Test: Das Nox Hybrid Enduro 7.1 Pro macht schon mit seiner knalligen gelben Farbe klar: Mangelndes Selbstbewusstsein ist hier Fehlanzeige! Das Fox-Fahrwerk mit Fox 36 in Orange und Kashima Beschichtung so wie der fette Stahlfederdämpfer am Heck unterstreichen das noch, genau wie die kantigen Formen. Eher Mercedes G-Klasse als Porsche Macan, mehr Thor als Aquaman. Man sagt Hunde die Bellen beißen nicht. Ob das Nox Hybrid Enduro 7.1 Pro in der Praxis zuschnappt, haben wir ausprobiert.
Getestet haben wir das Nox Hybrid Enduro 7.1 Pro in der Größe L. Bei einer Körpergröße der Tester von etwa 175 bis 187cm war das für alle in Ordnung. Als erfahrener Mountainbiker spürt man direkt beim ersten Aufsitzen, dass es sich hier um ein verspieltes und wendiges E-Bike handeln dürfte. Das eher kurze Oberrohr und die kompakten 27,5″ Laufräder haben den größten Anteil daran. Übrigens ist das Rad auch mit 29 Zoll an der Front und etwas anderen Komponenten erhältlich.
Beim Einstellen der Fox 36 Factory mit der aktuellen Grip 2 Kartusche ist Zeit gefragt. Denn sowohl High-Speed Druck- und Zugstufe, als auch Low-Speed Druck- und Zugstufe müssen erst einmal auf auf den Fahrer angepasst werden. Selbiges gilt für den Fox DHX2 Factory Stahlfederdämpfer im Hinterbau. Doch ist das richtige Setup erst einmal gefunden, wird man wie auf einer Sänfte über Stock und Stein getragen. Alternativ kann man das Fahrwerk auch so einstellen, das man ordentlich Feedback bekommt und in Anliegern nicht im Federweg versackt.
Das enorm sensible Ansprechverhalten zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Geländetypen. Auch im Uphill unterstützt der Fox DHX 2 Factory Dämpfer mit einer Sperre gegen lästiges Wippen beim Klettern. Dieser ist jedoch gar nicht zwingend notwendig – nicht nur, weil der Motor den Kraftverlust ausgleicht, sondern weil der Hinterbau des Nox Hybrid Enduro 7.1 Pro unter Zug schön straff wird. Wer sich überhaupt nicht mit den verschiedenen Möglichkeiten zum Fahrwerk Setup auskennt und sich auch nicht in die Materie einarbeiten möchte, wird eventuell mit einer Ausstattungsvariante mit einfacherem Fahrwerk glücklicher – oder lässt sich Gabel und Dämpfer entsprechend vom versierten Fachmann einstellen.
Nox Hybrid Enduro 7.1 Pro: Fahreindruck – Natürliches Magnesium-Herz
In den diversen Testfahrten wagten wir uns an immer technischeres Terrain, sowohl im Up- als auch im Downhill. Auf den ersten Kilometern auf Asphalt unterstützt der der Brose Drive-S mag kaum hörbar und sauber dosiert. Über alle vier Unterstützungsstufen wird die Kraft genau dann entfaltet, wenn man sie benötigt. So ist auch mit „Eco“ und „Tour“ bequem steileres Gelände machbar.
Wird es technisch und verblockt im Uphill, kann man die letzten Reserven mit den Modi „Sport“ und „BoostFX“ aus dem Brose Drive-S mag holen. Doch auch hier zeigt sich ein angenehm natürliches Ansprechverhalten. Der Motor fühlt sich irgendwie einfach richtig an, es ist immer noch Radfahren, zwar mit viel mehr Power aber dennoch kommt zu keinem Zeitpunkt Motocross-Feeling auf, wie man es von dem einen oder anderen Mitbewerber kennt.
Punktabzug gibt es aber für die Bedieneinheit. Zum einen ist das Brose Display in Kombination mit dem Trigger der Fox Transfer Sattelstütze nicht wirklich optimal. Um die Sattelstütze sauber auslösen zu können muss das Display stark nach oben gedreht montiert werden. Die Alternative wäre ein Umgreifen während der Fahrt, was allerdings Risiken, vor allem im Gelände, mit sich bringt.
Die Handhabung der Brose Bedieneinheit ist durch die kleinen Tasten und den schwammigen Druckpunkt der Tasten vor allem im Gelände etwas fehleranfällig. Man betätigt ab und zu direkt angrenzenden Tasten (Licht), sobald man im technischen Uphill die Unterstützungsstufe ändern möchte. Auch ist es nicht ganz einfach im technischen Gelände die richtige Stufe auszuwählen. Einer unserer Tester war wirklich unglücklich damit, andere kamen gut damit zurecht.
