Test Specialized Crux Pro: Das schlanke Leichtgewicht ist ebenso reinrassige Cyclocross-Rennmaschine wie geländegängiges Gravelbike mit großer Reifenfreiheit. Extrem vortriebsstark, begeistert es mit perfekten Fahreigenschaften – und ist auch in günstigeren Varianten als das Crux Pro mit SRAM Force und Carbon-Radsatz erhältlich.
„Gravelbikes killed the Cyclocross Star“, könnte man in Anlehnung an den 1979er Hit singen, doch zum Glück werden nicht alle in diesen Chor einstimmen. Nicht die Hunderten von Aktiven, die sich wie jeden Herbst und Winter auf den Kursen von Rennserien wie dem NRW Cross Cup balgen. Und auch nicht alle Radhersteller – es gibt nämlich immer noch welche, die spezialisierte Cyclocross-Bikes vorhalten und nicht komplett dem Gravel-Fieber verfallen sind.
Specialized Crux Pro: Aggressiver Crosser mit viel Reifenfreiheit
Specialized ist so ein Fall. Mit dem Diverge und dem „Softtail Diverge STR hat der US-Anbieter gravelmäßig viel zu bieten, und die preiswerten Alu-Modelle Diverge E5 gibt es ja auch noch. Aber es gibt eben auch das Specialized Crux, den traditionsreichen Querfeldein-Renner der Marke. Und mit dessen aktueller Version hat Specialized einen Doppelschlag gelandet: Das Crux ist einerseits ein noch aggressiveres Crossrad geworden, andererseits aber perfekt als extrem sportliches Gravel-Racebike.
Specialized Crux: Dezent optimierte Geometrie
Wie ist das möglich? Specialized hat dezente Geometrieveränderungen vorgenommen, durch die die Sitzposition auf dem Crux noch einmal sportlicher wird. Je nach Rahmenhöhe ist das Steuerrohr nun bis zu 1 cm kürzer, dazu ist der Reach um bis zu 1 cm gewachsen. Der Sitzwinkel ist bei den größeren Rahmen minimal steiler geworden; der ohnehin eher steile Lenkwinkel hat sich nicht verändert.
Das ist die Cross-Seite des Specialized Crux. Die Gravel-Seite drückt sich in einem minimal gewachsenen Radstand aus – und in merklich größerer Reifenfreiheit. 45 oder gar 47 mm breite Pneus gehen locker durch Rahmen und Gabel, ohne dass es irgendwo eng wird; beim alten Crux war bei 40 mm Schluss. Viele moderne Carbon-Crosser kapitulieren schon weit früher und sind damit wirklich nur für „Gravel light“ zu nutzen. Nicht so das Crux: Sein Metier sind Offroad-Einsätze mit hohem Tempo, und wer Graveln als Rennsport begreift, ist mit dem superleichten Rad perfekt ausgestattet.
Superleicht und vortriebsstark
Keine 7,6 Kilo ohne Pedale wiegt das Crux Pro, wobei es natürlich sehr hochwertig ausgestattet ist. Der Roval-Radsatz bleibt tubeless unter 3,3 Kilo, der Rahmen wird vom Hersteller mit 825 Gramm angegeben. Seine grazile Optik spricht nicht unbedingt für extreme Steifigkeit, in der Praxis jedoch begeistert das Specialized mit raketengleichem Vortrieb. Es ist extrem handlich und agil und lässt sich spielerisch beschleunigen – kein Vergleich zu Trail-orientierten Gravelbikes mit superflachem Lenkwinkel und aufrechter Sitzhaltung.
Hochwertige Anbauteile
Zur schlanken Oldschool-Optik mit BSA-Tretlagergehäuse passen am Cockpit außen liegende Bremsleitungen, die aber ganz praktisch sind. Der etwas längere Reach wird beim neuen Crux nämlich mit einem um 10 mm kürzeren Vorbau ausgeglichen, und wer das Rad als Crosser nutzen will, könnte geneigt sein, hier ein, zwei Zentimeter draufzuschlagen. Mit außen liegenden Leitungen kann der Vorbau natürlich einfacher gewechselt werden. Top ist der edle Carbonlenker mit abgeflachtem Oberlenker und superkompakten Lenkerbögen. Wer unten greift, muss sich kaum weiter strecken; da der Lenker jedoch an den Enden etwa 5 cm breiter ist als oben, kann man das Crux mit noch sichererer Hand steuern. Bei aller Agilität ist das Rad freilich sehr fahrsicher und richtungsstabil.
Specialized vertraut wie üblich auf hauseigene Anbauteile, die immer eine gute Wahl sind. Die 38er Pathfinder Pro, die auf den Carbonfelgen mit 25 mm Maulweite echte 40 mm breit sind, gehören seit jeher zu den Favoriten aller, die aus Asphalt schnell rollen wollen, dabei aber Traktion und Kurvengrip nicht missen möchten. Sein Lamellenprofil ist wirklich griffig, und im Velomotion-Labortest überzeugte der Reifen einst mit minimalem Rollwiderstand und großer Stich- wie Schnittfestigkeit. Die Carbonstütze am Crux flext merklich und ist damit sehr komfortabel. Auch der kurze Sattel mit großer Aussparung ist bei richtiger Positionierung durchaus bequem. Mit Anbaumöglichkeiten geizt das Rad freilich; mehr als ein dritter Flaschenhalter ist nicht drin, um das Crux zum Gravelbike zu machen. Für „Gravel Race“ ist das aber auch nicht nötig.
Specialized Crux – Auch als Rahmenset verfügbar
Mit glatt 8.000 Euro ist das Crux Pro natürlich ausgesprochen hochpreisig, dabei nicht einmal das teuerste Modell der Range. Viel Geld für ein Rad mit SRAM Force AXS (der Wechsel von der alten zur neuen Force erfolgt in der Serie), doch es geht natürlich auch anders. Mit Rival AXS kaum schlechter ausgestattet, gibt es das Crux Expert für 2.000 Euro weniger; Rahmen, Gabel und Steuersatz bekommt man schon für 3.150 Euro. Wer geschickt kombiniert und günstig einkauft, kann schon für knapp 5.000 Euro ein superleichtes, schnelles Rad mit elektronischer Schaltung und leichten Alu-Laufrädern realisieren – das in Sachen Fahrspaß kaum zu toppen sein wird, ob beim Crossrennen oder auf der Gravel-Tour. Von wegen „Gravelbikes killed the Cyclocross Star“ …