Bosch CX Gen 5 / Test: Spätestens seit der Eurobike in diesem Jahr ist klar: Ein neuer Bosch CX Motor steht in den Startlöchern. Auf der weltgrößten Fahrradmesse war der neue Antrieb bereits in abgeklebter Form bei vielen neuen E-Bikes und E-MTBs zu sehen. Heute ist es endlich soweit: Bosch stellt den Nachfolger seines wohl erfolgreichsten Motors vor – wir haben den Bosch CX Gen 5 bereits getestet, sowohl auf dem Prüfstand als auch auf dem Trail.
Eigentlich erstaunlich: Satte fünf Jahre ist es her, dass Bosch letztmals einen wirklich neuen Bosch CX Motor vorgestellt hat. In der Zwischenzeit erfolgte zwar die Umstellung auf das neue Smart System, dabei bliebt der Motor aber im Großen und Ganzen unverändert. Trotz dieses für die Fahrradbranche durchaus beachtlichen Alters erfreute sich der Bosch CX Gen 4 bis zuletzt größter Beliebtheit und zählte auch für uns weiterhin zu den besten Antrieben auf dem Markt.
Bosch CX 2025 (Gen 5): (Un)komplizierter Name
Der Nachfolger des Bosch CX Gen 4 wurde im Vorfeld meist als Bosch CX Gen 5 bezeichnet. Offiziell möchte sich Bosch jedoch von dieser Namensgebung verabschieden und bezeichnet den Motor schlicht als Bosch Performance Line CX. Die technische Bezeichnung lautet BDU38 – im Gegensatz zum Vorgänger BDU37 (=Bosch Drive Unit + Seriennummer). Leider wird dies auch dazu führen, dass es wohl in den Datenblättern und auch im Fachhandel nicht immer direkt ersichtlich sein wird, welcher der beiden Motoren denn nun verbaut ist. Hier hätten wir uns der Transparenz halber eine klare Abtrennung im Namen gewünscht.
Technische Daten: Überraschend unspektakulär
Angesichts der langen „Wartezeit“ auf den neuen Motor waren die Erwartungen entsprechend hoch. Ein Blick auf die technischen Daten des neuen Motors dürfte deshalb im ersten Moment deshalb möglicherweise für Ernüchterung sorgen. Viel hat sich auf dem Papier nämlich nicht getan. Die Antriebseinheit bringt weiterhin maximal 85 Nm Drehmoment, 600 Watt Maximalleistung und eine maximale Unterstützung von 340% mit.
Bosch CX Gen 4 | Bosch CX 2025 (Gen 5) | |
---|---|---|
Gewicht | 2,9 kg | 2,8 kg |
Max. Drehmoment | 85 Nm | 85 Nm |
Max. Leistung | 600 W | 600 W |
Max. Unterstützung | 340 % | 340 % |
Bosch verweist hierbei auf den „Dreiklang“ der Performance und wollte laut eigener Aussage ganz bewusst diesen Leistungsdaten festhalten. Diese hätten sich bewährt und wären für die allermeisten Fahrer auch mehr als ausreichend. Dem können wir zwar einerseits zustimmen – fehlende Power war nie das Problem des Bosch CX – aber einen kleinen Schritt nach vorn hätten wir dann auch hier durchaus erwartet.
Diesen kleinen Schritt nach vorn gibt es in puncto Gewicht. 100 Gramm konnte man hier im Vergleich zum Vorgänger einsparen. Mit 2,8 kg ist der neue Bosch CX BDU38 (Gen 5) zwar weiterhin nicht der leichteste Mittelmotor in dieser Leistungsklasse, lässt die Lücke zum Shimano EP801, Yamaha PW-X3 und Co. aber auf rund 50 g schrumpfen. Apropos schrumpfen: Auch bei den Abmessungen hat sich einiges getan. Seitlich betrachtet ähnelt der neue CX Motor stark dem im letzten Jahr vorgestellten Light-Assist Motor Bosch SX. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Befestigung über zwei Bolzen gleich ist.
Kompakt, aber nicht klein
Hier drängt sich dann auch direkt die Frage auf: Sind die beiden Motoren vielleicht kompatibel? Passt in einen Rahmen für einen SX Motor auch der neue CX und umgekehrt? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es leider nicht, denn da der neue CX deutlich dicker ist als der schmächtige SX, bieten hier die meisten Rahmen nicht genügend Platz. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, so bietet beispielsweise die Rahmenplattform von M1 Sporttechnik Platz für beide Motoren. Die allermeisten Hersteller setzen jedoch auf dezidierte Rahmen für SX und CX – für uns eine kleine verpasste Chance, um hier auch den Endkunden ein neues Maß an Modularität zu bieten.
