Radsport: Der junge Franzose Pierre Latour (Ag2r) hat die vorletzte Etappe der Vuelta a Espana gewonnen. Damit feierte das Riesentalent den bisher größten Erfolg seiner noch jungen Karriere. Derweil gewinnt Nairo Quintana (Movistar) morgen wohl die Vuelta a Espana 2016 vor Chris Froome (Sky), der zwar alles probiert hat, aber seinen Konkurrenten einfach nicht abschütteln konnte. Auch der zweitbeste Kolumbianer der Gesamtwertung hatte Grund zum Feiern, denn Esteban Chaves (Orica-BikeExchange) attackierte bereits rund 40 Kilometer vor dem Ziel und schubste Alberto Contador (Tinkoff) damit sogar noch vom Treppchen.
Der Kampf um das Bergtrikot
Heute auf der vorletzten Etappe von Benidorm nach Escuadrón Ejército del Aire sollte über 193,2 Kilometer also die Entscheidung in der Bergwertung und der Gesamtwertung der Vuelta a Espana fallen. Unterwegs galt es dabei vier Bergwertungen der zweiten Kategorie zu bezwingen. Am Ende ging es dann noch den Alto de Aitan hinauf, der mit einer Länge von 21 Kilometern und einer durchschnittlichen Steigung von 5,9 Prozent zur sogenannten Especial Kategorie gehört. Klar also, dass die Anwärter auf das Bergtrikot heute in der Spitzengruppe mit dabei sein wollten. Während Omar Fraile (Dimension Data) den Postabgang verpasste, jedoch zuvor noch bei einer Bergwertung Punkte abstaubte, stieg der aktuell Führende Kenny Elissonde (FDJ) mit auf den Zug auf und war vorne mit dabei. Auch Robert Gesink (LottoNL-Jumbo), der mit 22 Punkten Rückstand auf Rang drei lag, schlich sich erneut mit in die Fluchtgruppe. Am Ende jedoch fehlte beiden Fahrern die Kraft, um Fraile noch zu überholen. So gewinnt der Spanier am Ende der Rundfahrt die Wertung mit einem Punkt Vorsprung auf Elissonde.
Esteban Chaves greift Alberto Contador an
Luis Leon Sanchez (Astana) und Rudy Molard (Cofidis) fuhren den Großteil der Etappe als Duo vorne weg. Dahinter formierte sich eine 16-köpfige Verfolgergruppe. Neben den bereits genannten Fahrern waren darin unter anderem auch Yuri Trofimov (Tinkoff), David Lopez (Sky), Darwin Atapuma (BMC), Pierre Latour (Ag2r), Bart De Clercq (Lotto Soudal), und Mathias Frank (IAM) darin vertreten. Der Vorsprung des Spitzenduos auf die Verfolgergruppe betrug zwischenzeitlich über zwei Minuten, wurde jedoch rapide kleiner, da man beiden Verfolgern gut harmonierte. Auch das Hauptfeld kam näher heran, wobei der Rückstand von über 13 Minuten sehr groß war und und lediglich das Team Orica-BikeExchange daran interessiert schien, die Ausreißer doch noch zu stellen. Als es rund 50 Kilometer vor dem Ziel den Puerto de Tudons hinauf ging, betrug der Vorsprung nur noch etwas mehr als acht Minuten und es attackierte etwas überraschend bereits Esteban Chaves (Orica-BikeExchange).
Orica-BikeExchange erneut mit einem taktischen Meisterstück
Natürlich galt der Angriff von Esteban Chaves vorwiegend dem Podium und damit Alberto Contador (Tinkoff). Der Spanier reagierte demenstprechend und setzte etwas später nach. Ihn ließ man jedoch nicht gehen. So lag Chaves in der Abfahrt rund 20 Sekunden vor der Favoritengruppe, die nun vom Team Sky angeführt wurde. Wie schon vor einigen Tagen baute das Team Orica-BikeExchange auf eine Relais-Station. Mit Damian Howson hatte man einen Fahrer in der Verfolgergruppe, der nun auf Esteban Chaves wartete und ihn dann bis zum Schlussanstieg pilotieren sollte. Dies gelang besser als gedacht, denn die beiden konnten den Vorsprung auf knapp über zwei Minuten ausbauen. Die beiden Spitzenreiter Sanchez und Molard lagen nurnoch etwas über eine Minute vor den Verfolgern und das Hauptfeld hatte ca. acht Minuten Rückstand auf sie. Und nun standen noch 21 Kilometer bergan auf dem Programm.
