahrer und Kandidaten für die Top 10 der Gesamtwertung. Simon Geschke aus Deutschland und Georg Preidler aus Österreich können zudem sorglos in Fluchtgruppen auf welligem Profil geschickt werden.
Das Aufgebot:
Warren Barguil, Roy Curvers, John Degenkolb, Tom Dumoulin, Simon Geschke, Georg Preidler, Ramon Sinkeldam, Laurens Ten Dam, Albert Timmer
Tour de France Teams – Die große Vorschau auf Velomotion
Tour de France Teams #1: Die Etappenjäger
Tour de France Teams #2: Die Mannschaften der Sprinter
Tour de France Teams #3: Fokus auf dem Gesamtklassement