Test Fizik Vento Argo Adaptive: Der italienische Hersteller rundet sein 3D-Programm mit einem vergleichsweise preiswerten Modell ab, das mit unterschiedlich straffer Polsterung hohen Komfort verspricht – und auch weitestgehend liefert.
Auf dem Gebiet der Fahrradsättel geben 3D-Modelle nach wie vor technologisch den Ton an. Die mit innovativen Methoden gefertigten Polster aus feinen Verstrebungen, die am Rechner in jeder beliebigen Form konstruiert werden können, bieten den Herstellern ganz neue Möglichkeiten: Nachgiebigkeit bzw. Festigkeit können genau angepasst werden, sodass der fertige Sattel in bestimmten Bereichen stärker unterstützt, in anderen Zonen dagegen mehr Dämpfung bietet.
Fizik Vento Argo Adaptive: Einstieg in die Welt der 3D-Sättel
In der Theorie erlaubt das optimale Druckverteilung und damit perfekten Sitzkomfort, im wirklichen Leben ist die Sache aber etwas komplizierter. Den einen Sattel, der allen gut passt, gibt es nicht; unterschiedliche Ansätze beim Aufbau, zahllose Formen und verschiedene Breiten erschweren die Auswahl. So kann es Jahre dauern, bis man sich auf ein Sattelmodell festgelegt hat.

Bei den 3D-Sätteln sorgen auch die hohen Preise dafür, dass man ein entsprechendes Modell nicht mal so eben ausprobiert. Es sei denn, man stößt auf den Fizik Vento Argo Adaptive: Mit 259 Euro ist dieses Modell des 3D-Pioniers zwar immer noch recht teuer, aber 100 bis 150 Euro preiswerter als die Topmodelle vieler Hersteller. Und gespart wird nicht an der Polsterung – ist dieser Sattel also der Preis-Komfort-Sieger?
Recht geringes Gewicht ohne Carbon-Bauteile
Mit 258 Gramm in der 150 mm breiten Version (daneben gibt es eine 10 mm schmalere) ist der Fizik Vento Argo Adaptive erst einmal nicht übermäßig schwer. Dabei setzt der Argo auf Kium-Metallrohre statt auf ein Carbon-Gestell sowie auf eine Sattelschale aus Kunststoff – beides langlebig und unkompliziert in der Handhabung. Dei Schale verfügt über eine längliche Aussparung im mittleren Bereich, was man allerdings nur von unten so richtig sieht – die 3D-Polsterung bedeckt nämlich die komplette Satteloberfläche, was manchen besser gefallen dürfte als das „Loch“ im Sattel.
Wer ein bisschen auf dem Material herumdrückt, bemerkt gleich die Zonen unterschiedlicher Festigkeit: Hinten und in der Mitte ist das wabenförmige 3D-Gerüst merklich weicher ausgeführt; die Seiten sind fest und die Nase fällt ebenfalls ziemlich straff aus. Der deutlich sichtbare Rand rund um die Aussparung ist wiederum eher weich und verhindert damit, dass es in diesem Bereich zu Druckstellen kommt.
Mittellanger Sattel für fixe Sitzposition
Im Profil ist der 265 mm lange Sattel flach; wer sich am Berg hinten abstützen will, dürfte eher mit dem Fizik Tempo Aliante klarkommen, dessen Heckpartie merklich ansteigt. Beim Vento Argo sucht man sich eher eine fixe Wohlfühl-Position und bleibt darin – dazu passt, dass das Material sehr griffig ist und verhindert, das man ungewollt hin und her rutscht.

Wie fühlt sich die 3D-Polsterung nun also an? Erst einmal unauffällig. Es gibt 3D-Sättel, die merklich höhere Stoßdämpung bieten, sich dann aber auch etwas schwammig anfühlen. Der Fizik ist vergleichsweise straff und bietet festen Halt, dabei aber gerade im mittleren Bereich angenehmen Komfort. Wer einen eher schmalen Sattel gewohnt ist, sollte den Vento Argo Adaptive in der 140-mm-Variante wählen oder wird sich auf dem breiten Modell etwas weiter vorne positionieren. Dort fällt allerdings die straffe Nase auf, die durchaus etwas nachgiebiger sein könnte.
Auch bei diesem 3D-Sattel gilt: Wer mit der Form gut zurechtkommt und beispielsweise von einem günstigeren Fizik Vento Argo wechselt, wird die Hightech-Polsterung als deutliches Komfort-Plus verbuchen. Alle anderen sollten Kontur und Profil mit ihrem derzeitigen Sattel vergleichen und sich überlegen, worauf es ihnen besonders ankommt. Denn ein Allheilmittel ist auch der Fizik nicht. Neben seinem vergleichsweise günstigen Preis kann er aber sehr wohl hohen Sitzkomfort geltend machen.