Zusammen mit dem Motor stellte Bosch auch zwei neue Akkus – den Powertube 600 und 800 – und ein neues Display – das Purion 400 – vor. Detaillierte Infos dazu und zu den weiteren Neuerungen für das Bosch Smart System 2025 findet ihr in unserem dezidierten Artikel dazu:
Bosch Smart System 2025: Neuer Bosch CX, neue Akkus und Purion 400
Bosch Smart System 2025 / Produktnews: Zum zweiten Mal in diesem Jahr legt Bosch für sein Smart System nach. Mit zwei neuen Akkus mit 600 und 800 Wh und dem Purion 400 Display baut man sein Ökosystem weiter aus und schließt einige Lücken im Portfolio. Vor allem die beiden neuen Energiespeicher eröffnen neue Möglichkeiten. Als […]
Bosch CX 2025 (Gen 5) auf dem Prüfstand: Leistungsdaten
Wir hatten bereits im Vorfeld die Gelegenheit, den neuen Bosch CX (Gen 5) auf Herz und Nieren zu testen. Hierfür waren wir auch wieder im Prüflabor bei PTlabs, um die von Bosch k0mmunizierten Leistungsdaten zu überprüfen und uns darüber hinaus auch andere Werte wie den Energieverbrauch oder die thermische Stabilität anzusehen.
Ein Blick auf die von uns gemessenen Leistungswerte bestätigt das, was auch Bosch im Vorfeld kommuniziert hatte: Die beiden CX Motoren, BDU38 und BDU37, verhalten sich hier quasi identisch. Bei der Maximalleistung ordnen sie sich in einer Reihe mit Shimano EP801 und Brose Drive S Mag ein und können den Yamaha PW-X3 und den alten EP8 deutlich hinter sich lassen. Die Pinion MGU bietet etwas mehr Leistung, während Sachs RS, Panasonic GX Ultimate Pro und TQ HPR120s klar davonziehen. Keine Überraschungen also. Gleiches gilt für unsere Messung bei „nur“ 100W Eingangsleistung, die eine alltäglichere Situation abbilden soll. Auch hier liegen die beiden CX Motoren gleichauf. Bosch hält also daran fest, dass der Turbo Modus in seiner Standardeinstellung deutlich mehr Eigenleistung des Fahrers erfordert, um die Maximalleistung des Motors zu erreichen als es beispielsweise bei Shimano oder Pinion der Fall ist, die beide hier deutlich mehr Leistung bieten.
Genau diese eher sportlichere Grundeinstellung des Turbo Modus zeigt sich auch in unserer Leistungskurve, bei der wir die Eingangsleistung ins Verhältnis zur Ausgangsleistung setzen. Die Leistung nimmt beim Shimano EP801 deutlich schneller zu und der Motor erreicht bereits bei etwas über 100W Eingangsleistung seine Maximalleistung, während man bei den beiden Bosch CX Motoren fast 200W auf die Pedale bringen muss. Dieses Verhalten ließe sich wahrscheinlich über Anpassungen in der Bosch eBike Flow App verändern. Eine entsprechende Messung haben wir für die Zukunft geplant.
Erstmals haben wir für den neuen Bosch CX (Gen 5) auch eine Kadenzkurve aufgenommen. Hier setzen wir die Trittfrequenz des Fahrers ins Verhältnis zur Ausgangsleistung des Motors. Wir führen diese Messungen bei durchschnittlich 130W Eingangsleistung durch, um eine alltägliche Situation abzubilden. Hier zeigen sich nun teils eklatante Unterschiede zwischen den einzelnen Motoren. Auffällig ist, dass die beiden Bosch CX Antriebe wieder quasi identisch sind und ab einer Kadenz von rund 50 unglaublich konstant bleiben. Alle anderen von uns gemessenen Motoren schwanken deutlich stärker: Die Pinion MGU nach oben, der Shimano EP801 nach unten.
Bosch CX 2025 (Gen 5) auf dem Prüfstand: Derating
Moderne E-Bike Motoren werden immer leistungsfähiger bei gleichzeitig immer kompakteren Abmessungen. Das ist beeindruckend, hat jedoch nicht nur Vorteile; egal wie ausgeklügelt die Technik im Inneren auch sein mag, irgendwann stoßen alle Hersteller an die Grenzen der Physik, denn hohe Leistung erzeugt auch immer eine hohe Abwärme, die dann effektiv abgeführt werden muss, um diese Leistung auch über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten zu können. Ab einem bestimmten Punkt tritt quasi bei allen Motoren sogenanntes thermisches Derating auf: Der Motor drosselt seine Leistung.
