Radsport: Die Tour de France ist gerade einmal vier Tage alt und wir haben schon fast alles gesehen. Es war kalt, regnerisch und warm. Wir konnten den Kampf gegen die Uhr bewundern, einen Start in Deutschland und Fahrten durch Belgien, Luxemburg und Frankreich. Neben zwei Flachetappen durften auch die Puncheur einmal ihr Können unter Beweis stellen. Auf der fünften Etappe geht es heute erstmals in die Berge. Nun müssen die Klassementfahrer ihre Karten auf den Tisch legen. Doch wer hat die besten Karten?
Die fünfte Etappe der Tour de France 2017 – Die Erste ohne Peter Sagan?
Was war das gestern für eine vierte Etappe? Zunächst war das Teilstück an Langeweile kaum zu überbieten, bis es dann am Ende Schlag auf Schlag ging. Doch bevor wir auf die hochexplosiven Ereignisse eingehen, wollen wir Guillaume Van Keirsbulck (Wanty-Group Gobert) noch einmal unseren Respekt für das fast 200 Kilometer lange Solo aussprechen. Am Ende hat es für ihn nicht gereicht. Dafür durften die Franzosen erstmals jubeln. Arnaud Démare (FDJ) gewann in Vittel den Massensprint. Wobei der Begriff Massensprint fast schon falsch ist, denn der Großteil des Feldes war von einem Sturz aufgehalten worden. Für das größte Thema des Tages sorgten dann schließlich Peter Sagan (Bora-hansgrohe) und Mark Cavendish (Dimension Data). Der Sturz von Mark Cavendish wurde nämlich laut der Jury vom Weltmeister ausgelöst. Daraufhin wollte man ihn zurückversetzen und ihm Punkte abziehen – bis schließlich der Sponsor Dimension Data ein ernstes Wörtchen mit den Organisatoren sprach. Daraufhin wurde Peter Sagan von der Tour de France ausgeschlossen – und die wilden Diskussionen im World Wide Web begannen. Es hat schon einen faden Beigeschmack, dass nun mit Arnaud Démare ein Franzose die besten Aussichten auf das Grüne Trikot hat. Ebenso wirft es kein gutes Licht auf die Tour de France, dass auf Druck von Dimension Data das Strafmaß angezogen wurde. Schließlich ist Dimension Data nicht nur das Team von Mark Cavendish, sondern auch ein offizieller Sponsor der Tour de France. Das Team Bora-hansgrohe hat gestern Abend Protest eingelegt. Stand jetzt wissen wir nicht, ob Peter Sagan heute mit dabei sein wird.
Vive Le Tour: Die erste Bergankunft steht an
So oder so: Ob man die Entscheidung der Jury nun akzeptieren möchte oder nicht – die Tour de France geht weiter! Auch ohne Peter Sagan würden wir spannende Etappen erleben und unseren Helden bei herausragenden Leistungen zujubeln können. Ganz nach dem Motto Vive Le Tour sollten wir diesem Sport treu bleiben. Die Fahrer werden uns dafür heute sicherlich mit einem spannenden Rennen danken, denn es geht erstmals in die Berge. Alle bisher in diesem Artikel genannten Fahrer werden mit dem Ausgang der Etappe also nichts zu tun haben. Die Kapitäne für das Gesamtklassement sind erstmals gefragt. Auch in der Bergwertung wird es Verschiebungen geben. Die Karten müssen auf den Tisch gelegt werden. Heute können Froome, Porte, Aru und Co. die Tour de France 2017 zwar nicht gewinnen, doch sie könnten sie verlieren. Denn es geht den Anstieg La Planche des Belles Filles hinauf.
La Planche des Belles Filles: 5,9 Kilometer lang & 8,5 Prozent steil
Die erste Bergankunft einer Grand Tour gibt den Zuschauern oftmals Aufschluss darüber, wie gut die Klassementfahrer in Form sind. Die heutige Etappe führt die Fahrer über 160,5 Kilometer von Vittel nach La Planche des Belles Filles. Unterwegs gibt es zwar einen Berg der dritten Kategorie zu absolvieren, doch richtig zur Sache gehen dürfte es tatsächlich erst am Ende. Der Schlussanstieg ist 5,9 Kilometer lang und im Schnitt 8,5 Prozent steil. Somit ist er zwar nicht sonderlich lang, doch dafür kann er als ziemlich steil bezeichnet werden. Immer wieder gibt es steile Rampen. Gleich zu Beginn wartet ein Abschnitt mit 13 Prozent, in der Mitte des Berges gibt es 11 Prozent und ganz am Ende geht es noch einmal 20 Prozent hinauf. Einen schlechten Tag sollten die Kletterer heute also besser nicht haben.
Unser Tipp: Chris Froome übernimmt Gelb – Fabio Aru gewinnt die Etappe
Chris Froome (Sky) lässt ungern etwas anbrennen. Nach dem Zeitfahren in Düsseldorf liegt der Brite in einer aussichtsreichen Position. Heute wird der Gelbe Geraint Thomas für ihn arbeiten müssen. Der Weg zur Maillot Jaune ist frei. Auch wenn Chris Froome in diesem Jahr zumindest in der Vorbereitung zur Tour de France nicht gesehene Schwächen offenbart hat, sehen wir ihn immer noch als den stärksten Klassementfahrer an. Als größten Widersacher erkennen wir neben dem viel genannten Richie Porte (BMC) den Italiener Fabio Aru (Astana). Bei der Italienischen Meisterschaft hat er sich nach seiner Verletzung eindrucksvoll zurückgemeldet. Ihm kommt der kurze aber knackige Anstieg entgegen. Wenn Fabio Aru die Tour de France gewinnen will, muss er genau auf solchen Etappen den Unterschied machen. Auch Daniel Martin (Quick-Step Floors) und Nairo Quintana (Movistar) liegen solche Berge. Sie sollten ebenfalls in den Kampf um den Etappensieg eingreifen können. Jakob Fuglsang (Astana), Rafal Majka (Bora-hansgrohe) und Romain Bardet (Ag2r) bevorzugen eher die längeren Anstiege. Ihre Zeit wird noch kommen. Und wie präsentiert sich Emanuel Buchmann? Eine Top Ten-Platzierung wäre ein großer Schritt Richtung Weißes Trikot!
*** Fabio Aru
** Daniel Martin, Richie Porte
* Chris Froome, Nairo Quintana, Romain Bardet
Gesamtwertung der Tour de France 2017 nach 4 von 21 Etappen (ohne P. Sagan)
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Geraint Thomas | Großbritannien | Sky | 14:54:25 |
2. | Chris Froome | Großbritannien | Sky | +0:12 |
3. | Michael Matthews | Australien | Sunweb | st |
4. | Edvald Boasson Hagen | Norwegen | Dimension Data | +0:16 |
5. | Pierre Latour | Frankreich | Ag2r | +0:25 |
6. | Philippe Gilbert | Belgien | Quick-Step Floors | +0:30 |
7. | Michal Kwiatkowski | Polen | Sky | +0:32 |
8. | Tim Wellens | Belgien | Lotto Soudal | st |
9. | Arnaud Démare | Frankreich | FDJ | +0:33 |
10. | Nikias Arndt | Deutschland | Sunweb | +0:34 |