Mountainbikes: Test: Pivot Switchblade PRO XT/XTR – Verspieltes, flexibles Edel-Trailbike

Test: Mit dem neuen Pivot Switchblade PRO XT/XTR 1x haben die US-Amerikaner ein vielseitiges Trailbike mit Abfahrtsgenen entwickelt. Die Ausstattung, das Gewicht und der angegebene Federweg lassen zumindest auf ein Trailbike schließen, fährt man allerdings einmal mit dem perfekt abgestimmten Rad denkt man doch an ein reinrassiges Enduro. PIVOT erleichtert mit dem Switchblade XT/XTR euren Geldbeutel um 7.499 Euro, ob es das Wert ist?

Pivot Switchblade: (Fast) Perfekt verarbeiteter Rahmen

Den Carbon Rahmen bietet PIVOT beim Switchblade in fünf verschiedenen Größen (Von XS bis XL) an, eine Aluminiumvariante gibt es nicht. Erhältlich ist das PIVOT Switchblade in Blau oder in schwarz, jeweils mit Rot/Weißen Akzenten. Am sauber verarbeiteten Rahmen fällt als erstes das dw-link genannte Hinterbau-System auf. Zusammen mit einem Custom Tuned FOX FLOAT FACTORY DPS EVOL KASHIMA liefert dieser 135mm Federweg am Hinterrad, was sich aber aufgrund des virtuellen Drehpunktes nach deutlich mehr anfühlt. Kleiner Wermutstropfen beim Hinterbau ist die Umlenkung, hier sammeln sich Dreck und kleine Steine welche dann am Lack scheuern und diesen zum Abplatzen bringen.

Interessant ist auch die sehr breite Achsaufnahme, PIVOT setzt beim Switchblade auf mehr als nur BOOST-Standard. DT-SWISS liefert die dazu benötigte 157x12mm Steckachse, dadurch erhält das Bike noch mehr Steifigkeit und Stabilität. Der durch die breite Achse erhaltene Freiraum bietet nicht nur für eine 27,5“+ Bereifung genügend Platz, sondern es lassen sich ohne Aufwändige Umbaumaßnahmen auch 29“ Pneus einsetzen und das bei der kürzesten (428mm) Kettenstrebe am Markt. Alle nötigen Leitungen sind weitestgehend im Rahmen verlegt. Doch nicht nur die Leitungen finden im Rahmen seinen Platz, auch Shimano’s Di2 System kann komplett in das Unterrohr integriert.

Dieses ist auch noch durch einen perfekt dimensionierten Unterrohrschutz aus weichem Gummi vor Kratzern und Steinschlägen behütet. Im Rahmen des Tests stellte sich beim Unterrohrschutz heraus dass dieser beim Transport auf einem Dachträger an den Kontaktstellen schnell löse und die Abdrücke lange sichtbar sind. Auch hat sich eine der geschraubten (!) Abdeckungen der Kabelöffnungen gelöst und ging im Trail-Geruppel verloren. Hier könnte man bei der Preislage Loctite bzw. eine bessere Verklebung erwarten.

Pivot Switchblade: Moderne und agile Geometrie

Die Geometrie ist modern und für den Trail- bzw. Enduro-Einsatz passend ausgelegt. Durch die extrem kurze Kettenstrebe ist auch eine 29“ Bereifung kein Grund Agilität einzubüßen. Knapp 34cm Tretlagerhöhe und ein Lenkwinkel von 66,5° bei 27,5“+ respektive 67,25° bei 29“ sorgen auch im groben Gelände für genügend Reserven und Fahrspaß. Wir hatten die Möglichkeit beide Laufradsätze zu testen, 29“ sowie 27,5“+. Zum 27,5“+ gab es noch einen 17mm Spacer, der unterhalb des Steuerrohrs eingesetzt wird, mit dazu um die Geometrie an den Laufradsatz anzupassen.

Pivot Switchblade: Solide Shimano Ausstattung

Soweit das Auge reicht ist der Japaner Shimano verbaut, wir fuhren in unserem Test die XT/XTR Variante mit 1-fach Antrieb. Das Cockpit zierten Shimano XT Bremshebel und ein Shimano XT Trigger sowie unglaublich bequeme PIVOT Phoenix Griffe mit integrierten PadLoc genannten Gel-Pads an den Außenseiten. Diese Gel-Pads können aufgrund des schräg angesägten PIVOT Phoenix Team Carbon Lenker (760mm Breite) genügend Kräfte aufnehmen und sorgen auch bei langen Touren immer für eine angenehme Position der Hände.

An Vorder- sowie auch Hinterrad verzögert eine Shimano XT M8000 Bremse mit ICE-Tech und 180mm Rotoren, in allen Trail Situationen lässt sich diese sauber dosieren, sorgt aber auch für ordentlich Verzögerung und gilt noch dazu als eine der wartungsärmsten Bremsen am Markt. DT Swiss liefert an unserem Testbike die Laufräder, wir hatten für die 27,5“+ Variante DT XM Serie mit einer Innenweite von 40mm und für die 29“ Variante auch die XM Serie mit 25mm Innenweite. Beide Varianten nahmen die dazu passenden MAXXIS Reifen gut auf und lieferten guten Halt im Tubeless Aufbau.