Um diesem Trend zu immer kleineren Gehäusen Rechnung zu tragen, führen wir künftig auch immer eine Derating-Messung durch, um festzustellen, wann die jeweiligen Motoren an ihre Grenzen stoßen. Hierfür rufen wir mit 250W Eingangsleistung in der höchsten Unterstützungsstufe und bei simulierter Steigung von 10% die Maximalleistung ab. Über einen Zeitraum von 15 Minuten messen wir die Ausgangsleistung und überwachen gleichzeitig mit einer Wärmebildkamera die Temperatur des Motorgehäuses.
Um für eine bessere Vergleichbarkeit zu sorgen und den „Faktor Fahrrad“ möglichst klein zu halten, haben wir die Motorabdeckungen bei allen Testrädern entfernt. Zudem sorgte ein großer Industrielüfter für sehr starken, simulierten Fahrtwind, um den Motoren möglichst ideale Bedingungen zu geben.
Hier zeigt sich nun erstmals ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Bosch CX Motoren. Während der „alte“ Bosch CX Gen 4 bei rund 8 Minuten bereits deutlich an Leistung verliert, hält der neue Bosch CX (Gen 5) wesentlich länger durch. Zwar tritt hier nach rund 12 Minuten ebenfalls Derating auf, angesichts des kleineren Gehäuses ist dies dennoch ein beachtlicher Fortschritt. Andere Motoren verhalten sich ähnlich: Die Pinion MGU ist etwas stabiler und kann hier wohl von ihrem großen Gehäuse und dem damit einhergehenden Plus an Kühlfläche profitieren. Der Shimano EP801 handhabt die Problematik grundsätzlich anders und drosselt schlagartig und sehr stark, bringt die Leistung jedoch auch wieder zurück. Der Brose Drive S Mag war zwar beeindruckend stabil bei seiner Leistung, wurde mit fast 90°C Gehäusetemperatur jedoch auch deutlich wärmer als die Konkurrenz, die sich meist bei rund 75°C einpendelte.
Bosch CX 2025 (Gen 5) auf dem Prüfstand: Energieverbrauch
Den Energieverbauch der einzelnen Antriebe haben wir ebenfalls ermittelt. Hier machen wir zwei rudimentäre Messungen bei 0% und 10% Steigung und messen die Energieentnahme aus dem Akku. Dies ist nur ein grober Richtwert und bildet kein realistisches Szenario ab, das aufgrund vieler Faktoren von Reifen über Fahrweise, Untergrund, Hinterbau und mehr deutlich beeinflusst wird. Entsprechend sind die ermittelten Zahlen mit Vorsicht zu genießen, geben aber durchaus etwas Aufschluss, ob es starke Ausreißer nach oben oder unten gibt. Genau das sehen wir nun nämlich beim neuen CX (Gen 5), der bei unserer Messung bergauf deutlich weniger Strom verbraucht als sein Vorgänger und quasi alle anderen Antriebe der Konkurrenz.
Nun sind solche Prüfstandsmessungen zwar durchaus spannend, doch keinesfalls entscheidend für ein gutes, harmonisches Fahrgefühl. Deshalb haben wir den neuen Bosch CX in unterschiedlichen Testbikes in verschiedensten Szenarien auch in der Praxis getestet, um Ansprechverhalten, Features und der Lautstärke auf den Grund zu gehen.
Bosch CX 2025 (Gen 5): Endlich Ruhe!
Lautstärke von E-Bike Motoren ist ein kompliziertes Thema, da sie einerseits sehr subjektiv wahrgenommen wird und auch stark von der Fahrweise abhängt. Dennoch: Die meisten dürften sich einig sein, dass die Geräuschkulisse wahrscheinlich das größte Manko des „alten“ Bosch CX Gen 4 war. Das penetrante, hochfrequente Summen bergauf war ebenso unangenehm wie das laute Klappern auf dem Trail bergab. Dessen war man sich auch bei den Schwaben bewusst und rief eine Verbesserung der Geräuschkulisse als Entwicklungsziel Nummer eins aus. Entsprechend groß fallen die Verbesserungen aus.
Vor allem E-Mountainbiker dürften sich über die Nachricht freuen, dass das Motorklappern des Vorgängers komplett beseitigt wurde. In keinem unserer Testräder klapperte der Motor selbst – dass dennoch keines davon zu 100% klapperfrei war, ist eher den Herstellern zuzuschreiben, die hier nun ihre Hausaufgaben machen und bei Akkuintegration, Leitungsverlegung und Co. für Ruhe sorgen müssen.
