Bosch Smart System 2025 / Produktnews: Zum zweiten Mal in diesem Jahr legt Bosch für sein Smart System nach. Mit zwei neuen Akkus mit 600 und 800 Wh und dem Purion 400 Display baut man sein Ökosystem weiter aus und schließt einige Lücken im Portfolio. Vor allem die beiden neuen Energiespeicher eröffnen neue Möglichkeiten.
Als Bosch vor rund drei Jahren das Smart System vorgestellt hat, war die Vision, die die Schwaben dafür hatten nur in den Grundzügen erkennbar. Ein eigenes, stetig wachsendes und voll kompatibles Ökosystem für E-Bike Antriebe – vom Motor über die Akkus bis hin zu Displays, App und weiterem Zubehör. Mit jedem weiteren Jahr und jeder weiteren Komponente, um die das Smart System ergänzt wurde, wurde jedoch auch deutlicher, wohin die Reise gehen soll. Spätestens für das Modelljahr 2025 wird nun deutlich, wohin die Reise geht.
Bosch Smart System 2025: Der neue CX Motor
Die wohl größte Neuerung im Smart System für das Modelljahr 2025 dürfte der neue Bosch CX Motor sein. Obwohl sich bei den technischen Daten nicht so viel getan hat im Vergleich zum Vorgänger – er liefert weiterhin 85 Nm maximales Drehmoment, 600 Watt Leistung und 340% Unterstützung bei 2,8 kg Gewicht – ist der neue Motor gerade bei der Geräuschkulisse ein großer Schritt nach vorn. Auch beim Ansprechverhalten konnte man durch neue Sensoren deutliche Fortschritte machen. Alle Infos zum neuen Motor, einen ausführlichen Test inklusive Eindrücken vom Trail und Messdaten vom Prüfstand findet ihr im entsprechenden Artikel:
Bosch CX 2025 (Gen 5) im Test: Die Revolution ist vertagt
Bosch CX Gen 5 / Test: Spätestens seit der Eurobike in diesem Jahr ist klar: Ein neuer Bosch CX Motor steht in den Startlöchern. Auf der weltgrößten Fahrradmesse war der neue Antrieb bereits in abgeklebter Form bei vielen neuen E-Bikes und E-MTBs zu sehen. Heute ist es endlich soweit: Bosch stellt den Nachfolger seines wohl […]
Im Gegensatz zu fast allen anderen E-Bike Antrieben auf dem Markt handelt es sich beim Bosch Smart System um ein in sich geschlossenes System: Zwar sind alle Komponenten technisch untereinander kompatibel, Dritthersteller gibt es jedoch nicht. Im Klartext heißt das: Akkus, Displays, Software und Motoren kommen aus einer Hand direkt von Bosch. Das hat zwar Vorteile wie die angesprochene Kompatibilität und auch eine kleinere Fehleranfälligkeit, schränkt die Fahrradhersteller in ihrer Auswahl jedoch auch etwas ein. Das wurde in der Vergangenheit gerade bei den Akkus deutlich: Zwar waren die Energiespeicher von Bosch robust und zuverlässig, bei den Abmessungen und beim Gewicht jedoch nicht mehr auf dem Niveau der Konkurrenz. Genau dieses Manko dürfte nun Geschichte sein.
Bosch Smart System 2025: Neue, leichtere Akkus mit 600 und 800 Wh
Mit dem Bosch Powertube 6oo und dem Bosch Powertube 800 stellt Bosch für 2025 gleich zwei neue Intube Akkus vor. Wie die bestehenden Akkus sind sie mit allen Motoren aus dem Smart System kompatibel – vom gemütlichen Active Line bis hin zum neuen CX oder gar zum CX Race. Im Vergleich zu ihren Vorgängern – die übrigens weiterhin im Programm bleiben – hat sich einiges getan.
Kapazität (Wh) | Gewicht (kg) | Energiedichte (Wh/kg) | |
---|---|---|---|
Bosch Powertube 800 | 800 | 3,9 | 205 |
Bosch Powertube 600 | 600 | 3,0 | 200 |
Bosch Powertube 750 | 750 | 4,4 | 170 |
Bosch Powertube 625 | 625 | 3,5 | 178 |
Bosch Compact Tube 400 | 400 | 2,0 | 200 |
Shimano BT-E8036 | 630 | 3,7 | 170 |
FIT Tube Pack 700 | 700 | 3,3 | 212 |
DJI Avinox 600 | 600 | 2,9 | 206 |
DJI Avinox 800 | 800 | 3,7 | 216 |
ZF SI 756 | 756 | 4,2 | 180 |
Giant EnergyPak Smart 800 | 800 | 4,4 | 181 |
Der Powertube 800 bringt nicht nur 50 Wh Kapazität mehr mit als der bekannte Powertube 750, sondern ist dabei auch fast ein halbes Kilogramm leichter. Mit 3,9 kg ist es der Bosch Akku mit der höchsten Energiedichte und muss sich auch vor den Akkus der Konkurrenz keineswegs verstecken. Gleiches gilt für den Powertube 600, der mit rund 3 kg ebenfalls deutlich leichter ausfällt als der bekannte Powertube 625.
In beiden Fällen liegt der Hauptgrund für die höhere Energiedichte bei den neuen 21700 Zellen, die hier zum Einsatz kommen. Gleichzeitig konnte man auch beim Gehäuse sparen: Dieses besteht zwar weiterhin aus Aluminium, jedoch konnte man die Wandstärke bei gleicher Stabilität deutlich reduzieren. Dass die Akkus fortan übrigens in Silber statt in Schwarz daherkommen, hat auch einen technischen Grund: Bosch setzt hier verstärkt auf recyceltes Material und kann den Eloxal-Prozess durch den Verzicht auf die schwarze Farbe ebenfalls nachhaltiger gestalten.
