Radsport: Die Tour de France war spannend – der Giro d’Italia 2020 wird es auch. Dies verspricht die namhafte Startliste. Wir blicken auf die 6 Top-Favoriten auf den Gesamtsieg.
Jakob Fuglsang: Der Däne will endlich aufs Podium
Es ist kaum zu glauben, aber Jakob Fuglsang (Astana) ist bei einer Grand Tour noch nie aufs Podium gefahren. Seine beste Platzierung war im Jahr 2013 der siebte Platz bei der Tour de France. Bei seinem bisher einzigen Start beim Giro d’Italia wurde er 2016 Gesamtzwölfter. Doch jetzt will der Däne mehr. Mit seinen mittlerweile 35 Jahren wird er nicht mehr viele Chancen bekommen. Und 2020 kann er auf ein wirklich starkes Team bauen. Als Edelhelfer mit dabei sein werden Miguel Angel Lopez und Aleksandr Vlasov. Damit stellt Astana beim Giro d’Italia die wohl stärkste Mannschaft.
Stark: Nach der Corona-Pause gewann Jakob Fuglsang die Lombardei-Rundfahrt.
Geraint Thomas: Der Giro ist kein Trostpreis
Sicher wurde Geraint Thomas (Ineos) überrascht von der Entscheidung der Teamführung. Der Brite durfte – obwohl er im vergangenen Jahr Gesamtzweiter wurde und ein Jahr davor sogar gewann – nicht für die Tour de France nominiert. Stattdessen soll er beim Giro d’Italia für den Gesamtsieg sorgen. Nachdem er zu Beginn des Re-Starts Mühe hatte, kam er zuletzt immer besser in Fahrt. Rang zwei bei Tirreno – Adriatico und Platz vier im Zeitfahren der WM zeigen nicht nur, dass er sich in Italien bereits akklimatisiert hat, sondern auch, dass die Formkurve stark nach oben zeigt. Mit seinen Qualitäten im Zeitfahren und im Hochgebirge wird er ein ganz heißer Kandidat auf die Maglia Rosa sein.
Nachdem er die Tour de France nicht fahren durfte, brennt Geraint Thomas auf den Giro-Sieg.
Simon Yates: Eine Rechnung hat er immer noch offen
2018 dominierte Simon Yates (Mitchelton – Scott) den Giro d’Italia – zumindest bis zur 19. Etappe. In der Maglia Rosa fahrend brach der Brite schließlich ein und flog hochkant aus den Top 10. Wenige Monate später machte er es besser und gewann die Vuelta a Espana. Nach einem durchwachsenen Übergangsjahr 2019 soll beim Giro d’Italia 2020 nun endlich das Vorhaben vollendet werden. Dafür wird er sich allerdings im Zeitfahren steigern müssen. Dort büßte er zuletzt stark an Qualität ein. Diese braucht er jedoch, um gegen Geraint Thomas und Co. bestehen zu können.
Bei Tirreno – Adriatico präsentierte sich Simon Yates in Top-Verfassung.
Steven Kruijswijk: Diesmal droht kein Schnee
Ähnlich wie bei Simon Yates im Jahr 2018 lief es für Steven Kruijswijk (Jumbo – Visma) zwei Jahre zuvor. Ebenfalls bis zur 19. Etappe trug der Niederländer damals die Maglia Rosa. Dann kam der Colle dell’Agnello. In der Abfahrt stürzte er per Salto in eine Schneebank – und vorbei war der Traum. Am Ende der drei Wochen verpasste er sogar das Podium. Auf dieses sprang er im Vorjahr der Tour de France. Spätestens seit jenem Moment muss er als Top-Klassementfahrer angesehen werden, dem solche Fehler nicht mehr unterlaufen. Auch er hat eine Rechnung mit dem Giro d’Italia offen – und er will sie 2020 begleichen.
Vier Jahre ist es her: Steven Kruijswijk stand bereits kurz vor dem Giro-Sieg.
Vincenzo Nibali: Kann er es noch einmal?
Mit vier Siegen bei großen Landesrundfahrten und insgesamt 14 Top-10-Plätzen bei selbigen gilt Vincenzo Nibali (Trek – Segafredo) als einer der erfolgreichsten Klassementfahrer aller Zeiten. Völlig zurecht wird der Italiener als einer der Favoriten gelistet. Fraglich ist nur, ob der mittlerweile 35-Jährige noch immer das Zeug dazu hat. Die Resultate werden etwas schlechter, auch wenn sein zweiter Rang im Vorjahr dieser Aussage stark widerspricht. Im Zeitfahren wird er kaum einen Konkurrenten stehen lassen und seine Antritt im Hochgebirge hat an Explosivität verloren. Aber für ihn spricht die Erfahrung.
Seit Jahren ist Vincenzo Nibali zu den Top-Klassementfahrern im Peloton zu zählen.
Rafal Majka: Der wiedererstarkte Klassementfahrer
Eigentlich war davon auszugehen, dass Rafal Majka (Bora – hansgrohe) seine Ambitionen als Klassementfahrer begraben hat. Doch in diesem Jahr zeigt sich der Pole wiedererstarkt. Schon zu Beginn des Jahres wurde er Fünfter bei der UAE Tour. Nach der Corona-Pandemie beendete er die Polen-Rundfahrt auf Rang vier und Tirreno – Adriatico als Dritter. Sicher wird er den Giro d’Italia 2020 nicht gewinnen können, aber ein Sprung aufs Podium ist ihm durchaus zuzutrauen. Vorausgesetzt, dass Rafal Majka überhaupt auf das Gesamtklassement blickt. Tut er das nicht, hat er nämlich gute Chancen auf 2-3 Etappensiege und das Bergtrikot. Was reizt ihn mehr?
Rafal Majka gewann bereits Etappen und das Bergtrikot bei der Tour de France. Kann er sich beim Giro d’Italia 2020 noch einmal als Klassementfahrer beweisen?