Durch den 630 Wh starken BMZ Akku ist man auch für ausdauernde Touren mit den nötigen Stromreserven ausgestattet. In unserem Fall hielt das kleine Kraftwerk einer Tour von 30 Kilometern, 1400 Höhenmetern in den Stufen Sport (70%), Tour (20%) und BoostFX (10%) stand. Ist der Akku dann doch einmal leer oder man schaltet den Antrieb bewusst aus, entkoppelt sich das Brose Antriebs-System und man tritt ohne zusätzlichen Widerstand.
Rahmen | NOX Frame 7.1 Hybrid Aluminium |
Federgabel | FOX 36 Factory 27,5" |
Antrieb | BROSE Drive-S Unit |
Akku | BMZ Inside UR-V8, 10S5P, 630Wh |
Dämpfer | FOX DHX2 |
Laufräder | STAN ́S NoTubes Flow 27,5 |
Reifen VR | CONTINENTAL Der Baron 27,5x2,6 ProTection Apex |
Reifen HR | CONTINENTAL Trail King 27,5x2,6 ProTection Apex |
Schaltwerk | SRAM X0 Eagle 12fach |
Schalthebel | SRAM X0 Eagle 12fach |
Kurbel | SRAM EX1 E-Crank, 165mm, 34T |
Umwerfer | |
Bremse | MAGURA MT7 HC |
Bremsscheiben | 203/180mm |
Sattelstütze | FOX Transfer Factory Post |
Sattel | PROLOGO Proxim W650 Microfiber P1 + Grip |
Vorbau | RENTHAL Apex 35 |
Lenker | RENTHAL Fatbar Lite 35 |
Ein echter Pluspunkt ist die Möglichkeit einen Flaschenhalter montieren zu können, viele Fahrer wissen das zu schätzen. Am Hinterbau kann ein Seitenständer montiert werden, wenn man das möchte oder braucht. Beim echten Geländeeinsatz unnötig, werden die Option sicher einige Käufer mit Tourenambitionen in Anspruch nehmen. Es sind übrigens zwei mögliche Radstände wählbar, die Hinterradachse kann dazu in zwei Positionen montiert werden. Die Front bleibt also gleich lang, die Länge des Hecks kann variiert werden.
Nox Hybrid Enduro 7.1 Pro: Fahreindruck – Wendiges Bügel Eisen Aluminium
Auch im Downhill bewegten wir das Nox E-Bike durch verschiedenstes Gelände um einen umfangreichen Fahreindruck zu bekommen. Auf flowigen Trails fühlt sich der stahlfedergedämpfte Bolide genau so wohl wie auf Wurzelteppichen oder Rock-Gardens. Vor allem hier kommen die massig Federwegsreserven von 180mm an Front und Heck zum Einsatz. Die Continental Reifen sind im positiven Sinne unauffällig. Das E-Bike liegt satt im Federweg und die beiden Fox Elemente sind hervorragend aufeinander und für den gewünschten Einsatz abgestimmt. Muss man die Fuhre zügeln so erledigt die Magura MT7 Bremsanlage diesen Job äußerst souverän.
Über grobe Steinpassagen hinweg fährt sich das Nox Hybrid Enduro 7.1 sehr sicher, doch es kommt vor, dass die Kette als auch die interne Zugverlegung kleine Nebengeräusche mit sich bringen. Dies ist nicht nur hörbar, sondern nach nicht mal 140 km auf der Uhr auch deutlich an der Kettenstrebe zu sehen. Hier wird nachgebessert. Auch der Schutz des Motors bekam etwas bei einem Bodenkontakt ab, allerdings ist das Teil noch aus dem 3D Drucker und wird in der Serie zäherem Material weichen. Diese beiden Updates werden dem durchdachten Bike bestimmt gut stehen.
Das Bike lässt sich auffällig schnell bewegen, ist aber auch in sehr technischen Passagen gut verspielt. In Sachen Laufruhe bringen die 650B Laufräder und der kurze Reach kleine Nachteile mit sich. Diese werden durch den tiefen, E-Bike typischen, Schwerpunkt etwas nivelliert. Dennoch ist es ein verspieltes Bike, welches nicht die direkteste Linie bevorzugt, sondern Spaß und Fahrfreude bei der Liniensuche bringt. Gerade das vermissen wir bei vielen anderen E-MTBs, die oft wie schwerfällige Panzer über die Trails pflügen.