Geschaltet wird am Hinterrad auf einer Shimano XT M8000 11-46 11 Speed Kassette mit Shimano XTR 11SPD GS Schaltwerk. Sattelstütze und Federgabel kommen von Fox. Die sehr leicht gängige Fox Transfer lässt sich ohne großen Kraftaufwand versenken und ist auch schnell wieder ausgefahren, im Anschlag – egal ob aus- oder eingefahren – erhält man von der Dropper Post ein klares akustisches Feedback, welches dem Fahrer die finale Position signalisiert. Dieses Feedback hat uns bei den Testfahrten sehr gut gefallen. Am Vorderrad arbeitet eine Fox 36 Factory Elite mit 150mm Hub, diese Federgabel signalisierte uns von Anfang an für welches Gelände das PIVOT Switchblade geschaffen ist. Butterweich und perfekt abgestimmt harmonieren die 150mm am Vorderrad sehr gut mit den 135mm am Hinterrad. Trotz des für den Enduro-Einsatz eher geringen Federwegs hatte man selbst bei Bikepark Test nie das Gefühl das PIVOT Switchblade und sein Fahrwerk an die Grenzen oder gar an den Anschlag zu bekommen. Alles in allem ist unser Test-Bike sehr solide ausgestattet und strahlt Langlebigkeit aus. Besser geht’s nur noch mit dem PIVOT Switchblade TEAM welches es auch mit Shimano Di2 Komponenten verfügbar ist.

Pivot Switchblade: Präzision fürs Grobe

Das PIVOT Switchblade ist konstruiert für 29“ und 27,5“+ Bereifung und wir hatten wie erwähnt beide Laufradgrößen im Test. Fangen wir bei den 29“ Laufrädern an: Für mich als 650B Fahrer, hatte ich Anfang eine große Skepsis gegenüber diesen „Wagon-Wheels“ was sich aber schnell – zumindest bergab – als unberechtigt erwiesen hat. Aufgrund des extrem kuren Hinterbau (der kürzeste am Markt) war es trotz der Reifengröße verspielt und wendig, auch bei technischen Teilstücken hatte man nie das Gefühl dass das Rad einem im Weg ist. Kleine Hindernisse wurden einfach nur überrollt und somit war auch im Uphill relativ wenig Rollwiderstand gegeben, für mein Empfinden fehlte aber doch noch ein etwas leichterer Gang an der Kassette zur Reserve. Die 46 Zähne pedalieren sich in Kombination mit der 29“ Bereifung etwas schwerer.

Anders verhielten sich die 27,5“+ Laufräder. Hier scheint das Verhältnis zwischen 46 Zähnen und dem Reifenumfang zu passen. Auch waren diese noch etwas agiler, aber vor allem deutlich satter im Trail. Da machte sich einfach das hohe Volumen der MAXXIS Recon+ bemerkbar, dies unterstützte das 150mm/135mm Fahrwerk noch einmal und gab selbst bei niedrigem Luftdruck von etwa 1 bar immer noch genügend Feedback vom Track. Bei einem noch geringerem Luftdruck von etwa 0,8 bar neigte der Reifen zum Abknicken aber blieb immer noch auf der Felge.

Pivot Switchblade: Ein Fahrwerk – weich wie Butter

Eine 150mm FOX 36 Factory Elite am Vorderrad, ein FOX Float Factory mit Custom Tuning für das Switchblade am 135mm Hinterbau. Hier setzt PIVOT auf Präzision. Neben einer – für Jedes Bike und Fahrergewicht individuellen – Luftdrucktabelle für die Federgabel, fällt auch am Dämpfer ein kleines nützliches Kunststoffanbauteil auf. Der SAG- Indikator ist für jedes PIVOT Bike individualisiert und bietet einem die Möglichkeit den von PIVOT ideal definierte Negativfederweg einzustellen. Dieses Customizing bringt Harmonie in die eigentlich unterschiedlichen Federwege an Vorder- und Hinterrad. Sperrt man den Dämpfer kommt man entspannt und „wippfrei“ am Gipfel an, öffnet man ihn wieder werden Steine und Wurzeln geradezu verschlungen.

Auf dem relativ steifen Rahmen sitzt man komfortabel bis sportlich und der speziell für PIVOT gefertigte WTB Sattel dämpft gut. Hat man beschleunigt werden die Gänge durch das Shimano XTR Schaltwerk auch unter Last sehr präzise gewechselt und bei ruppigen Abfahrten spannt das Shadow Plus System die Kette und verringert so das schlagen am – durch einen Kettenstrebenschutz gesicherten – Rahmen. So werden störende Nebengeräusche nahezu eliminiert. Die Shimano XT Bremse mit den 180mm Rotoren am Vorder- und Hinterrad ist sehr sauber zu dosieren, positiv ist uns auch noch die werkzeuglose Hebelweitenverstellung aufgefallen.