Sanchez setzt sich ab – Conti verfolgt ihn
Während sich bei den Verfolgern Valerio Conti (Lampre) absetzen konnte und sich Sanchez von Molard löste, arbeitete das Team Tinkoff im Feld der Favoriten für Kapitän Contador. So wurde der Abstand zu dem nun alleine fahrenden Chaves wieder etwas reduziert, doch die Männer von Contador waren schnell am Ende. Allen voran Trofimov, der ja bereits in der Spitzengruppe des Tages vertreten war und sicherlich einige Kräfte verbraucht hat. Die Angriffe von Simon Yates (Orica-BikeExchange) verpufften zunächst genauso wie die von Contador. So konnte Chaves seinen Vorsprung von knapp zwei Minuten auf Contador weiterhin einigermaßen halten. Damit wäre der Kolumbianer auf dem Podium der Vuelta a Espana 2016. Sogar ausgebaut hat Luis Leon Sanchez seinen Vorsprung auf seinen Verfolger Valerio Conti. Der Italiener wiederum wurde sechs Kilometer vor dem Ziel von mehreren Fahrern überholt. Atapuma, Frank und Latour ließen den Italiener stehen und jagten nun Sanchez hinterher.
Froome versucht alles, aber Quintana bleibt dran
Wenig Panik schien derweil Contador zu schieben, denn der Vorsprung von zwei Minuten hatte noch immer Bestand. In der Favoritengruppe kontrollierte Alejandro Valverde (Movistar) das Tempo, ohne jedoch am Vorsprung von Chaves ernsthaft zu knabbern. Richtig schnell wurde das Rennen dann erst, als Quintana höchstpersönlich fünf Kilometer vor dem Ziel attackierte. Froome und Contador konnten problemlos mitgehen, doch als dann der Brite aus dem Sattel ging, blieb erneut nur Quintana bei ihm. So bekamen die Zuschauer gleich mehrere Rennen in einem zu sehen, denn an allen Fronten wurde gekämpft. Den Kampf um Rang drei sollte Contador am Ende verlieren, denn den Zuschauern wurde schnell klar, dass es keine Taktiererei war, sondern schlichtweg die fehlende Kraft am heutigen Tage. Chaves belohnt sich damit mit Rang drei in der Gesamtwertung. Genauso wie auch der Gesamtsieg von Quintana wurde dieser Erfolg nur durch die hervorragende Teamarbeit ermöglicht. Froome fuhr heute so viel im Stehen wie die gesamte Rundfahrt zuvor nicht, doch Quintana blieb bis zum Ende an ihm dran.
Sanchez geht ein – Pierre Latour holt sich den Etappensieg
Vorne platzte dann Sanchez förmlich. Ein Etappensieg bei der Vuelta a Espana bleibt dem Spanier damit weiterhin verwehrt. Das Trio Atapuma, Latour und Frank bildete nun das neue Spitzentrio und sollte den Etappensieg unter sich ausmachen. Zunächst ging Atapuma weg, doch dann zeigte der junge Franzose Pierre Latour seine große Klasse. Die beiden distanzierten Frank und ließen auch Felline nicht mehr herankommen. Auf dem letzten Kilometer trugen sie dann eine wahre Schlacht aus. Atapuma schien Latour schon distanziert zu haben, doch das Riesentalent konnte nich einmal aufschließen und sprintete zum größen Erfolg in seiner noch jungen Karriere.
Vuelta a Espana Etappe #20 – Die Tageswertung:
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Pierre Latour | Frankreich | Ag2r | 5:19:41 |
2. | Darwin Atapuma | Kolumbien | BMC | + 0:02 |
3. | Fabio Felline | Italien | Trek-Segafredo | + 0:17 |
4. | Mathias Frank | Schweiz | IAM | + 0:40 |
5. | Robert Gesink | Niederlande | LottoNL-Jumbo | + 1:03 |
6. | Bart De Clercq | Belgien | Lotto Soudal | + 1:28 |
7. | Rudy Molard | Frankreich | Cofidis | + 2:02 |
8. | Lilian Calmejane | Frankreich | Direct Energie | + 3:01 |
9. | Esteban Chaves | Kolumbien | Orica-BikeExchange | + 3:17 |
10. | Nairo Quintana | Kolumbien | Movistar | + 4:03 |
Vuelta a Espana Etappe #20 – Die Gesamtwertung:
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Nairo Quintana | Kolumbien | Movistar | 80:42:36 |
2. | Chris Froome | Großbritannien | Sky | +1:23 |
3. | Esteban Chaves | Kolumbien | Orica-BikeExchange | +4:08 |
4. | Alberto Contador | Spanien | Tinkoff | +4:21 |
5. | Andrew Talansky | USA | Cannondale | +7:43 |
6. | Simon Yates | Großbritannien | Orica-BikeExchange | +8:33 |
7. | David De la Cruz | Spanien | Etixx-Quick Step | +11:18 |
8. | Daniel Moreno | Spanien | Movistar | +13:04 |
9. | Davide Formolo | Italien | Cannondale | +13:17 |
10. | George Bennett | Australien | LottoNL-Jumbo | +14:07 |