Test Maxcycles Gravel Lite: Die für leichte, individuell aufgebaute Trekking- und Tourenräder bekannte Manufaktur aus dem Münsterland legt ihr erstes Gravelbike vor. Und das gefällt mit sportlichen Fahreigenschaften und alltagstauglichen Erweiterungsmöglichkeiten, auch wenn es mit der Individualisierung nicht ganz so weit her ist.
Wer sich für Alltags-, Touren- und Reiseräder interessiert und sich auch mal abseits des Mainstreams umschaut, hat den Namen Maxcycles bestimmt schon mal gehört. Seit gut 30 Jahren existiert das Unternehmen, das sich auf individuell aufgebaute Fahrräder besagter Gattungen spezialisiert hat. Per Online-Konfigurator lassen sich zahlreiche Optionen auswählen, was bei E-Bikes sogar bis hin zur Motorvariante reicht, außerdem relevante Baugruppen wie Schaltung, Bremsen und Lichtanlage umfasst. Bestellung und Auslieferung werden dann über den Fachhandel abgewickelt.
Schwerpunkt individueller Aufbau
Gerade Vielfahrer/innen mit Sonderwünschen ans Material fühlen sich von dieser Vorgehensweise angesprochen, denn bei vielen Marken werden sie nicht fündig. Wer etwa einen bestimmten Gepäckträger will, eine Starrgabel bevorzugt oder klare Vorstellungen in Sachen Schaltung hat, bekommt bei der Firma aus dem Münsterland das Gewünschte. Und weil individuell zusammengestellte Fahrräder tendenziell weniger wiegen als Standard-Aufbauten, hat sich Maxcycles auch in Sachen Leichtbau einen Namen gemacht, dem man heute etwa mit Vollcarbon-E-Bikes gerecht wird.
Überhaupt ist „Lite“ ein Beiname ziemlich vieler Modelle im Programm, das nie dezidiert sportlich ausgerichtet war – dafür aber oft innovativ, etwa mit vollgefederten Trekkingbikes. Das Gravel Lite ist nun das erste „Dropbar-Bike“ von Maxcycles (also ein Rad mit Rennlenker), und das macht natürlich neugierig: Können die Tourenrad-Experten den etablierten Sportmarken Paroli bieten?
Einfarbig in großer Vielfalt
Optisch kommt das Gravel Lite markentypisch schlicht daher; die Farbe ist freilich nur beispielhaft zu verstehen. Neben der Standard-Variante Mattschwarz können zahllose RAL-Farben gewählt werden (Aufpreis 129 Euro), außerdem gibt es eine Handvoll Metallic-Farben (+ 189 Euro). Macycles setzt auf den bewährten BSA-Tretlagerstandard; Bremsleitung und Schaltzug werden sauber durchs Unterrohr geführt. Unterm Lack steckt ein Alu-Rahmen mit einer ziemlich eigenständigen Geometrie: Der Radstand ist lang – am Testrad in Größe 51 misst er über 1,08 Meter –, der Lenkwinkel mit 70° eher flach, das Sitzrohr kurz, woraus sich die Silhouette mit deutlich abfallendem Oberrohr ergibt. Die Sitzgeometrie ist ziemlich sportlich, wird aber durch einen nur 80 mm kurzen Vorbau und einen um 2 cm nach oben gekröpften Lenker entschärft.
Maxcycles Gravel Lite: Handlich und vortriebsstark
Gerade der lange Radstand deutet auf ein gutmütiges Fahrverhalten hin, doch in der Praxis erweist sich das Gravel Lite als agil und handlich. Bei flotter Gangart lässt sich das Rad spielerisch steuern, bei langsamem Tempo wirkt es keinesfalls kippelig; dank des steifen Rahmens ist es dabei ausgesprochen vortriebsstark. In Sachen Fahrkomfort haben weder die wuchtige Carbongabel noch die Alu-Sattelstütze viel zu bieten; die Schwalbe G-One Bite am Testrad haben allerdings ordentliche Reserven – auch wenn die 45er Reifen auf dem Shimano-GRX-Radsatz gerade mal 42 mm breit sind.
Die recht leichten Shimano GRXWH-RX570 mit Alu-Schlauchlosfelgen sind mit 21,6 mm Maulweite nicht unbedingt auf breite Reifen zugeschnitten, wirken ansonsten aber ziemlich überzeugend. Wählt man im Konfigurator den Standard-Radsatz aus, wird das Rad freilich fast 500 Euro billiger. Warum also nicht die Basis-Variante wählen und das Geld als Grundstock für einen edlen Zweit-Radsatz verwenden?
Wahlmöglichkeiten bei Schaltung und Radsatz
Wenn es darum geht, das Gravel Lite zu individualisieren, ist der Laufradsatz komponentenseitig eines der zwei wichtigsten Elemente. Das andere ist die Schaltung: für 100 Euro mehr gibt es das Rad auch mit 2×11 Gängen. Ansonsten stehen unterschiedliche Reifen zur Wahl, außerdem drei Sattelmodelle. Interessant wird’s, wenn man vorhat, das Maxcycles als Alltags-Graveller zu nutzen: Für 129 Euro gibt es ein Tour-Paket aus Schutzblechen, Gepäckträger, Seitenständer und Klingel – fertig ist das sportliche Alltagsrad. Und die Beleuchtung? Beim Gravelbike bietet Maxcycles hier leider nur eine Luxusversion mit SON-Strahler und -Dynamo, die satte 579 Euro Aufpreis kostet. Schade, denn mit einem Kabelkanal in der Gabel und entsprechenden Bohrungen im Unterrohr ist das Gravel Lite eigentlich wie geschaffen zum Aufbau eines sportlichen Randonneurs mit Vollausstattung.
Hochwertige Ausstattung im mittleren Preisbereich
Dem Rad an sich tut all das natürlich keinen Abbruch. Als Alu-Gravelbike im mittleren Preisbereich kann es überzeugen, und man muss es schon sehr genau nehmen, um wirklich etwas zu vermissen. So sind keine Bohrungen auf dem Oberrohr vorhanden, und unterm Unterrohr kann kein dritter Flaschenhalter montiert werden; längst nicht alle Gravel-Fans nutzen freilich diese Möglichkeiten. Ausstattungsseitig ist das Fahrrad top mit Shimano GRX-RX 810/600: Die 800er Hebel erlauben in jeder Situation präzise Gangwechsel und die Bremsen sind hervorragend dosierbar; mit 40er Kettenblatt und 11-42er Kassette liegt ein sehr großer Übersetzungsbereich vor. Einziger Kritikpunkt sind die Steckachsen mit Schnellspannhebel, die eher umständlich zu bedienen sind – doch die lassen sich ja einfach gegen normale Steckachsen tauschen.
„Lite“ ist natürlich relativ und steht beim Maxcycles-Gravelbike für exakt zehn Kilo und acht Gramm inklusive der mitgelieferten Plattformpedale (228 g/Paar). Für einen Alu-Graveller ist das ein solider Wert, der sich auf keinen Fall negativ auf die Fahrdynamik auswirkt. Mit diesem Wissen muss man sich im Maxcycles-Konfigurator jetzt eigentlich nur noch die Lieblingsfarbe aussuchen…
WEB: maxcycles.de