Dass Cyclocross ein Wintersport ist, wissen wir nicht erst, seit sich die UCI um eine Zulassung bei den olympischen Winterspielen bemüht. Anders als beim Rennrad, wo es leicht und luftig sein darf, muss bei Querfeldein-spezifischer Ausrüstung also auf Wärme und Trockenhaltung geachtet werden – das gilt für Hose und Trikot ebenso wie fürs Schuhwerk. Normale MTB-Schuhe eignen sich meist weniger zum Crossen, will man sie nicht mit Überschuhen tragen. Regelrechte Winterschuhe wiederum sind vielfach zu schwer und zu wenig flexibel – Stichwort Laufpassagen. Kurz, ein echter Cross-Schuh muss her, einer, wie ihn Northwave mit dem Modell Hammer CX liefert. Eine Info vorweg: Neben der Tricolori-Testversion liefern die Italiener auch eine schwarze Variante – weniger auffällig, aber vielleicht auch länger ansehnlich nach zahllosen Fangopackungen.
Ein Radschuh aus Synthetik mit hochgezogener Fersenpartie und Neopren-Stulpe, das ist der Northwave Hammer CX in Kurzform. Mehr findet man beim ersten Anziehen heraus, das sich als gar nicht so einfach herausstellt: Man muss schon kräftig an der hinten befestigten Schlaufe ziehen und sich mit den Zehen vorantasten, um hineinzukommen; keine schlechte Idee ist die Zuhilfenahme eines Schuhlöffels. Ist man einmal drin, sitzt der Hammer CX zwar fest, aber keineswegs eng; im Zehenbereich ist sogar erstaunlich viel Platz. Gleichzeitig zeigen ein paar versuchsweise Laufschritte: Um festen Halt an der Ferse muss man sich in keiner Situation Gedanken machen.
Drei Klettriemen verschließen den Schuh, der dort, wo sich sonst die Zunge befindet, von dem die Stulpe bildenden elastischen Neopren-Material verschlossen wird. Großer Vorzug dieser Konstruktion: Auch wenn man die Riemen fest anzieht, wirft nichts drückende Falten, keine verrutschende Zunge muss zurechtgerückt werden. Es ist der feste, nirgendwo einengende Sitz, der schon vor der ersten Fahrt positiv auffällt. Dabei wählten wir die Größe analog zu normalen Straßenschuhen, in meinem Fall eine 43. Wer beim Crossen gerne dicke Socken trägt, sollte eine halbe Nummer größer ausprobieren.
Dicke Socken passten bei mir nicht rein; warme Füße auf der Testfahrt, eben das, was man von einem Winterschuh erwartet, dürften also alleiniges Verdienst des Northwave-Treters sein. Die Testbedingungen: fünf Grad Lufttemperatur, moderates Tempo, kaum Laufstrecken – Verhältnisse also, bei denen man in normalen MTB-Schuhen schon bald kalte Zehen bekommt. Nicht mit dem Hammer CX: Nach zweieinhalb Stunden Fahrzeit fühlten sich lediglich die Fußsohlen etwas kühl an, alles andere war mollig warm. An wirklich kalten Tagen könnte man die dünne, das Fußgewölbe leicht unterstützende Einlegesohle versuchsweise durch eine Thermosohle ersetzen. Auch die Stulpe, die bis auf den Knöchel reicht, ist angenehm wärmend.
Northwave Deutschland hatte uns extra darauf hingewiesen, dass der Hammer CX zwar wasserabweisend sei, nicht jedoch wasserdicht. Einen dahingehenden Verdacht erregen die Öffnungen vorne am Fuß und an den Seiten, kenntlich durch die grüne Unterlegung. Sie sollen ein gewisses Maß an Belüftung bieten, aber lassen sie nicht auch Feuchtigkeit hinein? Ein darauf ausgedrückter patschnasser Schwamm jedenfalls hatte keinerlei Auswirkungen, innen blieb die Socke trocken. Die Stulpe nimmt zwar an der Außenseite sichtbar Feuchtigkeit auf, leitet sie jedoch nicht nach innen. Das mag anders aussehen, wenn man minutenlang in einer knöcheltiefen Pfütze steht – aufspritzendes Wasser und nasse Erdklumpen jedoch sollten am Hammer CX abprallen. Dessen glatte Oberfläche bietet ohnehin den Vorteil, dass sich Schmutz nicht so leicht festsetzen kann, dazu lässt sie sich gut sauberwischen.
Am zweiten Testtag wurde der Hammer CX dann noch stärker gefordert: zwei Grad plus und nasser, tiefer Boden, typische Querfeldein-Verhältnisse also. Nach gut eineinhalb Stunden war die grün-weiß-rote Pracht zwar weitgehend dahin, die Füße aber immer noch ziemlich gut temperiert und vor allem völlig trocken, trotz der nassen Schmiere, die die Schuhe bedeckte. Die Stulpe war außen nass, an der Innenseite aber ebenfalls völlig trocken.
//Fazit
Zum Radfahren eignet sich der Querfeldeinschuh von Northwave ganz hervorragend – wenn man an Steilpassagen die Pedale nach vorne schiebt, bleibt der Fuß fest im Schuh und die Zehen stoßen nicht vorne an; und wenn man im Wiegetritt den Fuß nach oben zieht, hat man nie das Gefühl, man könnte hinten hinausrutschen. Wie aber ist es beim Gehen beziehungsweise Laufen? Die Kunststoffsohle fühlt sich erst einmal ziemlich steif an, was sie ja auch sein soll; trabt man über weichen Untergrund, zeigt sich jedoch, dass die geringe Flexibilität kein Nachteil ist. Nur an ganz steilen Passagen wird man zum Zehengänger. Dann kommen auch die eingeschraubten Kunststoffstollen zum Zuge; außerdem liegen dem Schuh konische, 15 Millimeter lange Stahlstollen bei, die sich in festerem Erdreich bewähren dürften, wo sich die normalen Stollen nicht tief genug eindrücken können.
So hinterlässt der Tricolore-Treter rundum einen positiven Eindruck. Mit einem Gewicht um 390 Gramm (pro Schuh, Größe 43, ohne SPD-Cleat) fällt er nicht aus dem Rahmen, und mit einem Preis von 164,95 Euro ist er günstiger als die meisten MTB-Winterschuhe. Zudem bietet er dabei den Vorteil, wirklich Querfeldein-spezifisch ausgelegt zu sein. Wünschenswert wäre freilich ein größeres Farbspektrum – etwa in den Trikoloren der führenden Cyclocross-Nationen.
//Produkthighlights
- fester Sitz am Fuß
- hält angenehm warm
- sehr wasserfest
- rundum tauglich für Cyclocross
//Preis und Web
- 164,95 Euro
- www.northwave.com