Auch das hochfrequente Summen wurde nun deutlich verbessert. Zwar ist auch der neue Bosch CX (Gen 5) nicht lautlos, aber deutlich leiser und weniger penetrant als sein Vorgänger. Je nach Situation und Untergrund rückt er in puncto Lautstärke nun an den Brose Drive S Mag heran, der aber weiterhin die Messlatte in diesem Bereich der Full Power Motoren ist. Ebenfalls auffällig: Wie schon beim Bosch SX wird auch der neue CX merklich lauter bei höherer Temperatur. Am Anfang des Rides ist er selbst bei hoher Belastung fast lautlos – nach einigen Minuten hoher Last fällt das Summen dagegen deutlich lauter aus. Natürlich spielt insgesamt auch das Rahmenmaterial eine große Rolle: In einem massiven Aluminiumrahmen werden die Geräusche besser gedämpft als bei leichten Carbon-Konstruktionen, die gar noch als zusätzlicher Resonanzkörper dienen.
Bosch CX 2025 (Gen 5) auf dem Trail: Neue Sensorik für mehr Feinfühligkeit
Neben der Lautstärke hat man bei Bosch für den neuen Motor insbesondere an der Sensorik und der Software gefeilt. Das ist deshalb etwas überraschend, da auch der Vorgänger – trotz seines „Alters“ – noch heute zu den besten Antrieben gehört, wenn es um Ansprechverhalten und Dynamik geht. Dennoch sah man bei Bosch hier Raum zur Verbesserung: So spendierte man dem neuen CX unter anderem auch Inertialsensoren, die die Lage und Beschleunigung messen. Zusammen mit Drehmoment- und Geschwindigkeitssensoren weiß das System so zu jeder Zeit, was passiert: Ist man auf einer steilen Forststraße unterwegs, knallt man einen Wurzeltrail nach unten oder fährt man einfach nur an der Ampel an? Entsprechend passt es das Unterstützungsverhalten an.
In der Praxis fühlt sich das zunächst gar nicht so anders an, als das was man vom Vorgänger kennt. Erst im direkten Vergleich werden die teils beachtlichen Fortschritte deutlich: Der neue Bosch CX (Gen 5) reagiert schneller und zugleich feinfühliger. Gerade das Ansprechverhalten beim Anfahren ist ein großer Schritt nach vorn. Verantwortlich dafür ist der angesprochene Lagesensor, der die Leistung beispielsweise beim Anfahren im steilen Gelände entsprechend besser kontrollierbar macht.
Zu Nutze macht sich der Motor die neue Sensorik auch dann, wenn das Hinterrad Grip verliert. Wird vom System registriert, dass der Hinterreifen durchdreht, wird die Unterstützungsleistung reduziert. Im technischen Uphill ist das ein spürbarer Fortschritt. Ähnliches gilt für die Schiebehilfe: Da der Motor jederzeit weiß, wie steil das Gelände ist, wird hier die Maximalgeschwindigkeit angepasst und gegebenenfalls reduziert.
Revolution abgesagt – lohnt der Umstieg?
Insgesamt fährt sich der neue Bosch CX (Gen 5) auch weiterhin wie ein Bosch: Wer mit dem Vorgänger gut klarkam, wird sich auch hier direkt zurechtfinden. Zugleich hat man an einigen Stellschrauben gedreht, um das bereits sehr gute Fahrverhalten noch etwas besser zu machen. Aber: Wer hier bahnbrechende Veränderungen oder grundlegende Neuerungen erwartet hat, dürfte enttäuscht werden.
Bosch hat mit dem neuen CX (Gen 5) einen vorsichtigen Weg der Evolution gewählt: Viele der Vorzüge des bekannten CX Motors hat man beibehalten, zugleich aber dort nachgebessert, wo es klare Defizite gab – vor allem bei der Lautstärke. Mit den neuen Sensoren stellt man außerdem die Weichen in Richtung Zukunft. Genau das könnte vielleicht auch das beste Argument für den neuen CX Motor sein im Vergleich zum Vorgänger: Selbst wer eigentlich mit dem CX Gen 4 heute gut bedient wäre, könnte künftig bei neuen Updates in die Röhre schauen. Wer also beim Neukauf großen Wert auf Zukunftssicherheit legt, sollte durchaus über den neuen Bosch CX nachdenken – zumal sich auch bei den Akkus einiges getan hat. Andererseits: Der CX Gen 4 ist weiterhin ein sehr guter Motor und gerade Schnäppchenjäger könnten hier in den nächsten Monaten gute Angebote finden.