Auffällig sind auch die neuen Abmessungen der Akkus: Bei der Länge sind sie beinahe identisch, lediglich der Umfang wächst vom Powertube 600 auf Powertube 800 deutlich. Das eröffnet den Herstellern neue Möglichkeiten, sollte man ein Unterrohr für beide Größen entwickeln. In der Vergangenheit war hier meist die Länge des Powertube 750 ein Problem.
Wie sämtliche anderen Akkus im Bosch Smart System sind auch die beiden Neuzugänge voll Dual Battery-fähig: Theoretisch wäre hier also nun auch eine Kapazität von 1.600 Wh möglich – durchaus denkbar beispielsweise am Cargobike. Zudem lässt sich – Montagemöglichkeit am Rahmen vorausgesetzt – die Kapazität über den PowerMore 250 Range Extender um weitere 250 Wh erhöhen. Genau diese Möglichkeit machen sich einige Fahrradhersteller zu Nutze und bieten im sportiven Segment ihre Räder nur mit dem neuen 600 Wh Akku an und wer möchte, kann die Gesamtkapazität dann per Zusatzakku auf 850 Wh erhöhen. Eine gute Option.
Bosch Smart System 2025: Purion 400 – endlich!
Zuwachs gibt es auch bei den Displays: Zwar gibt es mit dem Purion 400 nur eine neue Option, doch genau darauf dürften viele Bosch-Fahrer gewartet haben, direkt aus mehreren Gründen. Erstens: Bauform! Man muss kein E-Bike-Experte sein, um hier eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Display von Shimano zu erkennen – und das ist gut so. Die Montagestelle neben dem Vorbau bietet sich vor allem im sportiven Bereich geradezu an: Gut geschützt, gleichzeitig im Sichtfeld, was will man mehr? Das Display selbst ist hell, farbenfroh und ähnelt dem des Purion 200.
Der zweite Grund, weshalb das Purion 400 wohl zum Kassenschlager werden dürfte: Es ist die perfekte Nachrüstoption für E-Bikes, die mit LED-Remote oder System Controller ausgestattet sind. Klar, bislang konnte man hier zwar auch das Kiox 300 oder gar 500 montieren, aber gerade für sportliche E-MTBs sind die beiden Kiox-Displays grenzwertig groß. Anschließen lässt sich das Purion 400 wie gewohnt per Kabel zwischen „Haupteinheit“ (LED Remote oder System Controller) und Antrieb.
Bosch Smart System 2025: News bei Flow App und ABS Pro
Ein weiterer fester Bestandteil bleibt die Flow App, die in regelmäßigen Abständen mit neuen Features versorgt wird, zuletzt bei der Eurobike im Juli. Neben Individualisierungsoptionen für die einzelnen Unterstützungsstufen bietet sie über das kostenpflichtige Flow+ Abo auch Funktionen zum Diebstahlschutz und vieles mehr.
Auch ABS ist Teil des Smart Systems; vor nicht allzu langer Zeit hat Bosch seinen Bremsassistenten in der zweiten Generation vorgestellt. Die gesamte Elektronik befindet sich seither in einem kleinen Kasten, der an der Gabel befestigt wird. Optisch ein deutlicher Fortschritt zum Vorgänger und auch funktional wusste das ABS Gen 2 vor allem im sportiven Einsatz zu überzeugen.
Auch wenn sich die Bremshilfe bis dato noch nicht so richtig auf dem Markt durchsetzen konnte, glaubt Bosch weiterhin fest an den langfristigen Erfolg. Das zeigt man auch ganz deutlich mit dem für 2025 nun neu vorgestellten ABS Pro. Dieses geht noch einen Schritt weiter ins sportive Segment und möchte explizit den ambitionierten E-Racer ansprechen. Dafür bringt es zwei neue Modi mit: Trail Pro und Race. Beide greifen noch wesentlich später ein als der bekannte Trail Modus. Verschiedene Bosch-Athleten konnten das System bereits in der vergangenen Saison im Renneinsatz testen. Es bleibt jedenfalls durchaus spannend, ob sich hier der lange Atem von Bosch auszahlt und wir zumindest mittelfristig mehr E-Bikes und E-MTBs mit dem Bremsassistenten bekommen werden.
Bosch Smart System 2025: Neue Flexibilität und vertane Chance
Mit den neuen Komponenten im Bosch Smart System, insbesondere den leichteren und kompakteren Akkus bietet das Ökosystem nun deutlich mehr Flexibilität. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Fahrradhersteller diese neue Variabilität auch nutzen, um entsprechend des jeweiligen Einsatzbereichs schlüssige E-Bikes zu bauen. Die Optionen sind nun jedenfalls vorhanden – egal, ob es ein Touren-Dauerläufer mit massig Akkukapazität und kräftigem Motor oder sportives E-MTB mit geringem Gewicht sein soll.#
Eine kleine verpasste Chance sehen wir jedoch durchaus: Die neue Variabilität gelangt nämlich nur in wenigen Fällen bis zum Endkunden. Sprich: Kaum ein Hersteller bietet seinen Käufern die Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen Akku-Kapazitäten oder gar Motoren zu wählen. Eine lobenswerte Ausnahme ist das E-MTB von M1 Sporttechnik: Das gibt’s nämlich nicht nur mit verschiedenen Laufradgrößen, Federwegen, und Ausstattungen, sondern eben auch wahlweise mit SX oder CX Motor und dazu 400, 600 oder 800 Wh Akku. Wir hoffen, dass auch andere Hersteller diesem Beispiel folgen werden.