Test: Die Offroad-Spezialisten aus Colorado sprechen mit ihrem Graveller Fahrer an, die lange Touren mit Gepäck anpeilen. Doch auch der sportlichen Nutzung ist das Niner RLT9 RDO nicht abgeneigt.
Die US-Schmiede Niner hat sich ganz dem Offroad-Fahren verschrieben. Los ging’s 2004 mit 29-Zoll-Singlespeed-MTBs, aber auch Räder mit Rennlenker wurden bald ins Sortiment aufgenommen – Cyclocrosser ebenso wie Gravelbikes, wobei man sich von ersteren inzwischen wieder verabschiedet hat. Letztere sind bei Niner klar auf Touren und Reisen über Naturwege zugeschnitten, was für Stahl- und Alu-Modelle ebenso gilt wie für das Carbonrad RLT9 RDO.
Anbau-Optionen satt
Am Testrad sieht man das bereits an den zahlreichen Gewindebohrungen. Am grün-schwarzen Rahmen kann man diverse Flaschenhalter befestigen, dazu ein Oberrohrtäschchen sowie eine größere Tasche unterm Oberrohr, die Niner speziell für seine Gravelbikes im Sortiment hat. Schutzbleche lassen sich natürlich auch montieren, durch die Gabel kann ein Lichtkabel gezogen werden, falls man ein Vorderrad mit Nabendynamo einbaut. Und natürlich lassen sich Gabelhalter montieren, an denen etwa Schlafsack und Isomatte befestigt werden können. Typisch für ein Gravel-Tourenbike ist der breit ausgestellte Lenker, der unten 53 cm misst: So kann eine breite Lenkertasche optimal untergebracht werden.
Mit satten 50 mm Reifenbreite bei 28-Zoll-Laufrädern und bis zu zwei Zoll bei 650B ist die Reifenfreiheit extrem groß; Niner gelingt dieses Kunststück ohne die Gravel-typische „hängende“ rechte Kettenstrebe. Das mag zum Teil an den mit 430 mm recht langen Kettenstreben liegen; auch der Radstand ist beim 59er Testrad mit 1,04 m ziemlich groß. Damit ist das Niner auf ruhigen Geradeauslauf zugeschnitten, wobei es sich mit 72-Grad-Lenkwinkel durchaus handlich anfühlt und auch auf dem Trail für Fahrspaß sorgt. Das Oberrohr ist beim großen Rahmen lang, ebenso das Steuerrohr – so kommt eine ausgewogene, leicht gestreckte Sitzhaltung zustande. Durch das stark abfallende Oberrohr ist die Carbonsattelstütze weit ausgezogen, was für angenehme Vibrationsdämpfung am Heck sorgt.
Funktionelle Rennrad-Gruppe
Ungewohnt ist die Ausstattung des in unterschiedlichen Varianten erhältlichen Gravellers. Niner verbaut die preiswerte, dabei präzise schaltende und stark verzögernde Sram Rival, hier mit 2×11 Gängen und eher am Rennrad orientiert: Mit 50/34 Kurbel und 11-32er Kassette ist die Übersetzung eher lang, zumal die 40er Reifen die Entfaltung vergrößern. Der Schwalbe G-One Allround ist mit seinen feinen Profilnoppen eher ein Straßenreifen, der auf lockerem Untergrund freilich guten Grip bietet; auf dem 32-Speichen-Radsatz ist er erfreulicherweise gleich tubeless montiert. Mit knapp 3,7 Kilo ist der Radsatz nicht eben superleicht, dafür aber extrem solide; auch das Komplettrad ist keineswegs schwer. Wer kräftig in die Pedale tritt, erreicht schnell sein Reisetempo und kann auch bei hohem Tempo mit leichter Hand die Richtung vorgeben. Damit ist das Niner durchaus auf sportliche Einsätze zugeschnitten, wenn es auch von der Grundausrichtung Langstreckenfahrer anspricht, die auf klassischem Gravel-Terrain Kilometer machen wollen.
Will man etwas Negatives über das RLT9 RDO bleibt im Grunde nur das Lenkerband – das fühlt sich nämlich ziemlich dünn an, zumal am klassisch-runden Oberlenker.
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