Test: Nicolai – eine kleine Firma mit ca. 25 Mitarbeitern baut seit über 20 Jahren Aluminiumrahmen „made in Germany“ in einem Dorf namens Lübbrechtsen im Norden von Deutschland. Seit einigen Jahren ist Nicolai bekannt für ihr Rahmenkonzept – Geolution (lang, flach & steil). Auch beim Trailbike, dem ION G13 TechLine, setzen sie auf dieses Konzept. Wie sich das ION G13 TechLine auf dem Trail bewegt und ob das Konzept aufgeht?
Nicolai ION G13 techline: Rahmen/Geometrie
Geolution ist das Geometriekonzept, das allen aktuellen Nicolai Rahmenmodellen zugrunde liegt. In den letzten drei Jahren wurde dieser Weg konsequent weiterverfolgt. Das Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass ein längerer Radstand, ein flacherer Lenkwinkel und ein steilerer Sitzwinkel das Fahrrad schneller, laufruhiger, kletterfreudiger und sicherer machen. Der Fahrer wird durch den langen Reach, den steilen Sitzwinkel und den langen Radstand in das Fahrrad integriert, sodass der Schwerpunkt optimal zwischen Vorderrad- und Hinterradachse liegt.
Der Rahmen wird aus einem 7000er Aluminium Rohrsatz, optimierten Frästeilen und den makanten Schweißnähten von Nicolai gefertigt. Der verbaute Boost Hinterbau bringt zusätzlich Steifigkeit und Reifenfreiheit. Die vierfach gedichteten Kugellager an allen Drehpunkten sollen für ein sensibles Ansprechverhalten und minimalen Wartungsaufwand sorgen. Auch wenn man heutzutage an den meisten Rahmen nur noch 1-fach Schaltungen findet, gibt es bei Nicolai weiterhin die Möglichkeit einen Umwerfer und 2-fach Kurbeln zu montieren. Ebenfalls findet man am Rahmen eine ISCG05-Aufnahme für die Kettenführung oder den Bash-Guard.
Um das ION G13 noch besser auf die Bedürfnisse der Biker anpassen zu können, hat der in die hintere Dämpferaufnahme integrierte ET-Key die Einstellungen Low und High. Je nach Position ist die Geometrie so um 0,7° steiler oder flacher und das Tretlager höher bzw. tiefer. Ein weiteres Detail: Die Leitungen werden außen am Rahmen mit CNC gefrästen Haltern geklemmt – keine Plastikclips oder Kabelbinder sind hier notwendig. Fünf verschiedenen Rahmengrößen von S-XXL gibt es bei allen Nicolai Rahmen. Fahrer von einer Körpergröße ab 1,60 m bis über 2 m sollten hier fündig werden.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern, die versuchen eine möglichst cleane Optik zu ermöglichen, präsentiert Nicolai förmlich ihre Schweißnähte und Frästeile am Rahmen. Ob es gefällt oder nicht, ist ganz klar Geschmacksache. Auf jeden Fall finde ich gut, dass die Firma weiter in Deutschland ihre Rahmen fertigt und nicht wie viele andere Firmen in Fernost produzieren.
Nicolai ION G13 TechLine: Ausstattung
Rahmen | Nicolai ION G13 |
Federgabel | Rock Shox Pike RCT3 140mm |
Dämpfer | Rock Shox Monarch RT3 |
Laufräder | DT Swiss EX 1501 30mm 29" |
Reifen VR | Continental Mountain King II 2.4" ProTection 29" |
Reifen HR | Continental Mountain King II 2.4" ProTection 29" |
Schaltwerk | Sram X01 Eagle, 12- fach |
Schalthebel | Sram X01 Eagle, 12- fach |
Kurbel | Sram X01 Eagle Boost, 170mm, 32 T |
Umwerfer | |
Bremse | Magura MT5, 2 Finger- Bremshebel |
Bremsscheiben | 203/180 mm |
Sattelstütze | Bikeyoke Revive 2.0 160mm |
Sattel | Ergon SMA30 Comp |
Vorbau | HNF Vorbau 35/31.8 |
Lenker | Renthal Fatbar 780x20mm Rise |
Zwei unterschiedliche Modelle gibt es beim Nicolai ION G13, die sich aber nur bei den Federelementen und Bremsen unterscheiden. Die QLFLine Variante ist ab 6999,- Euro erhältlich. Die von mir getestete TechLine ab 5999,- Euro. Beide Modelle werden mit einer Sram XO1 Eagle ausgestattet. Diese bietet 500 % Übersetzungsbandbreite und ist bereits bei sehr vielen Bike-Enthusiasten beliebt.
