Anlässlich des zehnten Todestags von Marco Pantani am 14. Februar trafen sich am vergangenen Samstag im Bankettsaal eines Hotels in Bologna Freunde, Weggefährten und Familienmitglieder von „il Pirata“, um seiner zu Gedenken und um sich alte Geschichten zu erzählen.
Ich habe Marcos Fahrweise schon bewundert, als ich noch Amteur in Hamburg war.“
Einer der härtesten sportlichen Rivalen aus der „guten alten Zeit“ war sicherlich Jan Ullrich, der sich mit Marco Pantani so manches spannende Duell um die Krone der Tour de France lieferte. Die beiden standen sich immer mit größtem Respekt gegenüber. Wie Jan Ullrich in einem ausführlichen Interview bei Rai erzählte, war er schon zu Amateurzeiten ein leidenschaftlicher Bewunderer der angriffslustigen Fahrweise Pantanis.
# Jan Ullrich mit Pantanis Eltern Tonika (links) und Paolo (Mitte sitzend).
90 Minuten wurde der deutsche Tour-Sieger von Journalisten der RAI in einem improvisierten Fernsehstudio am Hotelpool interviewt. Und er genoss sichtlich, einmal nicht über Doping sprechen zu müssen, sondern nur über den Radsport. In Italien gehört „il Kaiser“, wie Ullrich damals und heute genannt wird, zu den großen Helden des Radsports. Zu denjenigen, die mit ihrem unverkennbaren Stil auf dem Rad zu sitzen echte Champions waren und eine eigene Ära prägten, wie es der italienische Moderator ausdrückte … auf eine Art und Weise, wie heute in Deutschland leider niemand mehr über Jan Ullrich sprechen würde.
Zu den Ehrengästen gehörten neben Radsport-Kollegen wie Guiseppe Guerini, Stefano Garzelli oder Evgeni Berzin auch der Franz Beckenbauer Italiens, Franco Baresi vom AC Milan.
Alle brachten Trikots und andere Erinnerungsstücke mit, die signiert und zu Gunsten einer italienischen Jugend-Hilfsorganisation versteigert wurden. Offizielle Gastgeber dieser Aktion waren Pantanis Eltern Tonina und Paolo.
Die beiden beharren auch nach zehn Jahren noch auf eine Wiederaufnahme der Ermittlungen, um die Umstände, die zum Tod ihres Sohnes führten, aufzuklären. Das Autopsie-Ergebnis „Tod durch eine Überdosis Kokain“ konnten sie nie akzeptieren. Marco sei getötet worden – in seinem Hotelzimmer seien keine Spuren von Drogen gefunden worden.
Tonina Pantani veröffentlicht dieser Tage gemeinsam mit dem italienischen Journalisten Francesco Ceniti eine Biografie ihres Sohnes mit dem Titel: „Im Namen Marcos: Das Herz einer Mutter, die Stimme eines Tifoso“. Darin erläutert sie unter anderem ihre Verschwörungstheorie.
Etwas neutraler nähert sich dem Thema ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Pantani: Je höher die Spitze, desto tiefer der Fall“. Dieser startet am heutigen Montag in den italienischen Kinos. Darüber, ob es eine deutsche Version geben wird, werden wir auf velomotion.de berichten.