E-Bike / Test: Mit dem Ca Go CS stellt der Hersteller aus Koblenz ein spannendes neues E-Bike vor, das die Grenzen zwischen Cargo- und Citybike verschwimmen lässt. Mit einem innovativen Rahmen, hoher Zuladung, kräftigem Antrieb und kompaktem Abmessungen. Wir konnten uns bereits von den Qualitäten des spannenden Neulings überzeugen.
Cargo- oder Citybike?
Im ersten Moment ist man geneigt, das Ca Go CS in die moderne Schublade der „Kompakt Cargobikes“ zu stecken, auch angesichts der Historie von Ca Go und dem Erfolgsmodell FS200. Auch das hohe zulässige Gesamtgewicht von 180 kg und der verbaute Bosch Cargo Line Motor sprechen dafür. Aber: Mit seinen Abmessungen von 2,04m in der Länge und 480 mm in der Breite ist es nur wenig größer als ein herkömmliches Cityrad und seine Fahreigenschaften machen es zu einem vielseitigen Alltagsbegleiter – auch ohne Beladung.
Aus diesen Gründen spricht Ca Go auch von einem CIV – einem City Utility Vehicle. Ein Rad gemacht für den urbanen Raum, ob als reines Transportmittel für Fahrer oder Fahrerin oder als Lastenesel für den Wocheneinkauf. Um die Kids von A nach B zu bringen, kann auf dem Heckträger auch ein Kindersitz montiert werden. Ca Go empfiehlt jedoch die Verwendung eines Kinderanhängers, für den das Ca Go CS natürlich freigegeben ist.
Hohe Zuladung und ‚Triple Load Space‘
Wer am herkömmlichen Rad oder E-Bike mehr als nur den Tageseinkauf transportieren möchte, hat nur bedingt viele Möglichkeiten. Klar, der Heckgepäckträger ist eine flexible Option und bietet gerade in Zeiten von sogenannten Long-Tail E-Bikes auch jede Menge Platz für größere Güter. Das Problem: Gerade bei hohem Gewicht leidet das Fahr- und Kurvenverhalten enorm. Noch viel mehr gilt das für einen Gepäckträger oder Korb an der Front; hier kommt zusätzlich noch hinzu, dass das Abstellen des Bikes zur Geduldsprobe werden kann, da der abkippende Lenker das Rad aus der Balance bringt und einen herkömmlichen Seitenständer überfordert.
Mit solchen Kompromisslösungen zeigte man sich bei Ca Go nicht zufrieden und entwickelte für das CS das sogenannte Triple Load Space, das aus drei Trägern bzw. Verstaumöglichkeiten besteht. Insgesamt dürfen bis zu 75 kg an Zuladung auf das Ca Go CS gepackt werden – vorausgesetzt, das maximal zulässige Gesamtgewicht von 180 kg wird nicht überschritten.
Front Rack
Der direkt vor dem Lenker angebrachte Frontgepäckträger darf mit bis zu 18 kg beladen werden und bringt zwei enorm praktische Features mit: Zum einen die mit zahlreichen Taschen kompatible MIK Schnittstelle und zum anderen eine Ablagefläche auf der Oberseite, beispielsweise für Portemonnaie oder Smartphone. Natürlich können an den zahlreichen Verzurrösen auch klassische Gurtbänder befestigt werden.
Center Rack
Das Center Rack ist die vielleicht größte Innovation des Ca Go CS. Die Ladefläche in der Mitte des Rads, nur knapp über dem Boden ist einzigartig. Bis zu 30 kg darf man auf die Plattform packen, die mit ihren Maßen von 40×33 cm perfekt z.B. für Euro-Boxen oder Getränkekisten geeignet ist. Dank des tiefen Schwerpunkts soll das Fahrverhalten selbst bei voller Beladung kaum beeinflusst werden.
Derzeit arbeitet Ca Go noch an weiterem Zubehör für das Center Rack wie Witterungsschutz oder ein Staufach. Wer ganz auf die Plattform verzichten möchte, kann diese übrigens auch mit wenigen Handgriffen abnehmen.
Rear Rack
Der (optionale) Gepäckträger am Heck ist klassisch ausgeführt: Dank Ortlieb QL-3 und MIK-HD Kompatibilität lassen sich verschiedenste Taschen bzw. Zubehör befestigen und dank der 27 kg maximalen Zuladung ist auch die Montage eines Kindersitzes möglich. Das integrierte Rahmenschloss von Abus dient außerdem als Wegfahrsperre.
Seilzuglenkung und One-Size-Fits-All Rahmen
Die Erfahrungen, die man bei Ca Go mit dem Erfolgsmodell FS200 sammeln konnte, sind an einigen Stellen auch beim CS zu sehen. Da wäre beispielsweise das verwendete Lenksystem. Wie am Long John Lastenrad kommt auch hier eine Seilzuglenkung zum Einsatz, die gegenüber Lenkstangen oder der klassischen, ‚direkten‘ Verbindung viele Vorteile bietet. So lässt sich das Vorderrad beispielsweise um fast 90° seitlich einschlagen, was beim Rangieren hilft und beim Verstauen des Bikes ein paar Zentimeter einspart. Zudem freut man sich während der Fahrt über einen kleinen Wendekreis. Das komplett gekapselte System ist redundant ausgeführt, sollte also ein Seilzug reißen, lässt sich das Rad nach wie vor problemlos über den zweiten lenken.