Am Cockpit befindet sich ein Renthal Fatbar Lenker mit 780 mm Länge und einem Rise von 20 mm. Gehalten wird dieser von einem 35 mm HNF Vorbau. Für das nötige Feedback zum Fahrer sorgen die Ergon GE1 Griffe und ein Ergon SMA30 Comp Sattel. Beim Nicolai ION G13 TechLine wird der Fahrer mit einer Magura MT5 im Trail gestoppt. Diese Bremse ist für ihre sehr starke und gut dosierbare Bremskraft bekannt.
Bei den Federelementen verwendet man in der TechLine-Variante Komponenten von Rock Shock. Bei der Federgabel kommt die überarbeitete Rock Shock Pike RCT 3 mit 140 mm Federweg zum Einsatz. Ihre Dämpfung verfügt über einen großen und äußerst weichen Federweg. Dank Boost-Standard können problemlos 27,5 Plus Reifen gefahren werden. Apropos Reifen: Ausgeliefert wird das ION G13 Komplettbike mit DT Swiss EX 1501 29 Zoll Laufrädern in 30 mm Breite. Vorne und hinten kommen Continental Mountain King 2.4 zum Einsatz. Am Hinterbau arbeitet der bekannte Rock Shock Monarch RT3 Debon Air Dämpfer. Dieser lässt sich in drei Stufen verstellen – Open, Pedal und Lockout. Der Lockout bringt bergauf noch mehr Ruhe in den Hinterbau. Der Hinterbau ist ein klassischer Viergelenker der durch groß dimensionierte Lager für ein feines Ansprechverhalten sorgen soll.
Ganz klar fällt auf – Nicolai steckt viel Liebe ins Detail. Wie zum Beispiel das eingravierte Modell, die Größe in die Sitzstrebe oder das ION als Verstärkung des Rahmen. Ein CNC Frästeil, das nicht von Nicolai stammt – die Stattelklemme. Die kommt nämlich vom britischen Hersteller Hope. Bei der Sattelstütze kommt eine Bikeyoke Revive 2.0 mit 160 mm Absenkung zum Einsatz. Diese lässt sich dank einfachster Technik leicht entlüften (hier zum Test der Bikeyoke Revive).
Nicolai ION G13 techline: Auf dem Trail
Trailbikes wie diese werden von mir auf einer Teststrecke unter möglichst gleichen Bedingungen gefahren. Es gibt zwei Varianten von Strecken – flachere und breitere Singletrails und ruppigere, schmalere Trails um die mögliche Vielfalt und Grenzen zu entdecken. Ich habe das Nicolai in Größe XL bei einer Körpergröße von knapp 2 m getetstet. Bergauf geht es überwiegend auf Schotterwegen. Das Nicolai ION G13 klettert dank der langen Kettenstreben und des aufrechten Sitzwinkel sehr gut bergrauf. Das Vorderrad blieb immer auf dem Boden. Wie fast schon erwartet, wird das G13 durch den langen Reach und der dadurch enormen Laufruhe Bergab von selbst extrem schnell. In Kurven hingegen wird viel aktive Arbeit vom Fahrer verlangt, da es sich durch die Länge sperriger um Kurven zirkeln lässt als vergleichbare Trailbikes dieser Klasse.
Trotz der enormen Sicherheit und Stabilität, die das Rad vermittelt, gerät man irgendwann in einen Bereich, in dem die 130 mm Federweg am Heck nicht mehr ausreichen. Durch die hohe Progression gelingt es dem Dämpfer dann nicht mehr, sehr schnellen, harten Schlägen adäquat zu folgen, wodurch sich das Heck spürbar verhärtet. Dennoch bleibt das Rad gut kontrollierbar und sicher auf Kurs.
Während des Tests habe ich das Shirt Divide Top von PEARL iZuMi in Größe L getragen. Das Shirt fällt sehr lange aus und ist speziell für den MTB Bereich hinten verlängert. Die Alpina TWIST FIVE CM+ ist perfekt für sonnige Tage. Der IXS Trail RS Evo passt farblich sehr gut zum Gesamtpaket.
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