In Lennestadt-Saalhausen wird am Sonntag die Saison der Internationalen KMC MTB-Bundesliga eröffnet. Mit den beiden Olympia-Siegerinnen Gunn-Rita Dahle-Flesjaa und Sabine Spitz sowie Vize-Weltmeister Manuel Fumic hat das Rennen im Sauerland prominente Namen auf der Startliste.
Gunn-Rita Dahle-Flesjaa ist die erfolgreichste Mountainbikerin aller Zeiten, ihre Erfolgsgeschichten sind abendfüllend. Olympiasiegerin 2004, neunfache Weltmeisterin, der Rekordwert von 28 Weltcupsiegen machen die 41-jährige Norwegerin zu einer lebenden Legende.
Die Betonung liegt auf „lebend“, denn sie fährt nach wie vor auf allerhöchstem Niveau, wie im April der zweite Platz beim Weltcup-Auftakt im südafrikanischen Pietermaritzburg bewiesen hat.
Dahle-Flesjaa hat vergangenen Sonntag das Rennen im österreichischen Haiming gewonnen. „Meine Form ist sehr gut, aber ich brauche die Rennen, wie in Saalhausen, um bei den kommenden Weltcups in Topform am Start zu stehen“, sagt die Multivan-Merida-Fahrerin. Bei KMC MTB Bundesliga Auftakt geht es für sie also auch darum die Grenzen der intensiven Belastbarkeit nach oben zu verschieben.
In Saalhausen trifft die Skandinavierin auf die zweite große Dame des Cross-Country-Sports. Sabine Spitz ist seit 15 Jahren in der Weltspitze zuhause, sammelt Medaillen wie andere Leute Briefmarken – darunter drei Olympische – und hat in den beiden Weltcup-Rennen in Südafrika und Australien nachgewiesen, dass sie noch immer bei der Musik ist. Platz sechs und Platz vier, trotz Defekt, sprechen für sich.
Sabine Spitz ist zurückhaltend, was ihre Ambitionen für Saalhausen angeht.
Während Dahle-Flesjaa den Australien-Trip ausgelassen hat, litt Sabine Spitz vergangene Woche unter den Nachwirkungen von Klima-Wechsel und Zeitverschiebung. „Die Heimreise aus Cairns hatte es in sich und ich fühlte mich noch tagelang ziemlich schlapp“, erklärt die Haibike-Athletin. Deshalb werde sie das Rennen eher „aus dem Training heraus“ fahren. „Die Daheim-Gebliebenen haben sicher eine bessere Vorbereitung gemacht“, glaubt die 42-Jährige, die als älteste Weltcup-Siegerin aller Zeiten in den Annalen des MTB-Sports steht (Andorra, Juli 2013).
Mit Vorjahres-Siegerin Alexandra Engen vom Ghost Factory Team wird eine dritte Fahrerin aus den besten Sechs des Weltcup-Auftakts in Saalhausen an der Startlinie stehen. Sie ist ja überdies auch die Titelverteidigerin der KMC MTB-Bundesliga.
Auch sie hatte mit der Zeitverschiebung ihre Probleme, zeigt sich aber wie gewohnt gut gelaunt. „Saalhausen kann kommen. Mir macht das immer Spaß dort zu fahren, weil die Strecke ein bisschen anders ist. Man bleibt länger in einer Gruppe zusammen“, sagt die schwedische Sprint-Weltmeisterin und schiebt Gunn-Rita Dahle-Flesjaa die Favoritenrolle zu.
Als Podest-Kandidatin muss man auch Adelheid Morath handeln. Die Teamkollegin von Sabine Spitz hat sich an die Weltspitze heran gearbeitet. Die Kletterkünstlerin hatte allerdings bis Anfang der Woche Probleme mit den Folgen eines Sturzes beim Weltcup in Südafrika. „Ich hoffe, dass es jetzt schnell wieder gut geht. Zuletzt war kein effektives Training möglich“, schränkt sie ihre Aussichten ein.
Der belgischen Meisterin Githa Michiels (KMC-Trek), die in Haiming überraschend Zweite hinter Dahle-Flesjaa war, ist ebenfalls eine ernst zu nehmende Gegnerinnen für die drei oben genannten Koryphäen.
Bei den Herren führt der Weg zum Sieg wohl vor allem über Vize-Weltmeister Manuel Fumic. Der Cannondale-Fahrer hat sich nach dem Weltcup in Cairns etwas Ruhe gegönnt. „Ich will Saalhausen nutzen, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Ich würde es für mich nicht als Trainingsrennen bezeichnen, eher als Vorbereitungsrennen“, sagt Fumic mit Blick auf die anstehenden Weltcup-Rennen in Nove Mesto und in Albstadt. Dass er dieses Jahr jedoch in Topform ist bewies er bereits mit einem starken Auftritt beim ersten Weltcup in Pietermaritzburg, wo er einen hervorragenden zweiten Platz holte.
Zu seinen größten Konkurrenten dürfte der Schwede Matthias Wengelin gehören. Der Schwedische Meister ist im vergangenen September beim Weltcup-Finale in Hafjell als Sechster erstmals in die Weltspitze vorgestoßen.
Der Niederländer Rudi van Houts hat ebenfalls das Potenzial Fumic gefährlich zu werden. Auch er war im Weltcup bereits in den Top-Ten zu finden.
Bei Markus Schulte-Lünzum darf man indes sehr gespannt sein. Der West-Münsterländer aus Haltern am See hatte sich von den ersten beiden Weltcups viel mehr versprochen. Ein 33. Rang in Pietermaritzburg war nicht das, was er sich erhofft hatte und in Cairns war das Rennen für ihn schon nach 200 Metern gelaufen, als er in einen Sturz verwickelt wurde, bei dem sein Bike demoliert wurde.
Eigentlich fühlt er sich gut in Form. „Ich bin zuversichtlich, bin aber nach den letzten Wochen auch gespannt und ein wenig nervös“, sagt Schulte-Lünzum. Der DM-Dritte von Focus gilt als einer der größten deutschen Hoffnungsträger für die Zukunft.
Das gilt auch für Julian Schelb, der die Sprint-DM am Tag zuvor auslässt, um einen Trainingstag mehr zu haben. Der Multivan-Merida-Biker wurde im September Vize-Weltmeister in der U23, wird in Saalhausen aber in der Elite an den Start gehen.
Die Sprint-DM lässt er zugunsten „eines Trainingstages“ sausen, obwohl er in Cairns als Fünfter im aufgetrumpft hat.