Durch die Trennung von Gabel und Lenker hatte man bei Ca Go quasi komplette Freiheit, was die Ergonomie betrifft. Herausgekommen ist dabei ein fast senkrecht stehender Lenkdom mit einem darauf befestigten, verstellbaren Vorbau. Über diesen lässt sich der Lenker in Winkel und Höhe Anpassen, womit auch unterschiedlich große Personen das Ca Go CS passend einstellen können. Nicht ganz unwichtig, denn das Bike ist nur in einer Größe erhältlich. Hier konnte man auch wieder auf die Erfahrungen vom FS200 zurückgreifen und setzt auf einen ähnlich flachen Sitzwinkel. Dadurch wächst das Rad bei größerem Sattelauszug automatisch in der Länge, außerdem bekommt man beim Anhalten bequem die Füße auf den Boden.
Bosch Smart System mit Cargo Line Motor und externen Akkus
In puncto Antrieb vertraut Ca Go auf die bewährte Qualität von Bosch. Der Cargo Line Antrieb kommt in allen Ausstattungsvarianten zum Einsatz und entspricht in vielerlei Hinsicht dem besser bekannten Performance Line CX: 85 Nm maximales Drehmoment, kompakte Abmessungen und ein Gewicht von 2,9 kg machen ihn auch weiterhin zu einem der besten Motoren auf dem Markt. Als Cargo Line Variante ist der Antrieb für mehr Unterstützung bei niedrigen Kadenzen (z.B. Anfahren bei voller Beladung) optimiert und weniger „giftig“ als der sportliche CX Motor.
Kombiniert wird der Motor mit externen Powerpack Akkus, die entweder mit 545 Wh oder mit 725 Wh Kapazität kommen und in der Rahmenmitte montiert werden. Man hat sich bewusst gegen einen im Rahmen integrierten Akku entschieden: Das Abnehmen der wertvollen Batterie beim ‚Parken‘ ist mit einem externen Akku sehr viel einfacher. Zudem lassen sich so auch einige Gramm an Gewicht bei der Konstruktion des Rahmens einsparen.
Drei Ausstattungsvarianten ab 5.599 Euro
Zunächst wird das neue Ca Go CS in drei Ausstattungsvarianten erhältlich sein. Gemein haben alle ihren Rahmen und auch das verbaute Antriebssystem. Immer kommt der kräftige Bosch Cargo Line Motor in Kombination mit einem Powerpack 545 Akku zum Einsatz. Ein Upgrade auf den größeren 725 Wh Akku ist ab Werk jedoch ebenso möglich wie das Nachrüsten eines Kiox Displays, das ansonsten nur beim Topmodell CS200 verbaut ist. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den drei Modellen ist die verbaute Schaltung.
Ca Go CS100
Antrieb: Bosch Cargo Line
Akku: Bosch Powerpack 545
Bedienteil: Bosch LED Remote
Schaltung: Microshift Advent Kettenschaltung 9-fach
Bremsen: Magura MT5 / MT4 203mm
Preis: 5.590 Euro
Ca Go CS150
Antrieb: Bosch Cargo Line
Akku: Bosch Powerpack 545
Bedienteil: Bosch LED Remote
Schaltung: Enviolo CVP Trekking
Bremsen: Magura MT5 / MT4 203mm
Preis: 5.990 Euro
Ca Go CS200
Antrieb: Bosch Cargo Line
Akku: Bosch Powerpack 545
Bedienteil: Bosch LED Remote
Schaltung: Enviolo CVP Trekking + Gates Carbonriemen
Bremsen: Magura MT5 / MT4 203mm
Preis: 6.490 Euro
Erste Praxiseindrücke
Wir hatten bereits vor Release die Gelegenheit, das neue Ca Go CS für einen kurzen Zeitraum zu testen und uns selbst von den angepriesenen Qualitäten zu überzeugen. Dabei konnten vor allem Fahrverhalten und Ergonomie überzeugen, zwei der wohl wichtigsten Eigenschaften eines hochwertigen Alltags-Bikes.
Um die Versprechen von Ca Go auf die Probe zu stellen, wurde die Center Rack Plattform mit einer vollen Getränkekiste beladen. Dabei war es verblüffend, dass sich das Fahrverhalten gegenüber einer Testfahrt komplett ohne Beladung kaum merklich veränderte. Wer schon einmal eine Getränkekiste auf einem klassischen Heckgepäckträger transportiert hat, weiß, dass das alles andere als selbstverständlich ist.
Auch davon abgesehen konnte das Ca Go CS im Handling überzeugen: Angefangen vom sehr stabilen Mittelständer bis hin zum intuitiven Lenkverhalten. Letzteres zauberte uns in Kombination mit den kleinen Laufrädern auf engen Radwegen immer wieder ein Grinsen ins Gesicht. Die verbauten Komponenten wussten zu gefallen, vor allem die kräftigen Bremsen in allen Ausstattungsvarianten sind uns ein Sonderlob wert.
Die Sitzposition auf dem Ca Go CS ist ausgesprochen entspannt und lässt sich vielleicht mit „sportlichem Hollandrad-Feeling“ ganz gut umschreiben. Selbst mit knapp 1,90m Körpergröße lässt sich das Rad gut anpassen und fühlt sich keineswegs zu klein an.
Wirklich negativ fiel uns während des (zugegeben sehr kurzen) Testzeitraums nichts auf. Das hohe Gewicht, das deutlich über der 30 kg-Marke liegt, ist zwar während der Fahrt nicht spürbar, erfordert aber einiges an Muskelkraft, wenn doch mal eine Treppe oder ähnliches im Weg ist.
Verfügbarkeit
Ab Oktober soll das Ca Go CS voraussichtlich im Handel erhältlich sein. Interessenten sollten entweder beim Fachhändler anfragen, oder regelmäßig auf der offiziellen Webseite vorbeischauen.