Radsport: Wenn am Samstag in Turin der 104. Giro d’Italia beginnt, werden auch einige deutschsprachige Profis am Start stehen. Die 8 Deutschen, 6 Schweizer und 2 Österreicher haben durchaus Chancen, eine erfolgreiche Italien-Rundfahrt zu absolvieren.
Deutschland
Emanuel Buchmann ist alles zuzutrauen
Keine Frage: Die deutsche Hoffnung beim diesjährigen Giro d’Italia ruht auf Emanuel Buchmann. Der Profi aus Ravensburg hat die besten Chancen, eine vordere Platzierung im Gesamtklassement einzufahren und um Etappensiege in den Bergen zu kämpfen. Seine Konkurrenten George Bennett bzw. Jai Hindley und Romain Bardet werden von Paul Martens bzw. Nico Denz unterstützt. Wird es zu bergig, werden sie sich aber von der Helferrolle verabschieden müssen. Auf dem ein oder anderen flachen oder leicht welligen Teilstück könnten beide aber auch als Ausreißer in Erscheinung treten. Vor allem Nico Denz hat schon mehrfach bewiesen, dass er auf diese Art und Weise als Etappensieger in Frage kommt.
In den Sprints werden viele Deutsche aktiv sein
Der Rest des deutschen Aufgebots kann als sprintstark bezeichnet werden. Alexander Krieger wird eine wichtige Rolle bei Massensprints spielen, wenn er seinen Kapitän Tim Merlier in Position bringen muss. Eine ähnliche Aufgabe hat Roger Kluge für Caleb Ewan. Während Krieger die erste Grand Tour seiner Karriere in Angriff nehmen wird, fährt Kluge bereits seine achte. Nikias Arndt und Max Kanter dürfen auf Flachetappen selbst darauf hoffen, dass für sie gefahren wird. Denn einen Top-Sprinter hat die Mannschaft DSM nicht im Aufgebot. Anders sieht die Memo für Max Walscheid aus. Der 1,99 m Riese ist für Europameister Giacomo Nizzolo in den Sprintankünften enorm wichtig. Da der Italiener jedoch ab und an schwächelt, könnte es sein, dass hin und wieder auch für den Deutschen gefahren wird.
Die deutschen Giro-Starter
24) Alexander Krieger (Alpecin – Fenix)
75) Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe)
157) Paul Martens (Jumbo – Visma)
165) Roger Kluge (Lotto – Soudal)
192) Nikias Arndt (DSM)
194) Nico Denz (DSM)
196) Max Kanter (DSM)
207) Max Walscheid (Qhubeka – Assos)
Schweiz
Wie viele Freiheiten erhalten Pellaud & Mäder?
Richtig gute Chancen auf einen erfolgreichen Giro d’Italia haben die Schweizer. Besonders in den Bergen werden wir sie vermutlich fast jeden Tag in Aktion sehen. Simon Pellaud wird das ein oder andere Mal freie Fahrt erhalten. Bei der Tour de Romandie hat er bereits gezeigt, dass er in einem WorldTour-Rennen mithalten und seine angriffslustige Natur ausleben kann. Besonders stark verbessert hat sich in den vergangenen Monaten Gino Mäder. Gleichzeitig ist er aber wohl auch derjenige Schweizer, der am wenigsten Freiheiten in seiner Mannschaft bekommen wird. Mit Pello Bilbao und Mikel Landa hat Bahrain – Victorious im Kader nämlich gleich zwei Anwärter auf das Podium in Mailand. Gemeinsam mit Matej Mohoric wird Gino Mäder deshalb automatisch die Rolle des Edelhelfers zuteil. Auf Grund taktischer Manöver kann es natürlich trotzdem sein, dass der Schweizer auf einer hügeligen oder gar bergigen Etappe in die Ausreißergruppe gehen darf, aber selbst dann wird der Fokus wohl darauf liegen, dass er damit seinen Kapitänen hilft – und eben weniger auf eigene Rechnung fahren darf. Mit etwas Glück lässt sich beides aber hervorragend kombinieren. Sehr wahrscheinlich ist: Gino Mäder wird einen guten Giro d’Italia fahren und weiter auf sich aufmerksam machen, ob nun mit eigenen Top-Resultaten oder eben nicht.
Freiheiten bei Groupama – FDJ & Qhubeka – Assos
Bei den Mannschaften Groupama – FDJ und Qhubeka – Assos sind jeweils gleich zwei Schweizer im Aufgebot. Matteo Badilatti und Sébastien Reichenbach profitieren davon, dass Thibaut Pinot nicht am Start steht und ein klarer Leader damit nicht identifiziert werden kann. Sicher ruhen hier die Hoffnungen auf Rudy Molard und Attila Valter, doch da es dabei wohl nicht um einen Podiumsplatz gehen wird, dürfen wir Badilatti und Reichenbach im Hochgebirge sicher in Ausreißergruppen zu sehen bekommen. Die Rollen von Kilian Frankiny und Mauro Schmid sind im Team Qhubeka – Assos noch nicht ganz klar definiert. Vieles hängt davon ab, wie stark Domenico Pozzovivo auftreten wird. Der bereits 38-Jährige war zuletzt nicht mehr so stark wie früher. Setzt sich dieser Trend fort, werden Frankiny und Schmid vor allem als Ausreißer in Erscheinung treten. Ansonsten sind sie als Helfer gefragt.
Die Giro-Starter aus der Schweiz
32) Simon Pellaud (Androni Giocattoli – Sidermec)
55) Gino Mäder (Bahrain – Victorious)
122) Matteo Badilatti (Groupama – FDJ)
126) Sébastien Reichenbach (Groupama – FDJ)
203) Kilian Frankiny (Qhubeka – Assos)
206) Mauro Schmid (Qhubeka – Assos)
Österreich
Großschartner & Brändle mit wichtigen Aufgaben
Lediglich 2 Österreicher werden beim Giro d’Italia 2021 am Start stehen. Felix Großschartner fungiert als Edelhelfer für Emanuel Buchmann. Doch wie wir aus der Vergangenheit gelernt haben, bekommt bei Bora – hansgrohe eigentlich jeder Profi seine Chance. Daher dürfen wir davon ausgehen, dass Großschartner – wie er es in den vergangenen Wochen auch schon bewiesen hat – in Ausreißergruppen eine gute Rolle spielen wird. Sicher nicht die Berge sind das Terrain von Landsmann Matthias Brändle. Sein Zuhause sind die Flachetappen und natürlich die Zeitfahren. Bei möglichen Massensprints wird er sich in den Dienst seiner Teamkollegen stellen. Mit Patrick Bevin und Davide Cimolai befinden sich in der Mannschaft Israel Start-Up Nation nämlich zwei endschnelle Männer. Da sie jedoch bei Massenankünften nicht zu den Topfavoriten zählen, wird das Team hin und wieder in Gruppen aktiv werden. Und auch dafür eignet sich Brändle als starker Zeitfahrer dann perfekt.
Die österreichischen Giro-Starter
77) Felix Großschartner (Bora – hansgrohe)
143) Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation)