Test Specialized S-Works Terra: Der eher schmale CX-Reifen gefällt mit viel Biss auf tiefem, nassem Boden. Auch Sand und Schräghang liegen ihm. Ungewohnt ist der geringe Minimaldruck, den der Hersteller zulässt.
Pünktlich zur Querfeldein-Saison wird’s ungemütlich – und in diesen Breiten heißt das vor allem feucht. Ein paar starke Regenfälle, dazu kühle Temperaturen, und schon wird aus festem Boden braune Pampe, in der normale Profile kaum Halt finden. Es ist die Zeit des Schlammreifens, den freilich längst nicht alle einschlägigen Hersteller im Programm haben – mancher Anbieter setzt eher auf ein Profil für harte, trockene Böden und ein Allround-Modell. Anders macht es Specialized: Hier wird der S-Works Tracer, der für trockene bis feuchte Bedingungen vorgesehen ist, vom Specialized S-Works Terra flankiert, und der ist ein klassischer Matschreifen.
Viel Grip in Sand und Schlamm
Wie so etwas aussieht? Für guten Grip in Sand und Schlamm sowie am Schräghang bringt der Terra mindestens drei gute Eigenschaften mit. Erst einmal sind seine Profilblöcke im der Mitte bis zu 2,5 mm hoch, an den Außenkanten bis zu 4 mm. Damit können sie sich tief in den Untergrund eindrücken – „Verzahnung“ heißt das Zauberwort. Dazu sind die Stollen scharfkantig ausgeführt und teils oben noch mit einer Kante versehen. Das offene Profil mit viel Platz zwischen den einzelnen Blöcken stellt sicher, dass der Reifen auf großer Fläche haften kann – ist das Profil zu dicht, drückt sich zwar etwas Matsch hinein, doch der feste Kontakt mit dem Boden bleibt aus. Nicht zuletzt sorgt das offene Profil dafür, dass sich der Reifen kaum zusetzt. Die in Fahrtrichtung angeordneten Profilblöcke an den Seiten ergeben sicheren Kurvenhalt bzw. viel Grip am Schräghang.
Bewährtes Profil jetzt in moderne Breite
Neu ist so ein Profil natürlich nicht, und den Terra gibt es auch schon ein paar Jahre. Ihn mal wieder ins rechte Licht zu rücken lohnt sich freilich auch deshalb, weil sich in jenen Jahren einiger getan hat: So sind die Felgen immer breiter geworden; am Gravelbike und damit auch am Crosser ist heute eine Maulweite von 22 oder 25 mm die Regel. Reifen älterer Bauart, die noch auf schmale Felgen zugeschnitten waren, fallen auf modernen Felgen deshalb oft deutlich breiter aus. Und das ist ein Problem für alle, die UCI-Rennen fahren: Wenn der Kommissär bei der Aufstellung die Messlehre nicht über den Reifen drücken kann, weil die erlaubten 33 mm überschritten werden, ist das Rennen schon vor dem Startschuss zu Ende.
Der Vergleich zwischen dem aktuellen Specialized S-Works Terra mit einem älteren Terra Pro zeigt’s: Beide sind nominell 33 mm breit, doch der Pro ist auf der Felge eher 35 mm breit, während das neue Modell sogar unterm Nennmaß liegt. Auf einer Mavic-Gravelfelge mit 25 mm Innenmaß bringt es der S-Works auf 31,5 mm; auch nach längerer Nutzung und auf schmaleren Felgen ist er nicht wirklich breiter. Damit ist man auf der sicheren Seite, auch wenn der Pneu das Erlaubte nicht ausreizt.
Einschneiden statt aufschwimmen
Einen Vorteil hat die schmale Form außerdem: Neben tiefem Matsch und nasser Wiese sind auch Sandpassagen eine Paradedisziplin des Terra. Er schneidet sich ein, statt aufzuschwimmen, und wenn man ihn auf eine halbhohe Felge montiert, kann der Sand auch nicht über ihm zusammenfallen.
Und die inneren Werte? Die Karkasse des Specialized S-Works Terra ist unter der Lauffläche dreilagig und mit verstärkter Seitenwand ausgestattet – das erhöht den Pannenschutz und macht den Reifen bei geringem Luftdruck stabiler. So kann der Hersteller auch getrost einen Mindest-Luftdruck von gerade mal 1,7 bar angeben. Mit 374 Gramm ist der Tubeless-Reifen nicht zuletzt relativ leicht.
Mit 70 Euro ist der Specialized S-Works Terra ziemlich hochpreisig; den Terra Pro gibt es schon für 50 Euro. Dieser könnte jedoch etwas breiter ausfallen – wer sich an die UCI-Regeln halten muss, sollte sich eher die teure Variante gönnen, deren Performance rundum super ist.