Produktnews: Mit einer überarbeiteten Mittelklasse-Gruppe nimmt Campagnolo auch das Gravel-Segment ins Visier. Das extrem umfangreiche Gangspektrum macht ebenso neugierig wie viele schön geformte Carbon-Komponenten – und der attraktive Preis der neuen Campagnolo Chorus 12.
Man hat sich daran gewöhnt, dass die interessantesten Neuheiten immer im höchsten Preissegment zu finden sind, doch Campagnolo kann auch anders: Die aktuell vielleicht spannendste Rennrad-Gruppe dürfte demnächst bereits Räder der 2.500-Euro-Klasse schmücken. Die Rede ist von der bewährten Chorus, die in den letzten Jahren etwas vernachlässigt worden ist: Als die Italiener im vergangenen Jahr die neuen Zwölffach-Gruppen präsentierten, ging es nämlich nur um Record und Super Record.
Komponenten: Test 12-fach Campagnolo Super Record und Record: Perfektion hoch zwölf
Test 12-fach Campagnolo Super Record und Record: 2009 überraschte Campagnolo die Fachwelt mit der ersten 11-fach-Rennradschaltung, und nun haben die Italiener einmal mehr die Nase vorn: Mit zwei mal zwölf Gängen bieten die neuen Gruppen Record und Super Record 2019 eine ungeahnte Übersetzungsbandbreite. Was sonst noch neu ist, konnte Velomotion beim Pressecamp auf Gran Canaria […]
Nun jedoch erhält die Chorus, jahrzehntelang die Nummer zwei im Programm von Campagnolo, eine Frischzellenkur und heißt Campagnolo Chorus 12. Im Zentrum stehen natürlich jene zwei mal zwölf Gänge, die wir bereits 2018 in mechanisch und kürzlich in elektronisch geschalteter Form bewundern durften. Zwölf Gänge heißt konkret: Einersprünge von 11 bis 17, danach weiter mit einem Zweier- und vier Dreierschritten bis zum 32er Ritzel – oder gleich mit einem abschließenden Fünf-Zahn-Step zum 34er. 11-32 und 11-34, das sind die zwei Ritzelpakete, die für die neue Gruppe angeboten werden; wer will, kann natürlich auch des SR-Ritzelpaket mit 11-29 montieren, das freilich 339 Euro kostet (Chorus: 197 Euro).
Damit jedoch nicht genug: Zusätzlich zu den bekannten Ritzelkombinationen bieten die Italiener innovative 48/32 vorne an. Dazu musste der Lochkreisdurchmesser des Innenblattes verkleinert werden; das Mini-Blatt ist also nicht mit bekannten Kurbel kompatibel.
Was das soll? Einerseits folgen die Italiener der Einsicht, dass genug Radsportler ihre schwersten Gänge fast nie benutzen, dafür aber mehr Auswahl am Berg brauchen. Andererseits jedoch ist die neue Abstufung perfekt auf Gravel-Bikes zugeschnitten, bei denen alleine aufgrund des größeren Abrollumfangs alle Gänge etwas länger übersetzt ausfallen. Mit einer Übersetzung, die je nach Kranz bei bzw. unter 1:1 liegt, ist man nun wirklich für alle Gelegenheiten gerüstet; 11-48 wiederum ist keineswegs ein zu kurzer Gang, auch wenn man schmale Reifen fährt.
Campagnolo Chorus 12: Viele Merkmale der Top-Gruppen
Optisch und technisch übernimmt die neue Chorus natürlich viele Merkmale ihrer teureren Geschwister. Dazu gehört der flächige Carbon-Kurbelsatz, der anders als bei Record und Super Record freilich nicht hohl und damit etwas schwerer ist; außerdem die Form des neuen Schaltwerks, das nur in einer Länge verfügbar ist und dazu auf Direct-mount-Schaltaugen umgebaut werden kann.
Die Ergopower-Hebel werden aus Carbon gefertigt und folgen in Ergonomie und Funktion ebenfalls den vom letzten Jahr bekannten neuen Modellen. Der integrierte Öffner kann nun auch zur Griffweiteneinstellung genutzt werden; die Bremshebel sind sehr griffgünstig geformt und die Gummiüberzüge schön weich gepolstert. Auch die Schaltmechanik entspricht den Top-Gruppen mit bis zu fünf Schaltschritten per Daumentaste und bis zu drei mit dem Handhebel. Gebremst wird mit den bekannten Skeleton-Stoppern oder hydraulisch, wobei die Funktion wiederum bekannt und bewährt ist.
Auch die Gewichte der neuen Gruppen sind bereits bekannt: Mit Felgenbremsen wiegt die Campagnolo Chorus 12 2.333 Gramm, mit Scheibenbremsen 2.631 Gramm, wobei allerdings eine 11-29er Kassette mitgewogen wurde. Attraktiv sind aber vor allem die Preise: 1.275 bzw. 1.819 Euro lauten die offiziellen Empfehlungen – klingt gut angesichts vieler Carbonteile und einer sehr umfangreichen Übersetzung. Das lässt hoffen, dass endlich wieder mehr Kompletträder mit den Teilen aus Vicenza angeboten werden, und zwar nicht immer nur im Top-Segment…